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Wenig Verständnis für Impfverweigerer

In den Pflegeheimen in Bretten und Umgebung bereitet man sich auf eine Auffrischimpfung vor

Der Landkreis plant eine dritte Impfung, insbesondere die Bewohner von Pflegeeinrichtungen sind dabei im Blick. Doch wollen die das überhaupt? Und wie gehen die Altenheime damit um, dass viele Pflegekräfte eine Impfung verweigern?

Zwei ältere Damen
Keine Bedenken: Ilse Appel (links) und Ursula Schweikhart wollen die Auffrischimpfung auf jeden Fall machen lassen. Kein Verständnis haben die Bewohnerinnen des Evangelischen Altenpflegeheims Im Brückle dafür, dass sich Pflegekräfte nicht impfen lassen. Foto: Hansjörg Ebert

Während sich die vierte Corona-Welle ankündigt, bereitet der Landkreis die dritte Impfrunde vor. Ab dem 1. September soll es Auffrischimpfungen, sogenannte Booster-Impfungen, geben, teilt das Landratsamt auf Nachfrage mit.

Im Blick sind dabei vor allem Bewohnerinnen und Bewohner in stationären Pflegeeinrichtungen. Dieser Tage bekamen die Altenheime deshalb Post vom Landkreis. Dabei wurde das Angebot einer Auffrischungsimpfung unterbreitet.

Die Pflegeheime wurden gebeten, den Bedarf für eine dritte Impfung zu ermitteln und den möglichen Einsatz eines mobilen Impfteams mit den Hausärzten abzustimmen.

„Interessant wird es, wenn Tests nicht mehr bezahlt werden“

„Wir werden diese Anfrage mit den entsprechenden Informationen jetzt weitergeben an unsere Bewohner und deren Angehörige oder Bevollmächtigte“, sagt Clarita Kosel, Heimleiterin im Altenwohn- und Pflegeheim Haus Schönblick in Neibsheim.

Man werde diese dritte Impfrunde auf jeden Fall planen, gehe allerdings davon aus, dass bei der dritten Runde eine Dosis ausreicht. Mehr als 90 Prozent der Bewohner sind in ihrem Haus bereits geimpft, die ersten bekamen den Piks bereits im Januar.

Vor allem für solche früh Geimpften ist die Auffrischung gedacht. Bei den Mitarbeitern hätten rund 75 Prozent die Impfung bekommen, einen Impfzwang für die übrigen könne es nicht geben. „Interessant wird es aber dann, wenn die Tests ab dem 11. Oktober nicht mehr bezahlt werden“, meint Kosel.

Dann nämlich müssten die nicht geimpften Beschäftigten für die vorgeschriebenen drei Tests pro Woche selber aufkommen.

Nur 75 Prozent des Personals geimpft

Auch im Evangelischen Altenpflegeheim Im Brückle will man jetzt das Interesse an einer Auffrischungsimpfung abfragen und die entsprechenden Einverständniserklärungen einholen. Laut Einrichtungsleiter Manfred Grich sind dort 80 Prozent der Bewohner zweimal geimpft, die meisten der übrigen 20 Prozent hätten eine Impfung abgelehnt.

Beim Personal liege die Quote bei 75 Prozent. Ungeimpfte Mitarbeitende müssten sich dreimal pro Woche testen lassen und bei der Arbeit eine FFP2-Maske tragen. Bei Geimpften genügt ein Mund-Nasen-Schutz.

Grich bedauert die geringe Impfquote bei seinem Personal. Nicht allein, weil damit auch die Sicherheit der Bewohner gefährdet sei, sondern auch, weil dadurch die Mitarbeiter selbst nicht ausreichend geschützt seien.

Und wenn Mitarbeiter durch Corona ausfielen, sei dies eine riesige Belastung für die anderen. „Wir haben deshalb Gesprächsangebote zum Thema Impfen gemacht, aber keiner hat es wahrgenommen“, informiert der Chef des Hauses.

Ob der Arbeitgeber auch nach dem 11. Oktober noch für die Testung seiner Mitarbeiter aufkommen müsse oder ob diese die Tests selbst bezahlen müssen, sei noch nicht klar. Das müsste der Gesetzgeber per Verordnung festlegen.

Die widersprüchliche Informationspolitik der Regierung und verwirrende Nachrichten in den unterschiedlichen Medien sieht er als Gründe für die verbreitete Impfskepsis.

Kein Problem mit dritter Impfung

Für Ilse Appel ist klar, dass sie einer dritten Impfung zustimmt. Die 89-jährige Bewohnerin im Brettener Altenheim Im Brückle ist bereits zwei Mal mit Biontech geimpft. Sie hat auch mit ihren Kindern gesprochen, die ihr dazu rieten. Von den Querdenkern hält sie ohnehin nichts.

„Die denken doch gar nichts, die sollten mal in ein Krankenhaus gehen, wo Corona-Patienten behandelt werden“, sagt die Seniorin. Sie findet es nicht richtig, dass sich das Personal nicht impfen lässt. Schließlich ginge es auch um ihre Sicherheit.

Auch Ursula Schweikart will einer weiteren Impfung zustimmen. Obgleich sie bereits an Covid-19 erkrankt war und wieder genesen ist, ließ sie sich im Mai auch auf Anraten ihres Arztes einmal impfen. „Und wenn mir eine zweite Impfung empfohlen wird, werde ich zustimmen“, sagt die 84-jährige frühere Lehrerin, auch wenn sie die Impfung nicht so gut vertragen habe.

Im Gondelsheimer Altenpflegeheim Schlossblick sind fast 95 Prozent der Bewohner geimpft, sagt Heimleiterin Cornelia Hölzle. Bei den Mitarbeitern sind es nur 75 bis 80 Prozent. Auch in Gondelsheim will man die dritte Impfung anbieten und damit ein mobiles Impfteam betrauen.

Hohe Impfquote in Kürnbach

„Wir warten erst einmal ab, bis unsere Hausärzte wieder aus dem Urlaub zurück sind“, sagt dagegen Monika Klingenfuß.

„Wir müssen erst einmal abfragen, was die Angehörigen sagen, und dann muss auch noch der Arzt mitentscheiden“, betont die Pflegedienstleiterin im Senioren- und Pflegeheim Villa Weinberg in Kürnbach. Dabei sei auch zu klären, ob ein Antikörper-Test erforderlich sei oder nicht.

Die dritte Impfung könne dann ab Ende September anberaumt werden, weil man ja zur vorausgegangenen Impfung einen zeitlichen Abstand von sechs Monaten einhalten müsse. 90 Prozent der Bewohner und ein ebenso hoher Anteil der Mitarbeitenden sind vollständig geimpft. Tests bei den Besuchern fielen kaum noch an, weil die meisten geimpft sind.

In der Brettener ASB-Seniorenresidenz ist die dritte Impfrunde bereits am vergangenen Wochenende angelaufen. „Für die Bewohner machen das die Hausärzte, das Personal bekommt diese Impfung in der ASB-Zentrale in Durlach“, informiert Einrichtungsleiter Rene Wenz.

Die Bewohner würden gefragt und wenn sie eine dritte Impfung wünschen, werde der Hausarzt angefragt. Der entscheide dann letztlich, ob die Impfung möglich sei.

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