Die Geburtsstadt Philipp Melanchthons erlebte seit ihrer ersten urkundlichen Erwähnung im Jahr 767 viele Wandlungen. Durch Zerstörung oder Fortschritt veränderte sich das Brettener Stadtbild immer wieder. In der letzten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts verschwanden viele Fachwerkhäuser, neue Straßen und Parkplätze sollten die Kernstadt autofreundlicher machen.
Am Montagabend stand gerade dieser Wandel beim historisch-politischem Stadtrundgang des Brettener Ortsverbands der Grünen im Fokus.
Rundgang führt zu mehreren Orten in der Brettener Altstadt
Otto Mansdörfer referierte vor mehr als 30 interessierten Bürgerinnen und Bürger zu Brettens Geschichte, Gegenwart und Zukunft. Während der Vorsitzende der Grünen-Gemeinderatsfraktion vor allem lokalpolitische Entwicklungen beleuchtete, lieferte Stadtführer Holger Horn Hintergrundinformationen zu historischen Begebenheiten.
Architekt Markus Weiss sprach als Gastredner zur Entwicklung des Böcklehauses. Dieses wird gegenwärtig und nach langer Diskussion von einem Investor saniert. Zwischenzeitlich stand der Abriss des Gebäudes im Raum. „Wir Grünen waren da von Anfang an entschieden dagegen“, erklärte Otto Mansdörfer.
Nach dem Abriss wäre ein Teil der frei werdenden Fläche wohl für einen Umbau der Weißhofer Straße genutzt worden. „Da war unter anderem ein Kreisel im Gespräch. Letztlich wollte man die Zufahrt in die Sporgasse erleichtern“, sagte Mansdörfer. Dabei habe man dem Autoverkehr in Bretten ohnehin schon viel Platz eingeräumt.
Bei einem Orkan hätte es womöglich das Dach auf die Straße geweht.Markus Weiss
Architekt
Architekt Weiss, der mit seinem Planungsbüro die Sanierung des Böcklehauses leitet, präsentierte den Teilnehmern des Rundgangs vor der Baustelle verschiedene Aufnahmen des Gebäudes. „Im Ausgangszustand war das Haus in einem miserablen Zustand. Bei einem Orkan hätte es womöglich das Dach auf die Straße geweht“, berichtete Weiss. Nun sei das Gebäude zunächst gerettet.
„Aktuell sehen wir vor allem viel altes Holz und Gemäuer. Bis Ende 2025 soll das hier aber dann schon richtig schön aussehen“, versprach Weiss. Vom Aussehen des fertig sanierten Böcklehauses konnten sich die Teilnehmer dann vor Ort ein Bild machen. Auf einer Grafik war das Gebäude mit rotem Putz und saniertem Fachwerk zu sehen. Das Haus mit zwei großen historischen Kellern soll zukünftig Platz für einen Gastronomiebetrieb bieten. „Es wäre wirklich ein Verlust gewesen, wenn dieses Haus einfach abgerissen worden wäre“, war Architekt Weiss überzeugt.
Der Rundgang führte die Gruppe anschließend vor das Melanchthon-Gymnasium und dann in die Pfluggasse. „Wir können froh sein, dass an dieser Stelle in den 80er Jahren nicht noch mehr Altstadt dem Verkehr geopfert wurde“, meinte Mansdörfer.
Zu dieser Zeit habe die Verwaltung den sogenannten Ostring für den Autoverkehr geplant. „Unter anderem aufgrund dieses Vorhabens gründete sich dann auch die Ortsgruppe der Grünen“, erklärte Mansdörfer. Letztlich habe der Ostring, für den viele Gebäude und Grünflächen hätten weichen müssen, verhindert werden können.
Mehr Platz für Wasser bis zur Gartenschau
Beim nächsten Stopp an der Withumanlage kam Mansdörfer auf die Gartenschau 2031 zu sprechen. „Bereits bei der Bewerbung wurde deutlich, dass dem Wasser in Bretten künftig wieder mehr Platz eingeräumt werden soll“, sagte das Gemeinderatsmitglied. Weißach und Saalbach sollen zugänglicher und gleichzeitig wieder natürlicher werden.
Vor der Baustelle in der Pforzheimer Straße berichtete Mansdörfer von der künftigen Gestaltung der einstigen Bundesstraße. „Der ganze Abschnitt soll gepflastert und die Fahrbahn auf fünf Meter verengt werden. Zudem werden Bäume gepflanzt und das Leitungssystem erneuert. Dafür gab es im Gemeinderat eine breite Mehrheit.“ Aktuell sei aber noch unklar, ob die Straße wie von Oberbürgermeister Martin Wolff (Freie Wähler) angekündigt, eine Fahrradstraße werde. Verschiedene Verkehrsregelungen seien denkbar.
Jutta Biehl-Herzfeld vom ADFC Bretten kritisierte in Teilen das Bauvorhaben. „Die grundsätzliche Idee ist gut, aber ich verstehe nicht, warum die Straße nicht noch enger geplant und Radfahrern wie Fußgängern noch mehr Platz eingeräumt wurde“, meinte Biehl-Herzfeld.
Wäre die Straße schmäler, gebe es keine Fördergelder.Otto Mansdörfer
Vorsitzender der Grünen Bretten
Mansdörfer ging auf die Kritik ein und erklärte die Planungen zur Straßenbreite mit den Voraussetzungen für eine Förderung der Maßnahme. „Wäre die Straße schmäler, gebe es keine Fördergelder“, stellte Mansdörfer klar. Er hoffe aber, dass ein Abschnitt der Pforzheimer Straße in Zukunft vollumfänglich zur Fußgängerzone werde.
Auf dem Marktplatz endete der Rundgang am Stadtmodell. „Im Frühjahr, wenn dann die Planungen für die Gartenschau genauer feststehen, werden wir diese Veranstaltung erneut anbieten“, kündigte Mansdörfer an.