Die Wildschweine sind auf dem Vormarsch. Rund um Karlsruhe, im Hardtwald und im Enzkreis – nur bei Bretten nicht. „Wir haben seit zwei oder drei Jahren keine großen Probleme mehr mit Wildschweinen“, sagt der Diedelsheimer Jagdrevierpächter und Mitarbeiter der Brettener Forstverwaltung Joachim Schell.
Wegen der vergangenen sehr trockenen Jahre seien viele der Tiere Richtung Rheinebene abgewandert, glaubt der Mitarbeiter der Brettener Forstverwaltung. Trotz Corona und der damit zusammenhängenden Probleme bei der Wildschweinjagd haben die Jäger laut Schell die Wildschweinpopulation in der Region rund um Bretten, Diedelsheim und Gondelsheim weitgehend im Griff.
Der Gondelsheimer Biogärtner Günter Kohler bestätigt, dass Wildschweine in den zurückliegenden Monaten so gut wie keine Schäden auf seinen Wiesen angerichtet haben. „Allerdings gibt es auch Kollegen, die auf ihren Feldern weniger Glück hatten“, berichtet er, dass wohl nicht überall in der Brettener Umgebung Ruhe an der Wildschweinfront herrscht.
Die meisten Bachen haben ja erst in den letzten Tagen und Wochen ihren Nachwuchs bekommen.Jürgen Bregler, Förster
So richtig wird sich die Entwicklung der Wildschweinpopulation wohl auch erst in den nächsten Wochen und Monaten zeigen. „Die meisten Bachen haben ja erst in den letzten Tagen und Wochen ihren Nachwuchs bekommen“, berichtet Jürgen Bregler, der als Förster für die Staatwälder rund um Oberderdingen, Kürnbach und Sternenfels zuständig ist.
Wildschweine suchen nach eiweißreicher Nahrung wie Egerlingen
Dort scheint die Wildschweinpopulation ähnlich hoch zu sein wie im benachbarten Enzkreis. Zumindest berichtet der Förster von einigen durch Schwarzkittel – wie die Jäger die Wildschweine nennen –, umgebrochenen Wiesen.
„Nach den Wintermonaten sind die Tiere verstärkt auf der Suche nach eiweißreicher Nahrung, also nach Engerlingen, Regenwürmern und anderen im Boden lebenden Tieren, und diese finden sie häufig auf Wiesenflächen“, erklärt Bregler, warum Wildschweine gerne Grasflächen umbrechen.
Schäden auf Fußballplätzen, in Parkflächen oder Hausgärten, wie man das aus der Pforzheimer und der Karlsruher Region kennt, kann er für den Oberderdinger Raum allerdings nicht bestätigen. „Wir mussten wegen Corona zwar auf die großen Drückjagden verzichten, haben aber mehr kleinere Drückjagden durchgeführt“, sagt Bregler. Er hofft nun, dass sich der Wildschweinbestand in den letzten Monaten nicht stark vergrößert hat.
Für einen Förster ist ein Wildschwein ohnehin kein Problemtier.Ewald Kugler, Leiter der Brettener Forstverwaltung
Ziemlich entspannt sieht der Leiter der Brettener Forstverwaltung das Wildschwein-Problem. „Für einen Förster ist ein Wildschwein ohnehin kein Problemtier“, sagt Ewald Kugler und fügt erklärend hinzu: „Im Wald richten die Tiere ja keinen Schaden an, sie nützen dem Wald sogar.“ Tatsächlich pflügen die Schwarzkittel ja bei der Nahrungssuche den Waldboden um und fördern dadurch das Keimen junger Bäume.
Es sind also vor allem Landwirte und Jäger, die unter einer zu hohen Wildschweinpopulation leiden. Landwirte durch den Schaden, den Wildschweine auf ihren Feldern anrichten, und Jäger, weil diese den durch Wildschweine angerichteten Wildschaden erstatten müssen.
Jäger: Immer mehr Menschen wandern rücksichtslos durch den Wald
Die ungewöhnlich viele Menschen, die es Corona bedingt überall in der Brettener Region in die Wälder treibt, müssen dagegen keine Schäden fürchten. Zumindest solange sie auf den Wegen bleiben. „Nur Wildschweine, die verletzt sind und nicht mehr fliehen können, oder Tiere mit Frischlingen können dem Menschen gefährlich werden“, betont Bregler.
Auf solche Tiere trifft man aber normalerweise nur, wenn man die Wege verlässt. „Derzeit beobachten wir allerdings immer häufiger Menschen, die ohne Rücksicht auf die Natur und ihre tierischen Bewohner mitten durch den Wald brechen“, ärgern sich sowohl Jürgen Bregler als auch Joachim Schell über das Verhalten mancher Waldspaziergänger.