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Aufnahmestopp für Neukunden

Auch Öl und Mehl werden im Oberderdinger Tafelladen knapp

Die weltpolitische Lage schlägt sich auch bei der Tafel in Oberderdingen nieder: Neben knappen Lebensmitteln ist eine Folge ein Aufnahmestopp für Neukunden.

Trotz praller Sonne ist die Tafel in Oberderdigen in diesen Tagen besonders gut besucht.
Trotz praller Sonne ist die Tafel in Oberderdigen in diesen Tagen besonders gut besucht. Foto: Valerie Reimer

Die Oberderdinger Tafel sieht sich aktuell zum Aufnahmestopp für Neukunden gezwungen. Mit viel Mühe und Kreativität war es während der Coronapandemie bislang gelungen, die wöchentlichen Lebensmittelausgaben an Bedürftige aufrechtzuerhalten.

Der Ukraine-Krieg und die Inflation stellen die ehrenamtlichen Mitarbeiter jetzt vor ganz neue Herausforderungen. „Wir versuchen, all unseren Kunden gerecht zu werden“, so die Leiterin der hiesigen Tafel, Ellen Leitenberger.

Während jedoch zu Beginn des Jahres noch rund 25 Familien aus Oberderdingen, Flehingen, Großvillars, Sternenfels, Zaisenhausen und Sulzfeld versorgt werden mussten, kommen derzeit 30 ukrainische Familien hinzu. Dabei hat die Zahl der Bedürftigen zuvor bereits durch die Pandemie zugenommen.

Deutschlandweit war der Anstieg vor allem unter Menschen mit Arbeitslosengeld II und jenen in Kurzarbeit zu verzeichnen. Viele davon sind erst durch die Pandemie auf externe Hilfe angewiesen. Die steigenden Lebenshaltungskosten tun ihr Übriges dazu.

Ukrainer ist zutiefst dankbar

Gleichzeitig werden gefragte Lebensmittel wie Öl und Mehl nun auch im Tafelladen knapp. Der Ukrainer Dmitrij, der regelmäßig für seine Familie in der Schlange steht, ist dennoch zu tiefst dankbar. Nicht nur für die Lebensmittel. „Die Unterstützung, die wir in Deutschland bekommen, ist viel mehr, als wir uns bei unserer Flucht erhoffen konnten“, so der Mann aus Odessa. In Deutschland sei alles so gut organisiert. Da habe er auf seiner Flucht schon ganz anderes erlebt.

Die Ukrainer, die vor der Tafel darauf warten, bis sie an der Reihe sind, sprechen davon, dass man ihnen hier mit ganzer Seele und vollem Einsatz helfen würde. An Lebensnotwendigem und Zuspruch fehle es ihnen also nicht, wohl aber an Übersetzern, die dabei helfen, sich bei Behördengängen und im Alltag zurechtzufinden. Hier besteht trotz dem bestehenden Unterstützungsangebot in den Gemeinden immer noch Ausbaubedarf.

Entsprechend gibt es zuweilen auch bei der Tafel Kommunikationsschwierigkeiten. „Nur weil das Mindesthaltbarkeitsdatum naht oder abgelaufen ist, heißt das nicht, dass die Lebensmittel bereits in den Müll wandern müssen“, erklärt Ellen Leitenberger.

Mit konkretem Einkaufszettel kommt man bei der Tafel nicht weit

Auch seien den Neuankömmlingen zunächst die Unterschiede zwischen einem Tafelladen und einem Supermarkt nicht bewusst. Mit einem konkreten Einkaufszettel kommen sie hier nicht weit. Ausgegeben wird das, was an dem Tag verfügbar ist. Dabei wäre die Oberderdinger Tafel ohne private Lebensmittel- und Geldspenden kaum lebensfähig.

Während die Anzahl der Familien, die bei der Tafel einkaufen in diesem Jahr also deutlich gestiegen ist, nimmt die Menge an auszugebenen Waren stetig ab. Die Supermärkte verkaufen unschönes Gemüse und Obst inzwischen gern zum halben Preis.

Der Nachhaltigkeitsgedanke findet bei den Verbrauchern zunehmend Anklang. Diese positive Entwicklung bedeutet jedoch im Umkehrschluss, dass weniger für Organisationen wie die Tafel und damit die Menschen übrigbleibt, die auf jeden Cent angewiesen sind.

Mit Benefizkonzerten, wie dem Klappstuhlkonzert am Sonntag in Oberderdingen, ist die Tafel daher bestrebt, das Budget regelmäßig aufzubessern, um bei Bedarf auch Waren zukaufen zu können. Wenn also selbst eine Pandemie dem Eifer der Tafelmitarbeiter nicht schaden kann, so besteht Hoffnung, dass der Aufnahmestopp für neue Kunden nicht von Dauer sein wird.

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