Der öffentliche Personennahverkehr ist aus dem Leben der Brettener Schüler nicht wegzudenken. Wer nicht in der Stadt wohnt, ist in der Regel auf Bus oder Bahn angewiesen, um zur Schule zu gelangen. In der Vergangenheit fuhr alle 20 Minuten die S4 und stündlich kam ein Eilzug, der nur an den gut genutzten Haltestellen hielt. Im Dezember des vergangenen Jahres wurde dieser Eilzug allerdings durch einen geräumigeren und schnelleren Regionalzug der Deutschen Bahn ersetzt.
Viele nutzten die Station – trotzdem hält der Zug nicht
Was zunächst nach einer sinnvollen Änderung klingt, löst in vielen Schülern und auch Lehrern des Edith-Stein-Gymnasiums (ESG) Empörung und Skepsis aus. Denn der neue Regionalzug hält, anders als der Eilzug, nicht mehr an der Haltestelle Schulzentrum, obwohl die Station häufig genutzt wird. Somit fällt eine wichtige Verbindung Schüler weg.
„Morgens betrifft mich das nicht“, sagt Noah Sucic, Schüler des ESGs. „Eher, wenn man Ausfall hat oder erst zur zweiten Stunde Schule, kommt die Bahn halt wirklich doof.“ Er schildert, dass es oft vorkomme, dass man zu weit fahren und dann den Zug zurücknehmen muss, um zur Schule zu gelangen. „Das ist immer extrem umständlich, man muss einfach viel mehr laufen und umsteigen. Besonders zeitlich wird das zum Problem.“

Nach der Schule heißt es zunächst: Auf die Bahn warten
Des Weiteren müsse Sucic auch aufgrund der Änderung früher aufstehen, um eine frühere Bahn zu bekommen, da er es sonst nicht pünktlich zum Unterricht schafft. Dass die neue Regionalbahn schneller ist als der alte Eilzug, sei für ihn also hinfällig. Das größere Problem ergebe sich für ihn aber auf der Heimfahrt. Denn, je nach Stundenplan, endet die Schule meistens so, dass man aufgrund der neu entstandenen Lücke im Bahnsystem statt zehn Minuten eine halbe Stunde warten muss, um die Heimfahrt anzutreten. „Besonders ärgerlich ist es dann auch, wenn man die Regionalbahn vorbeifahren sieht und sie nicht hält“, berichtet Sucic.
Verspätungen seien beinahe die Regel
Auch Vaiana von Berchem aus Walzbachtal, eine weitere Schülerin des Edith-Stein-Gymnasiums, zeigt sich über die neue Änderung empört. Vor allem verstehe sie nicht, wieso ausgerechnet diese Haltestelle nicht befahren wird. „Ich bin davon betroffen, weil ich deswegen nicht mehr nach Hause komme, zu den Zeiten, zu denen ich aus habe. Und ich komme auch nicht mehr zur Schule zu den Zeiten, an denen ich Schule habe“, erklärt sie. Dabei muss sie oft lange Warten. Manchmal sei es jedoch möglich, den Bus zur Haltestelle Bretten Bahnhof zu nehmen, an der die Regionalbahn hält.
Doch besonders stört sie, dass die Bahn selbst dann nicht auf den elektronischen Fahrplananzeigen des Karlsruher Verkehrsverbundes (KVV) angezeigt wird. „Das bedeutet, man weiß nie, ob die überhaupt wirklich fahren, ob sie entfallen oder Verspätung haben.“ Denn seit der Änderung seien Verspätungen und Ausfälle des neuen Regios beinahe zur Regel geworden. „Wenn er kommt, dann kommt er eine Viertelstunde zu spät. Und das hält dann auch wieder den ganzen Zugverkehr auf“, berichtet von Berchem.
Obwohl Aaron Vogelezang selbst aus Bretten kommt und zumindest für den Schulweg nicht auf die Bahn angewiesen ist, bekommt auch er die Probleme der Änderung durch seine Mitschüler mit. So berichtet er, dass es häufiger vorkomme, dass andere zu spät kommen, oder auf Hobbys direkt nach der Schule verzichten müssen.

Lehrer sieht auch positive Aspekte
Im Gegensatz dazu sieht Frieder Elsässer, Lehrer am ESG, auch positive Aspekte im geänderten Bahnsystem. „Wenn die Züge pünktlich kommen, geht’s viel schneller.“ In der Umsetzung funktioniere das laut Elsässer aber nicht ganz so gut. „Das Problem ist dieser enge Takt. Und wenn ein Zug verspätet ist, muss alles wieder auf den Regionalexpress warten. Eigentlich bin ich mit dem immer später angekommen, obwohl er schneller fährt.“
