
Gastronomie, Gewerbe, Büros oder Wohnraum? Oder vielleicht alles zusammen? Was genau aus dem Landmesserhaus der Firma Harsch wird, steht derzeit noch nicht fest. Doch es tut sich was, die ersten Entwürfe wurden jetzt bekannt. Und wer oder was auch immer dort einmal einzieht: Die Zeichen stehen gut, dass aus dem heutigen „Schandfleck der Stadt“ später einmal ein kleines Schmuckstück wird.
Zwei Architekturbüros entwickelten über mehrere Wochen zwei Entwürfe. Diese präsentierten sie nun der Firma Harsch Bau als Eigentümerin sowie der Stadt Bretten und Mitarbeitern des Landesamts für Denkmalpflege.
Ein großer Teil des Altbestands darf und muss abgerissen werden.Rolf Harsch
Geschäftsführender Gesellschafter
Vor allem in der Frage, welche Nutzung sie wo vorsehen, unterscheiden sich ihre Ideen. In einer Sache aber sind sich einig: Von dem Gebäude soll nur das stehen bleiben, was unter Denkmalschutz steht. Das sieht auch Geschäftsführer Rolf Harsch so: „Ein großer Teil des Altbestands darf und muss abgerissen werden“, sagt er im Pressegespräch.
In beiden Konzepten ist der jetzige Anbau durch einen Neubau ersetzt. Dieser schließt sich – anders als jetzt – nicht direkt an den Rest des Landmesserhauses an, sondern ist als getrennter Baukörper konzipiert.
Im Neubau sieht der erste Entwurf zwei Wohnungen vor. Im Keller soll es demnach eine Tiefgarage geben. Für den denkmalgeschützten Teil schlägt das Architekturbüro einen Bereich mit Büros beziehungsweise mit einem Ladengeschäft und einen Teil mit Wohnungen vor.
Entscheidung für das Brettener Gebäude fällt voraussichtlich nach den Sommerferien
Im zweiten Entwurf sind im Neubau ausschließlich Wohnungen. Im Bestandsgebäude sind nach diesen Plänen im Erdgeschoss Gastronomie und im Obergeschoss Büroflächen untergebracht.
Sven Battenhausen, Architekt der Firma Harsch, erkennt in beiden Konzepten gute Ansätze. Auch das Landesamt für Denkmalpflege habe die Ideen gelobt. Ob das Unternehmen einen dieser Entwürfe oder einen Mix aus beiden realisiere, sei jedoch noch unklar. Auch einen konkreten Zeitplan gibt es derzeit noch nicht. „Jeder muss ein paar Nächte darüber schlafen und dann besprechen wir das noch einmal intern“, sagt Battenhausen. Voraussichtlich nach der Urlaubszeit werde sich das Unternehmen dann fokussieren.
Substanz des Gebäudes ist in einem extrem schlechten Zustand
Bei den Überlegungen müsse das Unternehmen auch Wechselwirkungen berücksichtigen: Lassen sich Gastronomie und Wohnen vereinbaren? Oder stören womöglich Lärm, Abluft und Gerüche? „Wir müssen schon gut überlegen, was möglich ist“, sagt Battenhausen.
Das Landmesserhaus steht auf der Ecke Melanchthonstraße / Am Gottesackertor. Erbaut ist es um das Jahr 1780, danach wurde viel an- und wieder abgebaut. „Bautechnisch war das sicher nicht immer nach allen Regeln der Kunst“, sagt der geschäftsführende Gesellschafter Rolf Harsch. Insgesamt sei die Substanz des Gebäudes dadurch in einem extrem schlechten Zustand. „Besonders der Anbau ist massiv statisch gefährdet.“
Das Haus passt zu uns, die Herausforderung nehmen wir an.Rolf Harsch
Geschäftsführender Gesellschafter
Trotz allem habe er den Kauf nicht bereut, sagt Harsch. „Es ist eine ziemliche Herausforderung. Aber das Haus passt zu uns, die Herausforderung nehmen wir an.“ Eine Frage sei nun, ob die Substanz ausreiche, um sie zu erhalten. „Doch wir gehen davon aus, dass das geht“, sagt er. Zuversichtlich sei er auch, was die Auflagen angeht. „Das Landesamt für Denkmalpflege wird streng sein, aber es ist machbar.“





Auch die Stadt Bretten hat noch ein Mitspracherecht. Im Bebauungsplan legt die Verwaltung etwa die Dachform und die Höhe des Gebäudes fest. Und sie entscheidet beispielsweise, ob Leuchtreklame hängen darf oder nicht. Von Oberbürgermeister Martin Wolff kommt jedoch schon ein positives Signal. „Das sind zwei sehr interessante Vorschläge“, sagt Wolff auf Nachfrage dieser Redaktion. Er sei froh, dass das Landmesserhaus nun angegangen wird. Und er sei zuversichtlich, dass an dieser Stelle eine stadtverträgliche und denkmalgerechte Lösung entstehe.
Und bald könnte es tatsächlich losgehen. „Wir wollen jetzt starten“, versichert Rolf Harsch. Dass das so lang gedauert habe, habe nur an fehlenden Kapazitäten gelegen. Sein Unternehmen hat das Gebäude vor mehr als zwei Jahren einer Erbengemeinschaft abgekauft.
Nach seinen Worten hat das Landmesserhaus eine wechselvolle Geschichte hinter sich. Demnach war es ursprünglich ein Gästehaus, später eine Töpferei und Anfang des 19. Jahrhunderts gab es dort einen Billardsaal. Zuletzt war im Erdgeschoss ein Schreibwarengeschäft untergebracht. Die entsprechende Werbetafel hängt bis heute außen am Gebäude.