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Pflegenotstand

Kliniken im Landkreis Karlsruhe finden genug Personal

Die Kliniken im Landkreis Karlsruhe haben im Gegensatz zu vielen anderen Krankenhäusern im Bundesland nicht mit Personalmangel zu kämpfen. Die Baden-Württembergische Krankenhausgesellschaft hatte im Dezember Alarm geschlagen, weil nach ihren Angaben zwei von drei Kliniken in den vergangenen zwölf Monaten Betten nicht belegen konnten. Grund sind die sogenannten Pflegepersonaluntergrenzen.

Für inzwischen acht Krankenhausbereiche gelten sogenannte Pflegepersonaluntergrenzen: In der Neurologie beispielsweise darf eine Pflegekraft in der Tagschicht maximal zehn Patienten betreuen.
Für inzwischen acht Krankenhausbereiche gelten sogenannte Pflegepersonaluntergrenzen: In der Neurologie beispielsweise darf eine Pflegekraft in der Tagschicht maximal zehn Patienten betreuen. Foto: Hoppe/dpa

Diese sollen zu einer entsprechenden Qualität in der Pflege und einer Entlastung der Mitarbeiter führen  und  sind mit Beginn des Jahres noch auf vier weitere Krankenhausbereiche ausgeweitet worden.

Die Untergrenzen gelten jetzt nicht mehr nur für die Intensivstationen, die Kardiologie, die Geriatrie und die Unfallchirurgie, sondern auch für die Herzchirurgie, die Neurologie, Schlaganfalleinheiten und die neurologische Frührehabilitation.

Vorgaben immer erfüllt

Sowohl die beiden Kliniken des Landkreises in Bruchsal und Bretten als auch das SRH Klinikum in Karlsbad-Langensteinbach berichten, dass es ihnen bis dato stets gelungen ist, die Vorgaben zu erfüllen. Im Gegensatz zu anderen Häusern mussten die Kliniken deswegen auch noch keine Betten stillegen. „Aber natürlich bedeuten die Untergrenzen einen hohen bürokratischen Aufwand für uns“, sagt Jutta Ritzmann-Geipel, Pflegedirektorin an Landkreis-Kliniken.

Bewerber mit viel Berufserfahrung

In Bretten und Bruchsal galten die Untergrenzen bereits im vergangenen Jahr für vier der 14 Stationen sowie die Intensivstation jedes Hauses. Mit der Ausweitung zum Jahreswechsel kamen zwar die drei Allgemeinstationen in Bretten und die Schlaganfalleinheit in Bruchsal hinzu.

Ritzmann-Geipel macht sich aber keine Sorgen: „Entgegen dem Trend haben wir in den vergangenen Monaten zahlreiche qualifizierte Pflegefachkräfte einstellen können, viele mit langjähriger Berufserfahrung.“ Allein für 2020 seien es bereits 22 neue Kollegen. „Darunter sind auch ehemalige Mitarbeiter, die nach Jahren der Tätigkeit in anderen Einrichtungen wieder zurückgekommen sind. Besonders freut uns, dass sich viele auf die Empfehlung von Mitarbeitern hin bewerben.“

Personaluntergrenzen

Für die Krankenhausbereiche gelten folgende Vorgaben:

Intensivmedizin: in der Tagschicht maximal 2,5 Patienten pro Pflegekraft, in der Nachtschicht 3,5 Patienten pro Pflegekraft. Geriatrie: tagsüber zehn Patienten pro Pflegekraft, nachts 20 Patienten pro Pflegekraft. Unfallchirurgie: tagsüber zehn Patienten, in der Nachtschicht 20 Patienten pro Pflegekraft. Kardiologie: in der Tagschicht zehn Patienten, nachts 20 Patienten pro Pflegekraft. Herzchirurgie: am Tag sieben Patienten pro Pflegekraft, nachts 15 Patienten pro Pflegekraft. Neurologie: am Tag zehn Patienten pro Pflegekraft, in der Nacht 20 Patienten pro Pflegekraft. Schlaganfalleinheit: in der Tagschicht drei Patienten pro Pflegekraft, nachts fünf Patienten pro Pflegekraft. Neurologische Frührehabilitation: am Tag fünf Patienten pro Pflegekraft, in der Nachtschicht zwölf Patienten pro Pflegekraft.

Krankenhäuser, die sich nicht an die Vorgaben halten, müssen Vergütungsabschläge hinnehmen. lfi

Ebenso Positives kann die SRH-Klinik in Langensteinbach berichten: „Wir haben in den letzten 20 Monaten 37 Vollzeitstellen in der Pflege und den pflegenahen Bereichen aufbauen und besetzen können. Und wollen auch 2020 neue Kolleginnen und Kollegen in unserem Team begrüßen – im pflegerischen, ärztlichen und therapeutischen Bereich“, sagt Kliniksprecher Mischa Lange, betont aber auch, dass die Personalsuche in sensiblen Bereichen wie der Intensivmedizin und der neurologischen Frührehabilitation „herausfordernd“ ist.

Vorausschauende Planung

Um einem Mangel an Pflegekräften vorzubeugen, hatte die SRH Klinik bereits 2018 den ersten Entlastungstarifvertrag an einer privaten Klinik abgeschlossen. Dieser regelt den Aufbau zusätzlichen Personals und eine Mindestbesetzung während der Nachtdienste. Stationssekretärinnen und -hilfen entlasten die Fachkräfte.

Fachkräfte von morgen

Außerdem setzen die Krankenhäuser im Raum Karlsruhe auf den Nachwuchs: Die Pflegeschule in Langensteinbach hatte ihre Kapazitäten 2016 erhöht, die Schule der Landkreis-Kliniken in Bretten erhält in diesem Jahr einen Neubau. Dort werden statt bisher 140 bald bis zu 280 Schüler unterrichtet. „Schön ist, dass fast alle Absolventen nach ihrem bestandenen Examen in Bretten oder Bruchsal bleiben möchten. Im vergangenen Oktober haben wir mit 21 Examensschüler fast den gesamten Jahrgang selbst übernommen“, so Ritzmann-Geipel.

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