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Themenabend

„Frauenmahl“ in Oberderdingen sieht beim Thema Gleichberechtigung Luft nach oben

Was hat sich in den vergangenen 30 Jahren für Frauen getan? Was treibt Frauen an? Welche Herausforderungen bleiben Frauen vorbehalten? Diesen Fragen stellten sich die Teilnehmerinnen beim Frauenmahl im Amthof in Oberderdingen.

Frauenmahl zum Thema „Frauen in unserer Gesellschaft“ im Gemeindehaus in Oberder
Beim Frauenmahl geht es um die Fragen, was sich für Frauen in den vergangenen 30 Jahren getan hat und was sich noch tun muss. Foto: Valerie Reimer

Der Raum war erfüllt von Kerzenschein, die Tische stilvoll gedeckt und alle Stühle waren besetzt. Etwa 90 Frauen kamen am Samstag ins evangelische Gemeindehaus, um sich auszutauschen und miteinander in Kontakt zu kommen. Das Frauenmahl – eine Art Fortsetzung der offenen Frauenabende – lieferte den nötigen Raum dazu.

Ein herbstliches Drei-Gänge-Menü und das eigens für den Abend gegründete Saxofon-Quartett „4 Ladies“ waren für die Ladies bestimmt. Ziel des Abends: Frauen untereinander zu vernetzen – einer der wichtigsten Erfolgsfaktoren auf dem Weg zur Gleichberechtigung in Gesellschaft und Religion.

Drei erfolgreiche Frauen sind Rednerinnen in Oberderdingen

Als Katalysatoren für die Gespräche am Tisch zeigten sich die drei Rednerinnen des Abends. Die jüngste im Bunde, Sarina Pfründer, sagt, sie habe vor ihrer ersten Amtszeit als Bürgermeisterin in Sulzfeld vor 13 Jahren noch Frauen getroffen, die grundsätzlich keine Frau wählen würden.

Die Skepsis sei damals groß gewesen, die Erfahrung mit Frauen in Leitungspositionen in der Region noch zu gering. Ganz anders sehe es in Lauffen am Neckar aus, da sei explizit eine Frau gewünscht. Seit diesem Sommer ist Pfründer dort Bürgermeisterin.

Es hat sich rückblickend viel getan. Trotzdem ist die Quote der Bürgermeisterinnen weiter gering.
Sarina Pfründer
Bürgermeisterin Lauffen am Neckar

„Es hat sich rückblickend viel getan. Trotzdem ist die Quote der Bürgermeisterinnen weiter gering“, sagt sie. Pfründer spricht über die Doppelbelastung von Beruf und Familie, sie selbst hat zwei Kinder. Ihre Erfahrungen hätten ihr gezeigt, dass sich eine Frau manchmal behaupten können muss, wenn sie in einer Männerdomäne bestehen wolle. Für sie sei aber klar, „dass es nicht ohne Frauen gehen wird. Nicht nur im Ehrenamt“.

Geht es nach Angelika Pücher-Purr, soll das Frauenbild ihrer Jugend der Vergangenheit angehören. Die ehemalige Leiterin der Ausbildungsabteilung der Blanc & Fischer-Gruppe machte einst eine Ausbildung zum Industriekaufmann. Die weibliche Form der Berufsbezeichnung gab es damals noch nicht. Ebenso wenig wie Elternzeit und Kindertagesstätten.

Wir Frauen müssen miteinander sprechen, anstatt übereinander.
Ulrike Trautz
Diakonin

Auch die ehemalige Abteilungsleiterin spricht vom Fortschritt in der Gleichberechtigung. Aus ihrer Sicht steht die Gesellschaft jedoch noch vor großen kommunikativen Herausforderungen. „Wir Frauen müssen miteinander sprechen, anstatt übereinander“, sagt Angelika Pücher-Purr. Daher auch das Frauenmahl.

Ulrike Trautz, die dritte Rednerin im Bunde, ist Diakonin des evangelischen Kirchenbezirks Bretten-Bruchsal. Anfangs hätten Pfarrerinnen nicht predigen dürfen, erzählt sie. Deshalb sei ihr Einsatzgebiet lange auf den Religionsunterricht und die Jugendarbeit begrenzt gewesen.

Mut und Hartnäckigkeit hätten sich schließlich ausgezahlt und seit 1971 könne von Gleichberechtigung gesprochen werden. Seither sind Pfarrerinnen in Leitungspositionen zugelassen.

Ein Blick auf den branchenweiten Gehälterunterschied von 18 Prozent in 2022 zeige jedoch, da ist noch Luft nach oben. Zeit also, dass sich die Frauen weiter vernetzten und jede weiterhin ihre Frau stehe.

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