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Einblicke in Produktion

Luisenhof in Flehingen lässt Besucher hinter die Kulissen blicken

Auf dem Luisenhof in Flehingen steht die Stachelbeere im Fokus. Beim Hofbesuch ist für die Besucherinnen und Besucher Naschen ausdrücklich erlaubt.

Gerd Bitterich, Seniorchef des Luisenhofs in Flehingen, gewährt im Rahmen der Gläsernen Produktion den Besuchern einen Blick in die Aufzucht von Stachelbeeren.
Gerd Bitterich, Seniorchef des Luisenhofs in Flehingen, gewährt im Rahmen der Gläsernen Produktion den Besuchern einen Blick in die Aufzucht von Stachelbeeren. Foto: Kurt Klumpp

„Mit Herz gerne Hand anlegen“ ist ein Motto, das beim familienbetriebenen Luisenhof in Flehingen mit Liebe gelebt wird. Beim Besuch des alteingesessenen Bauernhofs mit dem Schwerpunkt auf den Anbau von Stachelbeeren wurde diese authentische Leidenschaft spürbar. Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Gläserne Produktion“ des Landwirtschaftsamtes Karlsruhe konnten die Besucher hinter die Kulissen eines Betriebs schauen, der Fortschrittlichkeit mit Tradition verbindet.

Cordula Pfaff koordiniert das landesweite Programm und ist Ansprechpartnerin für den Lernort Bauernhof – ein Prädikat, das auch den Luisenhof auszeichnet. Das zweistündige Besuchsprogramm mit Führung, viel Information und einer abschließenden Gesprächsrunde bei Kaffee und Kuchen wurde in angenehmer Atmosphäre zur gelungenen Verbraucherbildung, so die Vertreterin des Landratsamts.

Dafür sorgten Betriebsleiterin Susanne Stein sowie deren Eltern Line und Gerd Bitterich. Sie haben ihren Hof vor drei Jahren an die Kinder übergeben. Heute bewirtschaftet Thomas Bitterich seinen Bio-Ackerbaubetrieb. Susanne Stein leitet mit ihrem Mann Martin den Hofladen mit eigener Bäckerei sowie die Erzeugung und Vermarktung von Obst und Gemüse.

Ihre Schwester Karin Wolf ist Event-Managerin für die von Schulen und Kindergärten gerne genutzten außerschulischen Lernangebote. Deren Mann Thomas Wolf verantwortet die Finanzen.

Stachelbeeren brauchen viel Pflege

Die Liebe zur Stachelbeere wurde vor fast 30 Jahren entfacht. „Damals suchte die Obst- und Gemüse-Absatzgenossenschaft Nordbaden (OGA) mit Sitz in Bruchsal landwirtschaftliche Betriebe, die Beerenobst anbauen“, blickte Seniorchef Gerd Bitterich zurück.

Die Entscheidung des Luisenhofs fiel 1994 auf Stachelbeeren. „Die Wahl für diese pflegeintensive Frucht war richtig“, sagt heute der ausgebildete Landwirtschaftsmeister. Mittlerweile beackert die Familie neben Erdbeeren sowie roten und schwarzen Johannisbeeren auch drei Hektar mit Stachelbeeren.

„Naschen erlaubt“ wurde deshalb zur Parole beim Besuch der direkt um den Hof gelegenen Obstplantage. Deutlich wurde beim Pflücken der ovalen Früchte, weshalb sie aufgrund ihrer Dornen Stachelbeeren heißen.

„Bei der Ernte und bei der ganzjährigen Pflege müssen wir Schweißer-Handschuhe aus Leder mit einem langen Schaft tragen“, berichtete Gerd Bitterich. Er outete sich als ausgesprochener Liebhaber der Beeren und Experte.

Die Fruchtfarbe ist je nach Sorte grün, gelb bis purpurrot. Aufgrund der Kundenwünsche sind jedoch nur die roten Stachelbeeren marktfähig.

Geerntet werden sie, wenn die Hälfte der Beere rot ist, während sie nach zwei Tagen im Kühlhaus ihre komplette Farbe bekommen. Die Vermarktung erfolgt über die OGA in Bruchsal sowie über den eigenen Hofladen.

Erntehelfer gehören inzwischen zur Familie

Während der vierwöchigen Erntezeit kommen elf Helferinnen und Helfer aus Rumänien zur Unterstützung nach Flehingen. Auch hier wird der Familiengedanke weitergelebt.

Im Vorjahr musste ich einem Helfer beim Zahnarzt Händchen halten.
Line Bitterich
Seniorchefin

„Eine Frau ist schon von Anfang an dabei, und mittlerweile kommen aus dieser Familie drei Generationen“, bestätigte Seniorchefin Line Bitterich. „Im Vorjahr musste ich einem Helfer beim Zahnarzt Händchen halten, während ihm drei Zähne gezogen wurden“, sagte sie.

Die Auswirkungen des Mindestlohns machen sich auch auf dem Luisenhof bemerkbar. „Inzwischen sind mehr als 50 Prozent des Ertrages Lohnkosten“, sagt die Betriebsleiterin. Sie schließt nicht aus, dass künftig der Obstanbau reduziert werden muss. „Das Jahr 2023 dürfte entscheidend sein“, blickt sie voraus.

Bitterich bemängelt, dass Stachelbeeren seit zwei Wochen an die Genossenschaft geliefert werden. Der Auszahlungspreis ist noch nicht genau definiert, während die Betriebskosten fix sind. Dieser in der Branche übliche Spagat stellt jährlich eine Herausforderung dar. Notwendig sind immer wieder Investitionen wie die Anschaffung von Netzen als Sonnenschutz. Der Klimawandel macht sich auch bei den Stachelbeeren bemerkbar.

Betriebsleiterin Susanne Stein war schon Gastgeberin bei „Lecker aufs Land“

Vielen Fernsehzuschauern dürfte Susanne Stein und ihre Familie noch aus der Serie „Lecker aufs Land“ bekannt sein. Sie war 2019 eine der Gastgeberinnen. Ab diesem Montag, 3. Juli, wird die Serie im dritten Fernsehprogramm wiederholt. Die Aufnahmen aus dem Luisenhof werden in der vierten Folge gezeigt. Dann wird nicht nur der Blick hinter die Kulissen, sondern auch in die Küche von Susanne Stein erlaubt sein.

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