Skip to main content

Teurer als veranschlagt

Ruit bekommt seinen neuen Dorfplatz – obwohl Bretten 2022 knapp bei Kasse ist

Bretten ist 2022 knapp bei Kasse. Trotzdem soll der Stadtteil Ruit nicht auf seinen neuen Dorfplatz verzichten – obwohl dieser mehr als die veranschlagten 300.000 Euro kosten wird. Wie passt das zusammen?

Unbebautes Gelände
Zum Feiern, Flanieren und Verweilen: Der „multifunktionale“ Dorfplatz in Ruit soll Anfang 2022 gebaut werden. Damit ist das Projekt zur Innenstadtentwicklung allerdings noch lange nicht abgeschlossen. Foto: Tom Rebel

Anfang 2022 soll der neue Dorfplatz im Brettener Stadtteil Ruit gebaut werden. In dem Jahr, das Matthias Enz schon jetzt die Sorgenfalten auf die Stirn treibt: Beim Eckwertebeschluss am Dienstag im Gemeinderat vermeldete der neue Brettener Kämmerer ein Haushaltsdefizit von 9,5 Millionen Euro.

Ein deutliches Signal an die Stadträte, auf Sparkurs zu gehen und jede neue Investition gewissenhaft zu prüfen. Konsequenterweise erteilten die Räte dem Anbau der Mehrzweckhalle Bauerbach vorerst eine Absage.

Nicht jedoch dem 300.000 Euro teuren Innenstadtentwicklungsprojekt in Ruit, obwohl dabei auch noch Folgekosten zu erwarten sind. Warum?

Dorfplatz in Bretten-Ruit ist bereits seit 2015 im Gespräch

„Ein Dorfplatz für Ruit ist schon seit 2015 im Gespräch“, sagt Bauleitplanerin Cornelia Hausner. Doch es ist nicht (nur) die Gnade der frühen Geburt, in der sie den Grund für die einstimmige Bewilligung des Bauvorhabens durch den Gemeinderat erkennt: Im Unterschied zu Bauerbach ist für Ruit die Unterstützung durch das Förderprogramm Ländlicher Raum (ELR) bereits bewilligt.

33 Prozent der Kosten für den „multifunktionalen“ Dorfplatz, der mit einem Wasserlauf und Verkaufsautomaten nach dem Vorbild Gölshausens ausgestattet werden soll, trägt das Land.

Doch nicht nur der Bau des Platzes alleine wird den Brettener Haushalt belasten. Wie Bauamtsleiter Fabian Dickemann am Dienstag erklärte, hat das auch mit der Unebenheit des Platzes zu tun, die nicht Teil des Planungsansatzes war.

Während das teilweise erhöhte Gelände genau dort abgefangen wird, wo die Verdohlung der Salzach liegt und so der Bauherrin bei der Herstellung des kleinen Wasserlaufs in die Karten spielte, gab es keine Möglichkeit, den Platz ohne einen „unschönen Absatz“ an den vorderen Gehweg-Bereich anzupassen.

Einbahnstraße um den Dorfplatz in Ruit für geplante Wohnbebauung

„Dann sind wir auf die Möglichkeit mit der Bushaltestelle gekommen“, sagt Dickemann. Eine Bushaltebucht sei zum einen aufgrund der erhöhten Unfallgefahr nicht mehr zeitgemäß, zum anderen nicht mehr notwendig, weil der Bus am Krabbenbrunnen wendet und somit die Haltestelle in Fahrtrichtung Bretten genügt.

Die Angleichung des Geländes kostet allerdings zusätzliche 70.000 Euro. Zudem soll noch eine Einbahnstraße um den Dorfplatz gebaut werden, um die geplante Wohnbebauung zu erschließen.

Wenig Begeisterung für neuen Dorfplatz bei Aufbruch-Stadtrat Fülberth

Aufbruch-Stadtrat Hermann Fülberth zeigte sich am Dienstag wenig begeistert von dem Projekt. Im Unterschied zur Stadtverwaltung, die den rund 500 Quadratmeter großen Platz für die rund 1.500 Einwohner von Ruit für angemessen erachtet, nannte er ihn „mickrig“. Zum anderen kritisierte er, dass die Einbahnstraße zwar nicht Teil des Projekts, aber doch eine logische (Kosten-)Folge des Dorfplatz-Projekts darstellt.

Ein gewisser Sachzwang lasse sich nicht von der Hand weisen, gab Hausner zu. Allerdings trage der Investor der geplanten Wohnbebauung einen Anteil der Kosten – und die endgültige Entscheidung über die Erschließung obliege immer noch dem Gemeinderat.

nach oben Zurück zum Seitenanfang