Margit Kratzmeier ist Inhaberin eines Partyservices. Sie hat sich mit der neuen Realität abgefunden. Wer dieses Jahr einen runden Geburtstag gefeiert hätte, werde ihn wohl kaum im kommenden Jahr nachholen, sagt sie. Für ihr Geschäft bedeutet das einen Totalausfall in diesem Jahr durch die Corona-Pandemie.
Die Folgen von Corona habe sie am Anfang noch unterschätzt, sagt die Metzgerin. Montags habe sie noch ganz normal für 750 bestellte Essen eingekauft, dann kam die Ausgangsbeschränkung. Mancher Kunde hätten sich nicht gleich dazu durchgerungen, ihre Feiern abzusagen.
Doch bald seien schon alle Geburtstage und Großveranstaltungen storniert worden. „Sie können sich vorstellen, wie das Gefrierhaus leidet“, sagt Kratzmeier. Alles, was sie nicht verbrauchen konnte, gab sie an den Tafelladen.
„In der ersten Woche habe ich wenig geschlafen“, sagt die Kleinunternehmerin. Sie habe gedacht, sie schaffe das nicht. Seit zwei Jahren hat sie den Partyservice. Sie habe zwar 9.000 Euro erhalten vom Staat, die Summe habe aber wenig retten können.
Thekenverkauf ist jetzt Haupteinnahmequelle
Jedes der bestellten Essen sei 20 Euro im Verkauf wert gewesen, rechnet Kratzmeier vor. 15.000 Euro sind ihr allein dadurch verloren gegangen. Dazu komme, dass die laufenden Kosten weitergingen, beispielsweise die Stromkosten für die Kühlung der Metzgerei.
Die Händlerin ist selbst Teil der Risikogruppe und kann deswegen keine Maske tragen. Angst habe sie nie gehabt. Die Kleinunternehmerin hat durchgearbeitet. Auch ihr Team hat mit angepackt, wo es ging. Sie mussten alle umdenken und haben das Geschäft neu erfunden. Vor dem Laden auf Kratzmeiers Bauernhof steht jetzt ein Pavillon: Der Thekenverkauf ist nun Haupteinnahmequelle.
Die Kunden können draußen warten, bis sie bedient werden. Außerdem bietet Kratzmeier jetzt einen Lieferservice an. Jeden Samstag fährt sie Essen im Umkreis von 30 Kilometern aus. „Wir haben so sogar ein paar neue Stammkunden gewinnen können.“ Außerdem kann bei ihr per Mail oder telefonisch bestellt werden. „Das kommt gut an, die Leute müssen nicht mit den anderen warten und können ihre Essen an einer Extra-Tür abholen“, beschreibt sie die Lösung.
Leute entscheiden spontan über ihre Feiern
Am Anfang waren die Lieferfahrten wie ein Ausflug in eine andere Welt, meint die Ladeninhaberin. Es sei still gewesen, und überall habe sie die „Danke“-Plakate gesehen. Mittlerweile seien viele Kunden wieder sehr fordernd, sagt die Dienstleisterin. Außerdem könne sie nun nur viel kurzfristiger planen, erklärt Kratzmeier.
Die Leute entscheiden beispielsweise erst spontan, ob sie am Wochenende Geburtstag feiern. „Und wenn gefeiert wird, dann nur mit einem Drittel der Leute”, sagt die Metzgerin. Eigentlich habe sie in diesem Sommer mit einer Hochzeit pro Wochenende geplant – diese seien meist komplett abgesagt worden.
Mit den neuen Einschränkungen habe sie sich abgefunden und arrangiert. Kratzmeier meint aber auch: „Wenn eine zweite Welle kommt, dann stehe ich das nicht durch.