Am Montag, 17. Mai, können niedergelassene Ärzte alle Personen über 16 beziehungsweise 18 Jahren impfen. Außerdem öffnet das Land die Vergabe von Impfterminen in den Impfzentren für Verkäuferinnen und Verkäufer, Busfahrerinnen und Busfahrer sowie alle weiteren Personen aus der sogenannten dritten Priorität.
Voraussetzung dafür ist, dass Impfstoff verfügbar ist. Dieser bleibe allerdings weiterhin knapp, hieß es zuletzt von Seiten des Ministeriums.
Haben die Brettener sich schon um einen Impftermin bemüht oder haben sie es damit gar nicht so eilig?
Marion Bubeck aus Oberderdingen hat sich schon bei ihrem Hausarzt nach einer Impfung erkundigt. „Es ist aber kaum Impfstoff da und die Warteliste ist lang“, sagt die 54-jährige Krankenschwester in Rente.
Deshalb hält sie die Aufhebung der Priorisierung für verfrüht. Es seien nicht einmal alle 80-Jährigen zweitgeimpft, und „den Alten und Vorerkrankten sollte man den Platz nicht wegnehmen“, findet sie.
Warum will sie die Impfung? „Es ist einfach sehr umständlich, jedes Mal diese Tests einzuholen. Da überlegt man sich, ob man überhaupt noch loszieht.“
Der Inhaber des Restaurants Altes Rathaus, Ingo Jäger, ist froh, dass es mit dem Impfen vorangeht. „Die Strategie mit den Priorisierungen war eh nicht so der Knüller“, findet der 47-Jährige, „wir wären sonst schon viel weiter“.
Auch er hat sich bereits auf die Warteliste setzen lassen. Präferenzen für einen Impfstoff hat er keine. „Hauptsache man hat den Stempel und kann wieder ein halbwegs normales Leben beginnen“, sagt Jäger.
Er betont: „Wenn wir das von unseren Gästen erwarten, müssen wir mit gutem Beispiel vorangehen.“
Sascha Csetoes Mutter und seine Tante sind schon geimpft. Die Aufhebung der Priorisierung findet der 37-jährige Oberderdinger auch gut, was ihn selbst angeht, wartet er hingegen lieber noch ab.
Er sei aufgrund seiner körperlichen Verfassung auch nicht gefährdet, „gegen die Grippe habe ich mich auch nicht impfen lassen“, sagt Csetoe, „nur gegen Zecken und Tetanus“. Was aber die neuartigen Impfstoffe angeht, will er erst einmal die Langzeitwirkungen abwarten.
Die Entscheidung könnte ihm bald allerdings gewissermaßen abgenommen werden: „Wenn ich den Alltag nicht mehr bestreiten kann wie vorher, werde ich es wohl machen müssen“, sagt Csetoe.
Dirk Hase hält Repressalien für Ungeimpfte für den falschen Weg: „Es ist ungerecht, bei Menschen, die Angst haben, jetzt die falsche Hoffnung zu wecken, dass sie die Impfung unsterblich macht.“
Der Fokus auf bereits vor Corona überlastete Intensivstationen habe diese Angst befeuert. Die meisten Menschen wollten sich nur impfen lassen, um wieder in Urlaub fahren zu können. „Ich sehe es schon als kritisch, dass überhaupt geimpft werden muss“, sagt Hase.
In der Corona-Krise blicke man stets nur auf die Inzidenzzahlen, anstatt die Fälle in Relation zur Erkrankung zu setzen. „Wir haben noch nie so viel getestet und daher auch gar keine Vergleichswerte“, sagt er.
Viele Bekannte von Fabienne Prüfer haben sich schon impfen lassen, erzählt die 31-jährige Mutter.
Eigentlich hätte sie lieber noch ein oder zwei Jahre damit gewartet, „aber wir waren letztes Jahr schon gar nicht in Urlaub, und diesen Sommer muss das auf jeden Fall klappen“. Ihre Gedanken über mögliche Nebenwirkungen und ihre Sorge vor einer Zwei-Klassen-Gesellschaft sind damit auch erst einmal vom Tisch.
„Ich bin froh, dass die Unter-Sechsjährigen erst mal noch nicht geimpft werden müssen“, sagt sie mit Blick auf ihren zweijährigen Sohn. Bei ihrem Hausarzt hat sie schon angefragt, ein Termin ist wegen des knappen Impfstoff-Angebots aber so schnell nicht in Sicht.