Um die Klimaschutz-Ziele des Landkreises bis 2035 zu erreichen, hat die Stadt Bretten einen Energieplan erarbeitet, in dem verbindliche Maßnahmen für die Bereiche Wärme, Strom und Verkehr festgelegt wurden. Am vergangenen Dienstag hat der Gemeinderat dem Energieplan zugestimmt und sich unter dem Titel „Bretten zeozweifrei 2035“ als erste Stadt im Landkreis dem Ziel der bilanziellen Klimaneutralität innerhalb von 15 Jahren verpflichtet.
Der Energieplan entspricht der Kommunalen Wärmeplanung, wie sie vergangenes Jahr im Klimaschutzgesetz festgelegt wurde. Er wurde dem Gemeinderat bei der Klimaschutzwerkstatt am 6. Juni 2020 erstmals vorgestellt.
Zusammen mit der Firma Smart Geomatics hat die Umwelt- und Energieagentur Kreis Karlsruhe über 100 Handlungsansätze für die Einbindung von Stadtverwaltung, Stadtwerken, Brettener Baugesellschaften und Unternehmen in die Brettener Klimaschutz-Ziele ausgearbeitet.
Daraus sind 14 priorisierte Maßnahmen zur Co2-Reduktion entstanden, die in den nächsten drei Jahren weiter konkretisiert und möglichst auch umgesetzt werden sollen.
Im Bereich Wärme sind der Aufbau eines Nahwärmenetzes in der Kernstadt sowie eine Abwasserwärmenutzung in der Wilhelmstraße und für Gewerbe vorgesehen. Außerdem stehen Freiflächen-Solarthermie und Kraft-Wärme-Kopplung auf der Agenda. Diese Maßnahmen befinden sich bereits in einer Phase der Konkretisierung, wie es in der Beschlussvorlage heißt.
Nahwärmenetz für Ruit, Geothermie in Bauerbach
Darüber hinaus ist für Ruit ebenfalls ein Nahwärmenetz angedacht, für Dürrenbüchig ein Bioenergiedorf, und für Bauerbach eine Geothermienutzung. Im Bereich Strom liegt der Fokus auf Photovoltaikanlagen, die auf den Dächern gewerblicher und kommunaler Gebäude angebracht werden sollen.
Die Planung für letztere befindet sich ebenfalls schon in der Konkretisierungsphase. Mobilitäts-Stationen und Mitfahrbänke sollen schließlich auch die Klimaschutz-Ziele im Bereich Verkehr erfüllen helfen. Der Plan sieht außerdem eine klimagerechte Gartenschau 2031, klimaneutrale Baugebiete sowie lokale Energie- und Sanierungsmaßnahmen vor.
„Das Thema ist uns sehr ernst“, eröffnete Oberbürgermeister Wolff (Freie Wähler) den Tagesordnungspunkt, der deshalb an die erste Stelle gesetzt worden sei. „Das Ziel soll sein, für Bretten konkret zu werden“, schloss die Geschäftsführerin der Umwelt- und Energieagentur Kreis Karlsruhe, Birgit Schwegle, an Wolff an.
Armin Holdschick, Kommunalberater der Energieagentur, machte deutlich, dass die Wärmeplanung mit 48 Prozent gegenüber Strom (28 Prozent) und Verkehr (24 Prozent) den „Löwenanteil“ des Co2-Einsparpotenzials in den Gemeinden ausmacht. In Bretten würden nur 12 Prozent der für Photovoltaik zur Verfügung stehenden Flächen genutzt, hier sei noch viel Luft nach oben.
Alle Fraktionen wollen den Prozess zur Klimaneutralität in Bretten transparent gestalten
Martin Knecht (CDU) zitierte den EU-Kommissar für Klimaschutz, Frans Timmermans, mit der Forderung nach einem „fairen und solidarischen Übergang“ in eine klimafreundliche Politik. „Möge es nicht bei einem strategischen Lippenbekenntis bleiben“, mahnte Knecht. Denn die Preissteigerungen werden laut Timmermans vorwiegend ärmere Haushalte treffen.
Auch Aaron Treut (die aktiven) und Andreas Laitenberger (AfD) zeigten sich mit dem Ausbau alternativer Energiequellen einverstanden, meldeten aber Bedenken gegenüber möglicherweise hohen Ausgaben an. Bürgermeister Michael Nöltner (CDU) entgegnete mit dem häufig verwendeten Satz: „Es nicht zu tun, wird teurer.“
Darüber, dass alle gesellschaftlichen Gruppen am Entscheidungsprozess teilnehmen müssen und dieser entsprechend transparent gestaltet werden muss, waren sich alle Fraktionsvertreter einig. So auch Edgar Schlotterbeck (SPD) und Fabian Nowak (Grüne), der dem Energieplan im Namen der Fraktion „explizit“ sein Lob aussprach.
Bernd Diernberger (Freie Wähler) wollte wissen, wie es um den Beitritt zum European-Energy-Award und den Klimaneutralitätsbeauftragten steht, den Bretten bekommen soll.
Der Beitritt sei erfolgt, so Energieagentur-Geschäftsführerin Schwegle. Alles Weitere ergebe sich, wenn mit dem Beauftragten die Schnittstelle zu den Stadtwerken und somit dem Energieplan besetzt sei. „Wir haben heute einen Bewerberspiegel bekommen“, so OB Wolff. „Wir hoffen, dass da jemand dabei ist.“