„Nur die Harten kommen in den Garten“, lautet ein verbreiteter Spruch unter Hobbygärtnern. Gemeint sind Pflanzen, die den Winter schadlos überstehen. Diese Handlungsanweisung ist mittlerweile ergänzungsbedürftig, denn vielmehr muss die Vegetation gegen Trockenheit, Hitze, Starkregen und Stürme resilient sein.
Trifft diese Voraussetzung auf die Moorbirke (Betula pubescens) zu, die vom „Kuratorium Baum des Jahres“ (KBJ) zum Jahresbaum 2023 ausgezeichnet wurde? Entlang des Forchenhauweges im Oberderdinger Walderlebnis-Pfad pflanzten Förster Michael Deschner und seine Kollegin Mirjam Saknus zusammen mit Bürgermeister Thomas Nowitzki (CDU) traditionell am Nationalfeiertag den Jahresbaum.
Bäume brauchen besondere Pflege
„Seit fünf Jahren wird an dieser Stelle der ‚Baum des Jahres‘ gepflanzt. Diese Bäume benötigen oft eine zusätzliche Pflege“, erklärte Deschner, der zuvor Moorboden an diesem Standort nachahmte. Zahlreiche Interessierte informierten sich über den Jahresbaum und den Zustand des Waldes. „Die Waldbewirtschaftung wird schwierig. Ein Drittel fällt unter die ‚zufällige Nutzung‘, da die Bäume aufgrund von Schädlingen und Hitze gefällt werden müssen“, sagte der Förster. Es werden weitere fünf bis sieben Jahre feuchte Sommer benötigt, um den Zustand vor 2018 wiederherzustellen.
Große Birken musste Deschner bereits fällen, damit Eichen, die hitzeresistenter sind, wachsen können. „Aufgrund des Baumschutzes hat der damalige Bundespräsident Theodor Heuss 1952 einen Ahornbaum gepflanzt“, erzählte Bürgermeister Nowitzki. Die jährliche Aktion solle den Bürgerinnen und Bürgern nahebringen, welch wichtigen Lebensraum der Wald darstelle.
Moorbirke hält bis minus 40 Grad Celsius aus
Nach einer kurzen Begrüßung des Bürgermeisters erklärte Mirjam Saknus die Besonderheiten der Moorbirke als eine Pionierbaumart. „In dieser Region ist sie eher selten. Häufig findet man sie in Moorregionen“. Intakte Moore seien in Deutschland zunehmend seltener geworden.
„Moore speichern Kohlendioxid, doch wenn sie austrocknen, wird es freigesetzt“, erklärte Saknus. Die kälteadaptierte nordische Baumart halte Fröste bis zu minus 40 Grad aus, benötige Licht und könne durch ihre weiße Rinde das Licht reflektieren. Zwar kann sie im Klimawandel beim Waldumbau nicht helfen, doch sie eignet sich als sogenannter Vorwald, der nach Sturm- oder Borkenkäfer-Schäden auf den jeweiligen Kahlflächen nachwächst.
Angesichts der zunehmenden Klimakrise könnten Moorbirken in zukünftigen Wäldern wichtiger werden. Die Landtagsabgeordneten Andrea Schwarz (Grüne) und Ansgar Mayr (CDU) hoben den Wert unbekannter Baumarten hervor. „Den Baum Robinie, die hier 2020 gepflanzt wurde, kannte ich zuvor noch nicht“, meinte Mayr.
Gerhard Landauf ist über die Lage des Waldes beunruhigt und kommt jedes Jahr zur Baumpflanzaktion, um sich zu informieren. „Ich hoffe, dass der neu gepflanzte Baum an diesem Standort gut anwächst“, sagte der Oberderdinger.