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Einige Eltern empört

Melanchthon-Gymnasium Bretten entscheidet sich gegen Luftreinigungsgeräte

Das Melanchthon-Gymnasium Bretten wird im Gegensatz zum Edith-Stein-Gymnasium keine Luftreinigungsgeräte in der Corona-Krise anschaffen. Laut Schulleitung stehen Kosten und Nutzen in keinem Verhältnis. Das empört die Eltern einiger Schüler.

Ein Luftreinigungsgerät steht in einem Klassenzimmer.
Die MGB-Schulleitung will keine Luftreinigungsgeräte für die Klassenzimmer anschaffen. Das empört wiederum die Eltern einiger Schüler. Foto: Hauke-Christian Dittrich / dpa

Vor einigen Tagen hat das Brettener Edith-Stein-Gymnasium (ESG) dank einer Spende der BBBank fünf Luftreinigungsgeräte angeschafft. Bereits im März wurden 21 mobile Lüfter an das ESG geliefert, die über Sondermittel aus einem Fördertopf des Landes Baden-Württemberg finanziert wurden.

Daraufhin – und nachdem die Anschaffung solcher Luftreinigungsgeräte auch in der ARD-Sendung „Hart aber fair“ thematisiert wurde – fragten Eltern von Schülern des Melanchthon-Gymnasiums Bretten (MGB) bei der MGB-Schulleitung nach, ob denn auch für das zweite Gymnasium in der Großen Kreisstadt die Anschaffung solcher Lüfter geplant sei.

Allerdings sorgte die Antwort für Ernüchterung und für Empörung, denn die fiel gänzlich anders aus, als von den Eltern erhofft.

In einer gemeinsamen Stellungnahme von MGB-Schulleiterin Elke Bender und des Elternbeiratsvorstandes werden die Gründe dargelegt, warum man sich am MGB gegen die Anschaffung von Lüftungsgeräten entschieden hat.

In dem Schreiben wird explizit darauf hingewiesen, dass „an den beiden Brettener Gymnasien verschiedene räumliche Bedingungen herrschen“, weshalb man die beiden Schulen in dieser Sache eigentlich nicht miteinander vergleichen könne.

Der endgültige Entschluss, auf die Anschaffung von Luftreinigungsgeräten zu verzichten, sei „nach Prüfung und gewissenhafter Abwägung getroffen“ worden.

Melanchthon-Gymnasium: Auf höchster Stufe sind Luftreiniger zu laut

Die Lüftungsgeräte müssten „von ihrer technischen Funktionalität und ihrem Leistungsvermögen auf die Klassenraumsituation ausgelegt sein“. Im MGB müssten die Geräte „in entsprechender Ausführung“ auf der höchsten Stufe betrieben werden, um ihre volle Leistung zu bringen.

Auf dieser Stufe wären die mobilen Lüfter allerdings so laut, „dass die Geräte das Unterrichtsgeschehen massiv stören“. Die Klassenräume des MGB, die „nach alten Schulbauprogrammen, als die Klassenzimmer noch größer dimensioniert wurden“, gebaut sind, haben einen Luftraum zwischen 200 und 245 Kubikmeter.

Selbstverständlich, so heißt es in dem Schreiben, habe man sich nach den Lüftungsgeräten, die man für diese Raumgrößenordnung benötige, erkundigt. Doch diese Geräte wären so laut, dass man sie tagsüber nicht laufen lassen könnte.

Kosten von rund 24.000 Euro für Gymnasium in Bretten

Daneben dürfe man die Anschaffungskosten nicht außer Acht lassen: „Kleinere, für unsere Raumgrößen nicht geeignete Lüftungsgeräte kosten pro Stück knapp 800 Euro. Es wären bei uns 30 Klassenzimmer auszustatten.“

Die Kosten würden sich also auf rund 24.000 Euro belaufen – wohlgemerkt für Geräte, die eigentlich für die Räume zu klein und damit nicht leistungsstark genug sind. Außerdem müssten die Klassenzimmer dann trotzdem regelmäßig gelüftet werden.

Die Anschaffung hätte letztlich also „eher einen psychologischen Beruhigungseffekt“, doch das stehe „in keinem Verhältnis zu den aufzuwendenden Kosten“, heißt es in der MGB-Stellungnahme abschließend.

Schulen entscheiden selbst über ihr Budget

Brettens Bürgermeister Michael Nöltner (CDU), der unter anderem für die Schulen zuständig ist, kann verstehen, dass die Eltern mit der Frage, ob Luftreinigungsgeräte auch für das MGB angeschafft werden, an die Schulleitung herangetreten sind.

Zumal es, das wurde seinerzeit bei „Hart aber fair“ klar herausgestellt, die Möglichkeit gibt, Zuschüsse in Form von Landes-Fördermitteln abzurufen. Grundlage hierfür ist der Digitalpakt Schule vom Bund und den Ländern.

Allerdings, betont Nöltner, sei es jeder Schule freigestellt, zu entscheiden, für welche Anschaffungen sie die ihr zustehenden Fördergelder verwendet. Am MGB habe man sich augenscheinlich gegen Lüfter entschieden und das Budget anderweitig, etwa für den Kauf weiterer mobiler Endgeräte wie Tablets, verwendet.

Es ist nicht damit getan, einfach die Geräte anzuschaffen. Man muss diese Geräte auch entsprechend warten.
Michael Nöltner, Bürgermeister von Bretten

In Bezug auf die Luftreinigungsgeräte erklärt Nöltner, dass die finanzielle Seite hier durchaus eine gewichtige Rolle spiele: „Es ist nicht damit getan, einfach die Geräte anzuschaffen. Man muss diese Geräte auch entsprechend warten.“

Wenn man die Filter regelmäßig alle zwei oder drei Monate wechseln muss, dann komme bei der Anzahl der für das MGB benötigten Geräte schon eine recht große Summe zusammen.

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