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Nach der Bund-Länder-Konferenz

Neue Corona-Beschlüsse: Der Frust bei Brettener Einzelhändlern und Gastronomen steigt immer weiter

Die Beschlüsse des jüngsten Bund-Länder-Treffens haben bei Brettener Einzelhändlern und Gastronomen den Frust weiter erhöht. Vor allem die Abkehr vom zuvor erfolgreich praktizierten „Click&Meet“-System in lokalen Geschäften sorgt für Enttäuschung. Zudem muss die Gastronomie-Branche wohl noch mehrere Wochen in die Röhre schauen. Mit einer Öffnung vor Mitte Mai sei nicht zu rechnen, heißt es.

Die Gastronomie rund um den verwaisten Brettener Marktplatz befindet sich weiterhin im Lockdown.
Weiterhin im Wartestand: Die Gastronomie befindet sich seit dem 2. November 2020 im Lockdown, deshalb ist der Brettener Marktplatz weitestgehend verwaist – und an diesem „Zustand“ wird sich in den kommenden Wochen auch nicht allzu viel ändern. Foto: Tom Rebel

Einzelhändler und Gastronomen der Melanchthonstadt sind enttäuscht von den Beschlüssen, die beim Bund-Länder-Treffen am 22. März gefasst wurden. Neben der Abkehr vom „Click&Meet“-System nach gerade einmal zwei Wochen, die wegen zu hoher Inzidenzzahlen bereits vorher festgestanden hatte, lässt vor allem die Lockdown-Verlängerung bis zum 18. April den Frust weiter steigen.

„Es ist dramatisch“, erklärt Andreas Drabek, Inhaber des Modehauses Martin in der Brettener Innenstadt. Das Licht am Ende des Tunnels sei kleiner, der Tunnel länger geworden, sagt Drabek: „Die nächsten zwei, drei Wochen werden jetzt entscheidend sein.“ Verständnis für die Maßnahmen hat Brettens Oberbürgermeister Martin Wolff (Freie Wähler).

„Ich sehe die ganze Entwicklung der vergangenen Tage mit Sorge. Die große Politik muss hier den Spagat zwischen der Abwägung der gesundheitlichen Risiken und einer Gesellschaft, die Lockerungen verlangt, bewältigen – und das ist außerordentlich schwierig“, betont der Rathauschef und fügt an: „Gesundheit ist unser höchstes Gut, das gilt es zu schützen.“

Händler trauern „Click&Meet“ hinterher

Die Situation für sie persönlich und für den lokalen Einzelhandel allgemein bezeichnet Sabine Schönleber als „absolut unbefriedigend“, die getroffenen Beschlüsse seien nicht nachvollziehbar. Es verstehe keiner, warum die Geschäfte nicht weiterhin „Click&Meet“ anbieten dürfen.

„Das hat sehr gut funktioniert. Die Leute sind sich bei uns Händlern in den Läden definitiv nicht auf den Füßen gestanden, das sieht in den Supermärkten teilweise ganz anders aus“, erklärt die Inhaberin der Grillsache. Dass der Lockdown auch über die Ostertage gilt, trifft die Chefin des Grill-Fachgeschäfts in der Weißhofer Galerie besonders hart.

„Wir haben eigentlich ein gutes Ostergeschäft, denn für viele ist Ostern auch der Auftakt in die Grillsaison. Nachdem uns Corona schon das Weihnachtsgeschäft verhagelt hat, ist diese Entscheidung für uns natürlich besonders ärgerlich“, betont Schönleber. Man müsse jetzt versuchen, irgendwie positiv zu bleiben, es bleibe einem ja aber auch gar nichts anderes übrig.

Entscheidungen kommen nicht überraschend

Überrascht haben ihn die Entscheidungen, die nun am 22. März getroffen wurden, nicht, erklärt derweil Drabek: „Es war zu befürchten, dass wir Ende März wieder einen Lockdown haben. Man hat Anfang des Monats keine Öffnungsleitplanken gesetzt, deshalb ist es letztlich sehenden Auges zu dieser Situation gekommen.“

Der örtliche Einzelhandel, die örtliche Gastronomie und das Personal in den Krankenhäusern müssten den Schlamassel nun ausbaden, meint der Modehaus-Inhaber. Man müsse nun schnellstmöglich versuchen, „Click&Collect“ wieder zu aktivieren. „Hier ist jeder Händler gefordert, sich etwas einfallen zu lassen, wobei das natürlich schon schwierig ist. Die Möglichkeiten sind einfach begrenzt“, betont Drabek.

Für die seit Monaten gebeutelte Gastronomiebranche ist daneben weiterhin keine Öffnung in Sicht. „Das ist nichts, was man nicht schon vor einem Vierteljahr geahnt hat“, meint Ingo Jäger, der Inhaber des Alten Rathauses. Der Gastronom vermisst nach wie vor einen roten Faden und für die ganze Branche eine Perspektive sowie eine Öffnungsstrategie. Es sei gerade „sehr schwer vorstellbar, wie das alles weitergehen soll“, meint Jäger: „Das ist mittlerweile den Leuten auch nicht mehr zu vermitteln.“

Gastronomie bleibt wohl bis Mitte Mai dicht

Jäger geht nicht davon aus, dass die Gastronomie – egal ob draußen oder drinnen – vor Mitte Mai öffnen darf. Wahrscheinlich sei eine Öffnung an Pfingsten und damit erst am Ende des Wonnemonats sogar realistischer. „Aber selbst wenn wir dann wieder öffnen dürfen, werden wir anfangs gar nicht das volle Programm fahren.

Es weiß ja keiner, ob wir nicht nach drei, vier Wochen wieder schließen müssen“, erklärt der Gastronom. In normalen Zeiten hat Jäger im Außenbereich Platz für 100 Gäste, während Corona kann er wegen der Abstandsregeln draußen immerhin noch rund 70 Gäste bedienen.

Da jedoch sowohl vor dem Alten Rathaus als auch gegenüber beim Restaurant Saigon oder beim Café Primo auf absehbare Zeit kein Außengastronomiebetrieb stattfinden darf, wird der Brettener Marktplatz in den kommenden Wochen wohl meist verwaist sein. „Das ist zwar schade, aber es bringt nichts, sich darüber aufzuregen – wir können es ja eh nicht ändern“, sagt Jäger diplomatisch.

Löwenhof-Wirt Iwangoff sieht die Hoffnung schwinden

Das gleiche Bild hat man am anderen Ende der Fußgängerzone. Im weitläufigen Hof vor dem Brauhaus Löwenhof ist normalerweise Platz für bis zu 230 Gäste, während der Pandemie gibt es für 120 Menschen einen Sitzplatz – wenn geöffnet ist. „Langsam aber sicher stirbt die Hoffnung. Es weiß doch mittlerweile wirklich keiner mehr, was man noch machen soll“, meint Roland Iwangoff.

Auch der Löwenhof-Inhaber geht davon aus, dass er nicht vor Mitte Mai öffnen darf. Allerdings fordert Iwangoff endlich eine durchdachte Öffnungsstrategie und eine verbindliche Aussage, für wie lange Restaurants, Bars und Kneipen offen bleiben. „Wir müssen wieder Waren einkaufen. Die können wir komplett wegschmeißen, wenn wir nach wenigen Tagen wieder schließen müssen. Das darf einfach nicht passieren“, erklärt der Gastwirt.

Zudem finde man nur schwerlich Personal, wenn man nicht verbindlich sagen könne, wie lange die Gastronomie tatsächlich geöffnet sei. Doch bis es so weit ist, werden wohl noch ein paar Wochen ins Land gehen, meint Iwangoff – und solange schauen er und alle anderen Gastronomen weiter in die Röhre.

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