Rund 5.000 Euro hat der Katzenschutzverein Karlsruhe und Umgebung gerade an eine Brettener Tierärztin bezahlt – ein hoher Betrag für einen spendenfinanzierten Verein. Renate Leutloff ist dessen Vorsitzende.
Der Verein hat jüngst auf einem Hof in Oberderdingen 24 Katzen eingefangen. „Alle in erbärmlichem Zustand, manche schwer krank“, sagt sie. Gespräche mit den Landwirten und im Rathaus verliefen teilweise schwierig, sagt sie. Wie sie, fordert Tierärztin Natalie Zitsch eine Kastrationspflicht.

Beide nehmen einen rasanten Anstieg herrenloser Katzen wahr, sagen sie. Der Verein brachte die Katzen nach ihrer ärztlichen Versorgung zurück nach Oberderdingen. Gründe dafür sind, dass sie der Katzenzahl nicht mehr Herr werden.
„Weder wir, noch Tierheime oder Tierärzte“, sagt Leutloff. zudem seien verwilderte Katzen nicht vermittelbar. Und junge Katzen verwildern Leutloff zufolge schon nach spätestens drei Monaten ohne Menschenkontakt.
Die Pflegestation des Vereins in Leopoldshafen stößt längst an ihre Kapazitätsgrenzen, sagt Leutloff. Nur eine schwer kranke, erwachsene Katze und drei Katzenwelpen blieben in der Obhut des Vereins.
Ein Katzenbaby aus Oberderdingen starb
Von dem Katzenbaby-Trio hat der Verein zwei weitervermittelt. „Sie waren jung und nicht verwildert“, sagt die Vorsitzende. Das dritte Katzenbaby starb.
Sie wollte bei der Gemeinde Oberderdingen eine Katzenschutzverordnung nach dem Beispiel Karlsruhes anregen. Im Rathaus habe man sie aber abgewiesen. Bürgermeister Thomas Nowitzki (CDU) entgegnet, das Ordnungsamt habe von den Landwirten ein „gänzlich anderes Bild erhalten“.
Wir hätten unsere Fundtiere ins Rathaus tragen sollen.Renate Leutloff
Vorsitzende des Katzenschutzvereins Karlsruhe und Umgebung
Der Hof besitze nur eine Katze, andere seien gelegentlich dazu gekommen, gibt er die Kenntnis des Ordnungsamts wieder. „Und wenn Frau Leutloff einen Termin möchte, spreche ich gern mit ihr“, sagt Nowitzki.
„Wir hätten unsere Fundtiere ins Rathaus tragen sollen“, sagt diese. Der Verein kämpft mit rund 100 Helferinnen und Helfern, von denen gerade elf Mitglieder sind, im Großraum Karlsruhe für Katzen, Leutloff selbst seit 20 Jahren. „Wir werden mit hohem Tempo Verhältnisse bekommen wie in Südeuropa“, sagt Leutloff angesichts des Anstiegs verwilderter Tiere.
Population verwilderter Katzen explodiert ohne Kastration
„Das Leben verwilderter Katzen wird durch häufige Schwangerschaften auch nicht besser“, sagt Zitsch. Da je Wurf oft vier oder mehr zur Welt kommen, „explodiert die Population schnell“, sagt Zitsch. Die Tierärztin bestätigt aus ihrer Erfahrung in der Praxis einen Anstieg.
Renate Leutloff zufolge wurden die Katzen in Oberderdingen „weder gefüttert noch tierärztlich versorgt“. Tierärztin Zitsch hat Bissverletzungen oder Katzenschnupfen unter anderem mit Antibiotika behandelt, sie hat viele schwangere Katzen vor sich gehabt und die meisten der 24 entwurmt oder entfloht. Alle wurden tätowiert und gechipt, sagt Zitsch.
Oberderdingen unterstützt Tierheim Bruchsal jährlich mit rund 2.400 Euro
Dem Ansinnen einer Katzenschutzverordnung entgegnet Bürgermeister Nowitzki, ihm sei im Landkreis nur die Verordnung von Karlsruhe bekannt. Laut Landestierschutzverband Baden-Württemberg sind es im Enzkreis bislang Mönsheim, Heimsheim, Wurmberg und Wiernsheim. Im Rhein-Neckar-Kreis beispielsweise Leimen und weitere in anderen Landkreisen; inzwischen 57 im Land.
Oberderdingen habe laut Nowitzki eine Vereinbarung mit dem Tierheim Bruchsal. Es erhält jährlich je Einwohner circa 20 Cent, auch von anderen Kommunen. „Oberderdingen bringt rund 2.400 Euro aus Steuergeldern auf, für herrenlose und andere Fundtiere“, sagt Nowitzki und: „Wir sind als Gemeinde nicht für alles zuständig. Jeder Verein hat dafür auch Mitglieder und Beiträge.“
Auch die Stadt Bretten hat laut Pressereferent Marcel Winter keine Katzenschutzverordnung. „Die gibt es vor allem dort, wo das Problem überhandnimmt“, sagt er. Das sehe man in Bretten bislang nicht. Auch müsse eine Verordnung umgesetzt werden. Bretten zieht darum derzeit eine Kooperation mit dem hiesigen Tierschutzverein vor. Eine finanzielle Unterstützung werde derzeit erwogen.
Katzen-Kastration im Interesse aller Halter
Leutloff appelliert an alle Tierhalter. „Zu viele Menschen legen sich Tiere zu und lassen sie zu selten kastrieren.“ Einen so großen Fall wie den in Oberderdingen hatte ihr Verein bisher selten, „2022 und 2023 aber schon zwei- bis dreimal.“ Der Fall erzürnt sie: „Wir mussten betteln, um überhaupt auf den Hof zu dürfen, um die Katzen zu füttern.“
Trotzdem gibt sie nicht preis, um welchen Hof es geht. Denn dann würde dem Verein der Zugang womöglich wieder untersagt, die Katzen müssten hungern. „Und um die geht es uns ja“, sagt Leutloff.
Glücklicherweise habe die junge Bäuerin die Familie überzeugt, den Verein auf seine Kosten füttern zu lassen. „Viele Leute denken noch immer, das Problem erledigt sich, wenn man Katzen nicht füttert“, sagt Leutloff.
„Das ist aber falsch. Schlecht ernährte Katzen werden oft krank“, sagt sie. „Und wird die Population zu groß, suchen manche ein neues Zuhause.“ Kater liefen Kilometer weit, sagt Leutloff. Eine Katzenschutzverordnung schütze darum auch die Gesundheit der Katzen und ihrer Halter in einer Gemeinde.
Service
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