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Café-Projekt nimmt Gestalt an

Nach Ende der Schulzeit ist in Flehingen oft Schluss mit der Inklusion

Nach der Schulzeit ist für viele Menschen mit Behinderungen Schluss mit Inklusion. Das „Mühlwerk Sinneswandel“ will dem mit einem eigenen Projekt gegensteuern.

Der Rohbau steht: Im neuen Seitentrakt der Alten Mühle in Flehingen entsteht für 1,3 Millionen Euro ein Café, das Inklusionsprojekt betreibt das „Mühlwerk Sinneswandel“. Besuch aus Stuttgart begutachtet das Vorhaben.
Der Rohbau steht: Im neuen Seitentrakt der Alten Mühle in Flehingen entsteht für 1,3 Millionen Euro ein Café, das Inklusionsprojekt betreibt das „Mühlwerk Sinneswandel“. Besuch aus Stuttgart begutachtet das Vorhaben. Foto: Tom Rebel

Der Rohbau steht, die Grundrisse lassen bereits die künftigen Räume erahnen. Wo vor einem Jahr noch eine alte Scheune stand, prangt jetzt der neue Seitentrakt der alten Flehinger Sägemühle, der bald ein modernes Café und eine Backstube beherbergen soll.

Beides ist Teil des Inklusionsprojekts „Mühlwerk Sinneswandel“, das behinderten Menschen mit einem hohen Unterstützungsbedarf einen anregenden Lebens- und Arbeitsplatz bieten will.

Damit auch in Stuttgart besser bekannt wird, was sich im Blick auf das Thema Inklusion in ihrer Heimatgemeinde Beispielhaftes tut, hatte die grüne Landtagsabgeordnete Andrea Schwarz ihre Parteikollegin, die Staatssekretärin Ute Leidig, nach Flehingen eingeladen. Die zeigte sich angetan von dem, was sie zu sehen bekam. Mit Förderzusagen konnte sie allerdings nicht aufwarten.

Förderverein hat mittlerweile bereits rund 135 Mitglieder

Im Förderverein Mühlwerk Sinneswandel, der mittlerweile rund 135 Mitglieder hat, haben sich Eltern mit behinderten Kindern zusammengeschlossen, die sich für eine bessere Inklusion einsetzen. Vor allem die dürftigen Möglichkeiten nach Abschluss der Schule bereiten ihnen Sorge.

„Es gibt mittlerweile viele gute Inklusionsangebote in Kindergärten und Schulen, dazu auch eine Vielzahl an Inklusionsfirmen“, räumt Manuela Rominski, die geschäftsführende Gesellschafterin des Projekts, ein.

Doch nach Beendigung der Schule sei für Menschen mit schweren Behinderungen Schluss mit Inklusion, weil sie das Mindestmaß an verwertbarer Arbeit, das für eine Werkstatt oder den ersten Arbeitsmarkt erforderlich ist, nicht leisten könnten.

„Das bedeutet, dass für diese Menschen genau das Gegenteil von Inklusion, nämlich Exklusion geschieht“, bekundet Rominski. Sie fänden sich wieder in einer Gruppe nicht leistungsfähiger schwerstbehinderter Menschen. Der Gedanke, dass das doch eigentlich besser gehen müsste, stand bei der Vereinsgründung Pate.

Und so wurde überlegt, wie man für Menschen, die nicht sprechen und nicht laufen können und auch motorische Handicaps haben, einen möglichst normalen Arbeitsalltag mit sinnvoller Beschäftigung und vielfältigen Begegnungen schaffen kann.

Offenes Atelier für kreative Angebote aller Art ist geplant

Dies soll nun in den Räumen geschehen, die Ehemann Felix Rominski vorstellte: ein Sozialraum als Rückzugsort für die Mitarbeitenden, ein großzügiger Sanitärtrakt, ein Café mit Außenterrasse mit 45 Plätzen und eine Backstube mit sechs behindertengerechten Arbeitsplätzen.

Dazu gibt es einen 130 Quadratmeter großen Raum im Obergeschoss, den man für Feste oder Tagungen mieten kann. Weiter geplant ist ein offenes Atelier, das für kreative Angebote aller Art genutzt werden kann. Im Hauptgebäude der denkmalgeschützten Alten Mühle soll eine „Erfahrungswelt der Sinne“, eine Art interaktives Museum entstehen. 14 Räume stehen dort auf drei Etagen zur Verfügung. 1,3 Millionen Euro kostet der Café-Anbau, der weitgehend über Spenden finanziert wird.

Großen Respekt für das vorbildliche Konzept und den Mut, ein solches Vorhaben anzugehen, zollte die Staatssekretärin den Mühlwerk-Initiatoren. Andrea Schwarz unterstrich die Nähe zum Seniorenwohnpark, deren Bewohner das Café und die Backstube nicht nur nutzen, sondern sich dort auch einbringen können.

Oberderdingens Bürgermeister Thomas Nowitzki (CDU) wies überdies auf das Altenpflegeheim mit 45 Plätzen hin, das in unmittelbarer Nähe entstehen soll.

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