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Mit Karte, bitte!

In Bretten zahlen mehr Kunden bargeldlos

„Mit Karte, bitte”, laut der Sparkasse Kraichgau und der Volksbank Bruchsal-Bretten sollten Händler diese Bitte immer häufiger hören. Sowohl die Brettener Ladeninhaber als auch die Kunden, stehen dem bargeldlosen Bezahlen allerdings gespalten gegenüber.

Bitte mit Karte: Ingo Jäger vom der Gaststätte Altes Rathaus nimmt 50 Prozent mehr Kartenzahlungen seit Corona wahr.
Bitte mit Karte: Ingo Jäger vom der Gaststätte Altes Rathaus nimmt 50 Prozent mehr Kartenzahlungen seit Corona wahr. Foto: Thomas Rebel

Noch mehr Kunden zahlen seit Corona bargeldlos: Das bestätigen die Sparkasse Kraichgau und die Volksbank Bruchsal-Bretten. Ein wesentlicher Grund sei die Reduzierung möglicher Kontaktpunkte durch den Umstieg auf bargeldlose Zahlungen, sagt Andreas Wahl auf Nachfrage der Redaktion.

Der Teamleiter vom Medialen Vertrieb der Volksbank Bruchsal-Bretten berichtet: „Die Bar-Verfügungen an unseren Geldausgabeautomaten sind deutlich zurückgegangen, gerade in der Zeit der Ausgangsbeschränkungen.“ Die Weltgesundheitsorganisation hatte zu Beginn der Krise den Verzicht auf Bargeld empfohlen.

Die Brettener Händler nehmen den Wandel des Bezahlverhaltens unterschiedlich wahr. In der Bäckerei Stiefel können Kunden nach wie vor nicht mit Karte zahlen. „Ich habe keinen Moment überlegt, ich renne nicht jedem Mainstream hinterher“, sagt Friedbert Stiefel, Inhaber der Bäckerei.

Eine Nachfrage seitens der Kunden bestünde zudem nicht. „Die Deutschen hängen zum Glück an ihrem Bargeld“, meint Stiefel. Sollte eine Nachfrage entstehen, würde er aber mit sich reden lassen. Tatsächlich hängen viele Kunden an ihren Scheinen und Münzen. „Solange es die Möglichkeit noch gibt, zahle ich immer bar“, betont eine Marktbesucherin. Sie befürchtet, dass Kartenzahlung sie zum gläsernen Kunden werden lässt.

Nicht alle Brettener hängen am Bargeld

Solche Gedanken machen sich aber nicht alle Brettener. Der Inhaber des Restaurant „Altes Rathaus“ berichtet von 50 Prozent mehr Kartenzahlung. Insgesamt würden zwar immer noch deutlich mehr Kunden bar zahlen, doch die Ordner mit Kartenbelegen würden immer dicker.

Zudem sei der Wandel mit mehr Arbeit der Angestellten verbunden. „Für die Bedienungen ist es jedes Mal der doppelte Weg und die müssen eh schon öfter laufen, um die Tische zu desinfizieren“, sagt Jäger. Hinzu kommt, dass viele Kunden mit der Karte passend zahlen und kein Trinkgeld geben. Insgesamt arbeitet der Restaurantbesitzer mit zwei Kartenterminals. Es sei Zufall, dass er vor der Krise ein neues Gerät angeschafft habe.

Händler rüsten nach

Sowohl die Vertreter der ortsansässigen Sparkasse als auch der Volksbank haben seit der Coronapandemie eine gesteigerte Nachfrage nach Kartenterminals registriert. Die Anfragen seien sowohl von Händlern gekommen die bereits ein Gerät besitzen, als auch von Kunden die bisher lediglich überlegt hatten eines anzuschaffen, sagt Norbert Grießhaber. Der Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Kraichgau unterstreicht: „Viele Händler und Dienstleister haben den Zeitpunkt der Corona-Krise genutzt, neue Wege zu gehen.“

Ob mit Karte gezahlt wird, das sei eine Generationsfrage, meint Gebhard Nagel. Der Inhaber der Marktapotheke hat nur bei jüngeren Kunden einen kleinen Anstieg der Kartenzahlungen bemerkt. „Die trauen sich jetzt, auch 8,50 Euro mit der Karte zu zahlen“, sagt Nagel. Vor der Pandemie gab es bei ihm im Laden die Zehn-Euro-Grenze. Nur Beträge über diesem Wert konnten bargeldlos bezahlt werden. Diese Beschränkung sei eine betriebswirtschaftliche Rechnung gewesen, denn jede Bewegung, also jede Kartenzahlung, kostet den Inhaber der Apotheke sechs Cent.

Die Beträge, die nun durch Kartenzahlung entstehen, hielten sich aber im Rahmen, betont Nagel. Nach jedem Einkauf desinfizieren seine Mitarbeiter das Terminal. Bei seinen Kunden kommt die Möglichkeit zur bargeldlosen Zahlung gut an. „Ich nehme wenn möglich immer die Karte, in der aktuellen Zeit wird das ja auch so empfohlen“, sagt eine Apothekenbesucher.

Kartenzahlung mehr im Fokus

Katja Seebach vom Fachlädle vermutet, dass die Möglichkeit der Kartenzahlung durch die Coronakrise zudem einfach mehr in das Bewusstsein der Menschen gerückt ist. Bei ihr im Laden werden immer öfter auch kleine Beträge kontaktlos und ohne Eingabe des Pins bezahlt. Die Sparkasse und die Volksbank haben hierfür die Grenze bei 50 Euro gesetzt. Über diesem Betrag muss immer ein Pin eingegeben werden. Letztendlich ist es Seebach egal, wie ihre Kunden bezahlen: „Ich möchte den Kunden die Freiheit nicht nehmen, bar zu zahlen.“

Ab und zu ist die Karte aber auch für eingefleischte Bargeldfans die einzige Lösung. „Ich wollte eigentlich gar nichts kaufen“, erklärt eine Kundin an der Kasse von Mode Michel. Nun müsse sie mit Karte zahlen, sonst hätte sie vorher Bargeld abgehoben. Ihr sei das lieber, um den Überblick zu behalten.

Nur im Notfall mit Karte: Giuffrida Luciana von Mode Michel bedient am Tag durchschnittlich mehr Kunden die mit Bargeld zahlen.
Nur im Notfall mit Karte: Giuffrida Luciana von Mode Michel bedient am Tag durchschnittlich mehr Kunden die mit Bargeld zahlen. Foto: Thomas Rebel

Langzeit Entwicklung

Silvia Bott von Mode Michel, erinnert sich, dass ihre Kunden zu Beginn der Krise verunsichert waren und gefragt hätten, ob sie noch bar zahlen dürfen. In dem Modegeschäft war die Barzahlung immer möglich. Auch sie nimmt einen Generationsunterschied wahr: „Ältere Kunden, die nehmen sich vor einen Anzug zu kaufen und haben das Bargeld passend dabei. Jüngere zahlen ein reduziertes Shirt mit Karte.“ Insgesamt würden genauso viele Leute wie vorher bar zahlen. Den Trend zu mehr Kartenzahlung habe sie in den vergangenen Jahren deutlicher gemerkt als in Bezug auf die Coronazeit.



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