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Anlaufstellen bei Problemen

„Notinseln” für Kinder in Bretten: Die ganz große Bereitschaft fehlt noch

Mit dem Aufkleber „Notinsel” signalisieren Geschäfte, Behörden oder Vereine, dass sie Anlaufstelle sind für Kinder mit kleinen oder großen Notfällen. In Brettens Innenstadt ist ein Bäpper zu finden. Was sagen Verantwortliche?

Kinder willkommen: Eine Anlaufstelle für kleine und große Kindernöte zu sein - davon zeugt der Aufkleber „Notinsel” auf der Eingangstür zur Metzgerei von Axel Zickwolf.
Kinder willkommen: Eine Anlaufstelle für kleine und große Kindernöte zu sein - davon zeugt der Aufkleber „Notinsel” auf der Eingangstür zur Metzgerei von Axel Zickwolf. Foto: Irmeli Thienes

Genau ein „Notinsel“-Aufkleber der Deutschen Kinderschutzstiftung Hänsel + Gretel aus Karlsruhe ist in Brettens Innenstadt zu finden. Er hängt an der Scheibe der Metzgerei von Axel Zickwolf. Es scheint also einmal einen Anlauf zur Teilnahme an der Aktion in Bretten gegeben zu haben.

Allerdings kennt offenbar niemand den damaligen Urheber. Mit dem im Landkreis verbreiteten „Bäpper“ zeigen Geschäftsleute, Behörden und andere, dass sie eine Anlaufstelle für Kinder in Not bieten.

Hilfe bei aufgeschürften Knien oder verlorenen Schlüsseln

Ob die Mädchen und Buben sich das Knie aufgeschürft haben, ob der Schlüssel verloren ging oder ob sie sich ernsthaft bedroht fühlen - Notfälle gibt es in vielerlei Gestalt. In Bretten – schließlich auch Schulstandort – signalisieren viele Einrichtungen Bereitschaft.

An die Umsetzung gingen bislang weder die Stadt, noch der Gewerbeverein oder andere Stellen, um sich als Partner der Aktion anzubieten.

Wir sind immer auch für Kinder ansprechbar
Bernhard Brenner, Leiter des Polizeireviers Bretten

Bernhard Brenner, Leiter des Brettener Polizeireviers betont, die Polizei sei stets Freund und Helfer und auch für Kinder immer ansprechbar. Für die Stadtverwaltung nimmt Susanne Maske, Leiterin der Pressestelle, die Anregung gerne mit. Vom Geschäftsführenden Rektor der Brettener Schulen kam keine Stellungnahme.

Achim Lechner, Leiter der Diakonie in Bretten gibt zu bedenken, der Diakonie -Standort beim Kraichgau-Center Bretten liege nicht an Schulwegen. Der Diakonie-Sitz tauge also kaum als Anlaufstelle.

Bruchsal und Pfinztal schon dabei

Die Initiative für eine Partnerschaft mit der Kinderschutzstiftung Hänsel + Gretel müsste seines Erachtens von der Stadt oder einer großen Organisation ausgehen. Der DRK-Ortsverein zeigt sich „sicher nicht abgeneigt, zu unterstützen, soweit es in unseren Kräften steht”, so dessen Vorsitzender Christoph Glück.

Derzeit haben wir das ganz und gar nicht im Fokus. Die meisten haben andere Sorgen 
Marion Klemm, Vorsitzende des Verbands Brettener Unternehmer

„Wir werben nicht selbst, die Partner kommen in der Regel auf uns zu“, sagt Jerome Braun, Gründer und Geschäftsführer der Deutschen Kinderschutzstiftung Hänsel + Gretel aus Karlsruhe. Erfahrungsgemäß sei es erfolgversprechender, wenn die Initiative „intrinsisch motiviert” sei, also vom künftigen Partner selbst ausgehe.

Jerome Braun, Gründer und Geschäftsführer der Deutschen Kinderschutzstiftung Hänsel + Gretel.
Jerome Braun, Gründer und Geschäftsführer der Deutschen Kinderschutzstiftung Hänsel + Gretel. Foto: Deutsche Kinderschutzstiftung Hänsel + Gretel

Rings um die Melanchthonstadt herum gehören beispielsweise Bruchsal, Pfinztal und Walzbachtal, Mühlacker, Knittlingen oder Eppingen zu den Partnergemeinden der Stiftung. In der Regel sind Kommunen solche Partner, manchmal örtliche Gewerbevereine oder Verbände und Vereine. Die Partner informieren sodann über eigene Vertreter die Kinder in den Schulen über die Anlaufstellen in der Stadt.

Danach gefragt, ob der Verband Brettener Unternehmer sich mit dem Thema befasst habe, lobt Marion Klemm, die VBU-Vorsitzende, die „gute Sache“, um fortzufahren: „Aber derzeit haben wir das ganz und gar nicht im Fokus. Die meisten haben andere Sorgen“, sagt sie unter Verweis auf die Corona-Pandemie.

Thema im VBU-Vorstand

Die Deutsche Kinderschutzstiftung Hänsel + Gretel existiert indessen mit 230 Partnerstandorten und allein 900 Anlaufstellen im Stadt- und im Landkreis Karlsruhe seit 1997. Bundesweit sind rund 18.000 Anlaufstellen dabei. Brettens VBU-Vorsitzende Marion Klemm kündigt an, das Thema diesen Montag in die Vorstandssitzung mitzunehmen.

Geschäftsführer Braun sagt: „Mit dem Projekt soll nicht die Unsicherheit einer Stadt suggeriert werden, sondern das bürgerschaftliche Engagement gezeigt werden. Es zeigt, dass Kinder in der Gemeinde an erster Stelle stehen. Und es geht um das Sicherheitsgefühl der Kinder, und ihrer Eltern, auf dem Schulweg oder auf Wegen zum Vereinssport oder anderen häufigen Strecken.“

Potenzielle Sympathie-Punkte für den Handel

Der Fall, dass Mädchen aus dem Auto belästigt würden, sei nicht der Hauptfall, so Braun, auch wenn das leider vorkomme. Und wo Geschäfte das Signet trügen, schärfe sich das Bewusstsein für Kinder. Auch bekämen in Notinsel-Geschäften demente Senioren immer wieder Hilfe.

Braun kündigt für Anfang Herbst eine App an, auf der auch die teilnehmenden Geschäfte sichtbar werden. Den genauen Termin werde die Stiftung noch mitteilen. Über diese digitale Hilfe könnten Kinder und Eltern künftig sehen, wo Notinsel-Anlaufstellen in der Stadt zu finden sind – unterwegs abrufbar.

Die App soll einen Notruf beinhalten. Positiver Nebeneffekt sei, dass der lokale Handel so Sympathie-Punkte gewinne, sagt Jerome Braun. Über einen QR-Code auf dem Aufkleber gelangt das jeweilige teilnehmende Geschäft in die App.



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