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1982 ins Leben gerufen

40 Jahre Nachbarschaftshilfe Kürnbach: Angebot reicht von Brettspielen bis Fensterputz

Am Anfang verteilten die Damen der Nachbarschaftshilfe Kürnbach-Bauerbach ausschließlich Essen. Inzwischen leisten sie einen viel umfangreicheren Service. Und auch ein Mann ist mittlerweile dabei.

Gut verpackt: Helene Klein lädt das Essen ins Auto. Die Boxen halten den Inhalt rund zwei Stunden lang warm.
Helene Klein lädt das Essen ins Auto. Die Boxen halten den Inhalt rund zwei Stunden lang warm. Foto: Catrin Dederichs

Mit dem Fahrrad waren die ersten Nachbarbarschaftshilfen (NBH) in Kürnbach unterwegs. Sie lieferten Mittagessen aus – und die Speisen baumelten in sogenannten Henkelmännern an ihren Lenkern. 40 Jahre ist das nun her.

Seitdem ist die Nachbarschaftshilfe Kürnbach-Bauerbach stetig gewachsen. Fürs Essen-Ausfahren gibt es längst ein eigenes Fahrzeug. Von damals vier Frauen ist die Zahl der Mitarbeiter auf 15 gewachsen, auch ein Mann packt inzwischen mit an.

Außerdem hat sich das Angebot beinahe zu einem Rundum-Service für Mensch, Haus und Garten entwickelt. Mit einem Gottesdienst feiert die Nachbarschaftshilfe an diesem Sonntag, 18. September, ihr 40-jähriges Bestehen.

Ärztin Michaela Ascherl überzeugte Diakonisches Werk und Kirchengemeinde

Überblick über die Mitarbeiter und Kunden behalten die beiden Leiterinnen Anett Hammann und Ursula Essig. Essig ist seit 35 Jahren dabei, seit 23 Jahren in leitender Funktion.

Jeden Tag klingelt ihr Telefon: ein Mitarbeiter ist krank. Ein Kunde braucht sofort eine Betreuung oder fleißige Hände sollten dringend eine Wohnung auf Vordermann bringen. „Ein spontanes Essen, weil jemand aus dem Krankenhaus kommt, ist nie ein Problem“, sagt Essig. „Braucht aber ein Kunde plötzlich dreimal die Woche jemanden zum Putzen, wird es schwierig.“

Die Hausärztin Michaela Ascherl hat die NBH in Kürnbach und Bauerbach 1982 ins Leben gerufen. Wobei sich die Arbeit in Bauerbach auf einen Kunden und eine Mitarbeiterin beschränkt. „Dr. Ascherl hatte erkannt, dass ältere Menschen im Ort Hilfe benötigen“, sagt Essig.

Lieferservice: Helene Klein (links) bringt Renate Alex das Mittagessen. Bis vor einem halben Jahr hat sich Alex noch selbst versorgt.
Helene Klein (links) bringt Renate Alex das Mittagessen. Bis vor einem halben Jahr hat sich Alex noch selbst versorgt. Foto: Catrin Dederichs

Insbesondere Einkaufen und Kochen bereitete vielen Probleme. Die Ärztin überzeugte das Diakonische Werk, die Gemeinde und die Kirchengemeinde als Trägerin von ihrer Idee.

Essen von Nachbarschaftshilfe liefert seit Beginn Altenheim Villa am Weinberg

Zunächst ging es tatsächlich ausschließlich ums Essen. Doch längst sind die Mitarbeiter auch woanders im Einsatz. Sie putzen, spielen mit älteren Leuten Mensch-ärgere-dich-nicht, gehen spazieren oder mähen den Rasen. Und sie schenken Zeit. „Das ist uns ganz wichtig. Denn zu manchen kommt sonst den ganzen Tag niemand“, sagt Essig.

Fünf Frauen wechseln sich mit dem Essensdienst ab. Eine von ihnen ist Helene Klein, sie ist seit 2006 mit an Bord. Ein Jahr zuvor ist sie in Rente gegangen. „Ich dachte, ich muss irgendwas machen und hab die Ursel angerufen“, erzählt sie.

Und Ursula „Ursel“ Klein hatte gleich Verwendung für die frisch gebackene Rentnerin. „Eine Mitarbeiterin hatte gerade aufgehört, da hab ich ihre Stelle übernommen“, sagt Klein.

Treue Kundin: Seit 17 Jahren ist Margarete Höpp Kundin der NSH. Seit einem Schlaganfall fällt ihr die Hausarbeit schwer.
Treue Kundin: Seit 17 Jahren ist Margarete Höpp Kundin der NSH. Seit einem Schlaganfall fällt ihr die Hausarbeit schwer. Foto: Catrin Dederichs

Und das macht sie bis heute. Um kurz vor 11 Uhr belädt sie das Nachbarschaftshilfe-Auto mit Suppe, Pudding, Salat, Königsberger Klopsen und Reis. Alternativ gibt es Spinat und Käsnockerlknödel. Das Essen liefert seit 40 Jahren das örtliche Altenheim Villa am Weinberg.

Wenn Essen eine Viertelstunde später kommt gehen Anrufe von Kunden ein

Zu zwölf Kunden fährt Klein an diesem Tag, auch bei Margarete Höpp schaut sie vorbei. Höpp erwartet die Mitarbeiterin schon an der Haustür. Seit 17 Jahren ist sie zufriedene Kundin der Nachbarschaftshilfe. Die Mitarbeiterinnen bringen ihr das Essen und putzen die Fenster.

„Die Nachbarschaftshilfe ist was wert, das ist eine sichere Sache“, sagt die Seniorin. „Ich brauche bloß bei Frau Essig anzurufen, dann schickt sie mir jemanden.“ Das Essen ist gut, sagt sie. Und sie genießtes, jemanden zum Reden zu haben.

Ich wollte meine Tochter nicht damit beauftragen.
Renate Alex, Kundin

Viel Gelegenheit bleibt dafür jedoch nicht: Schließlich will der letzte Kunde des Tages um 12 Uhr sein Essen haben. „Wenn es eine Viertelstunde später wird, kommt gleich ein Anruf“, sagt Klein. An diesem Tag liegt sie aber gut in der Zeit.

Gegen Ende ihrer Runde hält Klein bei Renate Alex. Bis vor einem halben Jahr versorgte sie sich noch selbst. Nun übernimmt die NSH einige Aufgaben. „Ich wollte meine Tochter nicht damit beauftragen“, sagt Renate Alex. „Und da ist es doch eine gute Lösung, dass ich das jetzt gemacht bekomme.“

Service

Der Festgottesdienst mit anschließendem Umtrunk ist an diesem Sonntag um 9.30 Uhr in der evangelischen Michaelskirche Kürnbach.

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