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Petition gestartet

Erneut verwilderte Katzen bei Oberderdingen gefunden

Verwahrlost waren die zehn Katzen, die zwei Frauen einfingen und zur Tierärztin brachten. Der Katzen-Unterschlupf, eine Scheune, soll abgerissen werden.

Eine verängstigte Katze sitzt in einem Transportkorb.
Verängstigt sitzt eine der zehn verwilderten Fundkatzen aus Flehingen in einem Transportkorb. Bei Tierärztin Natalie Zitsch wurden die zehn gechippt und kastriert. Foto: Renate Leutloff

Es ist knapp zehn Wochen her, da hat der Katzenschutzverein Karlsruhe und Umgebung auf einen Fund von 24 verwahrlosten Katzen in Oberderdingen aufmerksam gemacht. Nun haben aufmerksame Anwohnerinnen wieder zehn wilde Katzen entdeckt – in Flehingen. Erneut waren die Tiere verwahrlost und krank.

Renate Leutloff, Vorsitzende des Katzenschutzvereins, berichtet, dass in der Franz-von-Sickingen-Straße Anwohnerin Janina zunächst ein struppiger Kater aufgefallen war. Janina und ihre Bekannte wollen ihre Nachnamen nicht nennen.

Wenig später fanden sie in der Straße Am Kohlbach in einer Scheune neun weitere. Den Besitzern der Scheune waren sie dort auch schon aufgefallen.

Katzenelend einzudämmen wird zur Aufgabe ohne Ende

Diese ließen die Katzenfreunde aufs Grundstück. So konnten sie Fallen aufstellen und die Katzen zu Veterinärin Natalie Zitsch nach Bretten bringen. Die Eigentümer der Scheune erlaubten auch im Anschluss den Zutritt, damit die Katzen Futter bekamen.

Vermitteln lassen sich verwilderte Tiere nicht mehr, sagt Leutloff. Werden verwilderte Katzen nicht eingefangen, nicht sterilisiert oder kastriert, vermehren sie sich also ungehindert. Ihre Arbeit sei eine Aufgabe, scheinbar ohne Ende.

Wurden beim Fund in Flehingen alle wilden Katzen eingefangen?

Beim aktuellen Flehinger Fund weiß niemand, ob mit den zehn eingefangenen Katzen tatsächlich alle erwischt wurden. So setzt sich das Problem stetig weiter fort und damit das Elend der verwilderten Tiere. Und wilde Katzen werden oft ernsthaft krank, stecken sich etwa mit Katzenschnupfen an, der Augen und Atemwege verklebt.

Eine Petition soll jetzt an die Tierschutzbeauftragte gehen.
Renate Leutloff
Vorsitzende des Katzenschutzvereins Karlsruhe und Umgebung

Kranke Wildlinge bedeuten somit auch ein Risiko für Hauskatzen, wenn sie ihnen begegnen. Tierärztin Zitsch hatte sich bereits im August für Katzenschutzverordnungen ausgesprochen, wie Leutloff sie seit Langem befürwortet.

„Jetzt streben wir vom Katzenschutzverein eine Petition an, die zum Ministerium gehen soll und an die Tierschutzbeauftragte“, sagt Leutloff. Eine Katzenschutzverordnung für ganz Baden-Württemberg wäre das Ziel der Wahl, sagt sie.

Allerdings erkläutert das Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz die Schwierigkeiten für eine landesweite Katzenschutzverordnung: Nach Paragraph 13b Tierschutzgesetz kann eine Katzenschutzverordnung zum Schutz frei lebender Katzen in bestimmten Gebieten festgelegt werden.

In diesen kann Katzenhaltern auferlegt werden, Katzen mit unkontrolliertem Freilauf kastrieren zu lassen. Alternativ kann der Freilauf fortpflanzungsfähiger Katzen verboten oder beschränkt werden. Zudem kann für frei laufende Katzen eine Kennzeichnung und Registrierung vorgeschrieben werden.

Laut Ministerium stelle die Kastrationspflicht einen Eingriff in die Eigentumsrechte der Katzenhalter dar. Der müsse begründet werden. Daher bedürfe es eines Nachweises einer Dokumentation, dass eine hohe Katzenpopulation frei lebender Tiere existiere, die zudem Tierschutzprobleme aufwerfe wie Schmerzen oder Leiden.

Zudem müsse laut Ministerium nachgewiesen werden, dass andere Maßnahmen – wie Einfangen, Kastrieren, Freisetzen – die Zahl wilder Katzen langfristig nicht erfolgreich reduzieren konnten. Denn schließlich sei auch nicht auszuschließen, dass die Fortpflanzungskette auch durch nicht kastrierte Halterkatzen mit Freilauf aufrechterhalten werde.

Daten und Informationen hierzu könnten laut Ministerium nur lokal, etwa bei örtlichen Katzenschutzvereinen, Tierheimen und sonstigen Organisationen wie auch bei Veterinären eingeholt werden. Deshalb habe die Landesregierung die Ermächtigung zum Erlass von Katzenschutzverordnungen den Städten und Gemeinden übertragen. 

Schließlich seien laut Ministerium mit der Verwaltungsvorschrift Tierschutzmaßnahmen die Fördermittel für Katzenschutzmaßnahmen gegenüber den Vorjahren deutlich erhöht worden.

Viele Tierfreunde, Vereine und Tierheime stoßen an ihre Grenzen

Renate Leutloff vom Katzenschutzverein Karlsruhe und Umgebung verfolgt ihr Ziel weiter. „Alle uns bekannten Einrichtungen, Tierheime oder Vereine mit Katzenfreunden stoßen längst an ihre Kapazitätsgrenzen. Sie können weder eine Aufnahme der Tiere leisten, noch auf Dauer deren Versorgung.“

Nun haben die Tierfreunde erfahren, dass die Eigentümer ihre Scheune womöglich abreißen lassen. Noch müssten denkmal-rechtliche Fragen geklärt werden, hat Leutloff gehört. Was dann künftig mit den Tieren geschieht, ist offen.

Die Verwaltung in Oberderdingen verwies auf ihre Auskünfte vom August beim letzten Fund von 25 verwilderten Katzen. Die Gemeinde leiste jährlich 2.400 Euro ans Tierheim Bruchsal. Man möge die Katzen dorthin bringen.

Leutloff beklagt mangelndes Problembewusstsein bei vielen Behörden. Das Elend wilder Katzen werde in deren Alltag kaum sichtbar. „Die Oberderdinger Verwaltung weiß aber, dass es Tierquälerei wäre, Katzen einzusperren, die ohne Menschenkontakt zu leben gewohnt sind.“

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