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Montessori-Konzept in der Kirche

Oberderdinger Krabbelgruppe bietet Montessori-Pädagogik in Kirche an

Sandra Bihn organisiert das Kindertreffen mit Spielzeugen aus Alltagsgegenständen. Das alternative Konzept und die Kirche in Oberderdingen passen gut zusammen.

Eine Mutter und ihre kleine Tochter
Sandra Bihn leitet die neue Oberderdinger Krabbelgruppe unter dem Motto „Montessori trifft Kirche“ und beobachtet ihre acht Monate alte Tochter Jael beim Spiel mit dem Haptikbeutel. Foto: Claudia Pospieszczyk

Mit großen Augen blickt Jael auf den Beutel mit den bunten Schokolinsen. Zielsicher greift das acht Monate alte Mädchen nach dem Tütchen, raschelt mit dem Beutel und schaut ihn neugierig an. In der neuen Oberderdinger Krabbelgruppe gibt es für die Kleinen viel zu entdecken. Jaels Mama, Sandra Bihn, leitet die Krabbelgruppe, die unter dem Motto „Montessori trifft Kirche“ steht.

Die Oberderdingerin ist Lehrerin. „Ich hatte die Idee, dass das Konzept von Montessori gut zur Kirche passt, die sich derzeit mit Fairtrade beschäftigt“, erzählt die 43-Jährige. Vor einem Monat telefonierte sie mit Pfarrerin Ditta Grefe-Schlüntz und stellte der Seelsorgerin ihre Idee vor. „Die Pfarrerin war gleich begeistert von meinem Angebot“, sagt Sandra Bihn.

Bei Montessori nimmt man Rücksicht auf Mensch und Natur

Die evangelische Verbundkirchengemeinde Oberderdingen-Großvillars befinde sich ohnehin auf dem Weg zur „Fairen Gemeinde“, erfuhr Bihn im Gespräch mit der Pfarrerin. Dieses Siegel der Organisation „Brot für die Welt“ erhalten Kirchengemeinden, die sich für fair gehandelte Waren einsetzen.

Die Arbeit in der Kirchengemeinde erfolgt laut Sandra Bihn auch unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit. Und hier finde sich die Montessori-Pädagogik wieder. „Man nimmt bei Montessori Rücksicht auf Menschen, die Natur und geht achtsam mit Materialien um“, erklärt die Pädagogin. Ein respektvoller Umgang miteinander stehe dabei meist im Kontrast zur heutigen Gesellschaft.

Verbundkirchengemeinde Oberderdingen-Großvillars gibt der neuen Gruppe eine Heimat

„Die Gesellschaft ist geprägt von einer gewissen Ellenbogenmentalität“, so Bihn. Die Montessori-Pädagogik ist da für sie ein geeignetes Gegengewicht. „Es geht darum, dass die Kinder in ihrem eigenen Rhythmus lernen, aus der eigenen Motivation heraus“, erklärt die Pädagogin. Für sie sei wichtig, dass das Kind bestimmt, wann es wie viel lernt. „Der Impuls geht vom Kind aus. Als Mama beobachte ich Jael nur und bin der Impulsgeber, aber nicht die Animateurin.“ Alles, was das Kind könne, bringe es sich selbst bei.

Mit dieser Einstellung plant Bihn auch die Stunden der Krabbelgruppe. Um die Kinder nicht zu überfordern, dauert das Zusammentreffen unter Gleichaltrigen nur eine Stunde. Bei der Planung des Erkundungsangebotes nutzt Sandra Bihn Gegenstände, die modern und alltagstauglich sind. „Gerade die Haptikbeutel mit verschiedenen Inhalten wie Schokolinsen, kleinen Linsen oder einer Flüssigkeit kann man auch sehr gut daheim herstellen“, sagt die Mutter von vier Kindern. Sie gestaltet die Umgebung so, dass die Kinder gefahrlos auf Entdeckertour gehen oder krabbeln können.

Zum Spieleparadies gehören beispielsweise auch Kaubälle, aus denen ein Stück Stoff ragt. Mit einem großen Löffel können die Minis Bälle aus einer Schüssel schöpfen und ihre Motorik verfeinern. In der Krabbelgruppe wird es auch mal rhythmisch, wenn die Rasseln zum Einsatz kommen. „Da ich nur ein paar Stationen anbiete, kommt es für die Kinder nicht zur Reizüberflutung. Das Kind sucht sich dann aus, worauf es Lust hat“, erzählt Sandra Bihn.

Eltern sind aktiv beim bunten Treiben ihrer Kinder in Oberderdingen dabei

Auch die Eltern sitzen nicht passiv in der Ecke, sondern bei ihren Kindern auf dem Boden und beobachten das bunte Treiben. Von der evangelischen Kirchengemeinde gibt es stets kostenlosen Fairtrade-Kaffee, von Sandra Bihn einen fair gehandelten Yogi-Tee.

Bei den Müttern kommt die neue Krabbelgruppe sehr gut an. „Es fasziniert mich jedes Mal aufs Neue, dass aus so vielen Alltagsgegenständen ein abenteuerliches und wunderschönes Spielzeug werden kann“, sagt Natalie Ippich aus Oberderdingen, die mit ihrer Tochter Marlene die Krabbelgruppe besucht. Julia Saam gefallen die verschiedenen Spielstationen, die ihre zehnmonatige Tochter Leonie gerne erkundet. Auch der Austausch mit anderen Müttern mache ihr Freude, so die Oberderdingerin.

Aus Kürnbach kommen Jasmin Jüngling und ihr ein Jahr alter Sohn Tim zur Krabbelgruppe. „Hilf mir, es selbst zu tun“, ist das Leitmotiv der Pädagogik von Maria Montessori, das ihr besonders gut gefalle. „Es ist richtig und wichtig, dies unseren kleinen Mäusen von Beginn an auf ihrem Lebensweg mitzugeben.“

Die Krabbelgruppe findet außerhalb der Ferien freitags von 10 bis 11 Uhr im Raum der alten Kapelle der evangelischen Kirchengemeinde statt, im Sandsteingebäude neben der Weingärtnergenossenschaft. Es gibt noch zwei freie Plätze. 

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