„Mehr als angespannt“ - so beschreibt Martin Stäble, Geschäftsführer der Diakoniestation Oberderdingen, die aktuelle Personalsituation bei den Pflegekräften. Einmal wegen der normalen Krankheitsausfälle, Elternzeit und dem Beschäftigungsverbot für Schwangere, dann aber auch coronabedingt, wenn Pflegekräfte als Kontaktpersonen in Quarantäne müssen.
Dabei hat die Einrichtung noch eine gute Ausgangslage, denn von den 43 Stellen sind alle besetzt: 18 in der Pflege, die anderen als ergänzende Hilfen und in der Verwaltung.
Kaum Reaktionen auf Stellenausschreibung
Dreimal, so berichtet Stäble, habe die Diakoniestation im vergangenen Jahr Stellen online und per Anzeigen in den BNN ausgeschrieben. Auf überregionale Anzeigen verzichte man ganz, erfahrungsgemäß seien diese wenig erfolgversprechend, das würde ja bedeuten, dass die Bewerber umziehen müssten.
Doch auch bei den regionalen Anzeigen sei man nur einmal im März erfolgreich gewesen. Auf die weitere Personalsuche habe es so gut wie keine Reaktionen und wenn, dann mit unzureichenden Qualifikationen gegeben.
„Wir suchen examinierte Krankenschwestern oder medizinische Fachkräfte wie Arzthelferinnen oder medizinisch-technische Angestellte“, beschreibt Stäble das Anforderungsprofil. Im Januar werde man erneut Stellen ausschreiben. „Wir könnten auf jeden Fall noch zwei oder drei Teilzeitkräfte oder eine Vollzeitkraft gebrauchen“, bekundet der Geschäftsführer.
Corona verschärft die angespannte Lage
Die Personalsituation beschreibt Stäble als schwierig, insbesondere wenn Mitarbeiter aus verschiedenen Gründen ausfallen. Die Corona-Lage habe die ohnehin angespannte Situation noch einmal verschärft. Einige Ausfälle gab es auch, weil Mitarbeiter wegen Corona-Verdachts getestet werden mussten, die fielen dann auch für jeweils zwei oder drei Tage aus.
Der Markt für Pflegekräfte ist leergefegt.Martin Stäble, Geschäftsführer Diakoniestation Oberderdingen
„Das kommt jetzt schon häufiger vor“, sagt Stäble. Doch das könne man noch auffangen, aber nur mit gutem Willen von Mitarbeitenden, die dann einspringen.
Der Markt für Pflegekräfte sei leergefegt, das sei aber nicht allein pandemiebedingt. Der Mangel an qualifizierten Kräften zeichne sich schon seit Jahren ab, obwohl man viel unternehme, um die Ausbildung und die Vergütung attraktiver zu gestalten.
Gute Ausstattung bei Pflegehelfern und Hilfskräften
Nicht viel anders stellt sich die Situation im Brettener Altenpflegeheim „Im Brückle“ dar. „Einjährige Pflegehelfer und Hilfskräfte bekommt man immer wieder, was aber sehr schwierig zu finden ist, sind Fachkräfte, also ausgebildete Krankenschwestern oder Altenpfleger“, erklärt Heimleiterin Simone Schmidt. Für Helfer und Hilfskräfte gebe es eher mal auch Blindbewerbungen, bei den Fachkräften käme das nur äußerst selten vor.
Im Dezember habe man sogar zwei Leute einstellen können. „Wir haben immer Stellen ausgeschrieben“, sagt Schmidt, sowohl auf unserer Homepage als auch über die sozialen Medien und die lokalen Blätter. Und auch die Mund-zu-Mund-Propaganda von ehemaligen Azubis oder Aushänge in Kranken- oder Altenpflegeschulen führten mitunter zum Erfolg.
Mit Pflegehelfern und Hilfskräften sei man derzeit gut ausgestattet, die bekomme man auch immer wieder, bei den Fachkräften könnten wir durchaus noch Mitarbeiter gebrauchen, sagt Schmidt. Derzeit würde sie gerne noch drei volle Stellen besetzen, davon sollten mindestens die Hälfte Fachkräfte mit dreijähriger Ausbildung sein.
Einzelne ambulante Dienste ohne Personalsorgen
Keine Personalprobleme hat indes der Gondelsheimer Pflegedienst Phoenix. „Wir haben derzeit keine offenen Stellen, alle Arbeitsplätze sind besetzt“, erklärt Stefan Schorpp, der Chef der Einrichtung. „Wir hatten in jüngster Zeit sogar einige Initiativbewerbungen, so dass wir auswählen konnten.“
Über acht volle Stellen verfügt der Pflegedienst, die von 13 Mitarbeitenden ausgefüllt werden. Erfreulich sei auch, dass es derzeit weder Krankheits- noch Quarantäneausfälle gebe und bei den jüngsten Bewerbungen genau das Personal dabei gewesen sei, das benötigt wurde.
Auch bei der Brettener AWO Sozialstation im Dr. Neff Seniorendomizil herrscht aktuell kein Personalmangel. „Wir haben derzeit keinen Bedarf an examinierten Gesundheits- und Krankenpflegern sowie an Alten- oder Heilerziehungspflegern“, sagt Pflegedienstleiter Volker Weiß. Vier Pflegefachkräfte und acht hauswirtschaftliche Mitarbeiter sind dort beschäftigt.
Vom Stellenschlüssel her könnte man vielleicht noch eine Halbtagsstelle vertragen, doch derzeit bestehe kein erhöhter Handlungsbedarf, sagt Weiß. Erfreulicherweise habe man derzeit weder Krankheits- noch Quarantäneausfälle, so dass die Lage entspannt sei.
„Bundesweit ist die Situation allerdings so, dass es im Schnitt 160 Tage dauert, bis man eine geeignete Fachkraft findet, um eine vakante Stelle zu besetzen“, erklärt Weiß. Insofern sei es sogar besser, man bilde selbst aus, wie die AWO Karlsruhe-Land als großer Verbund ja auch tue.