An der kleinen, fast schon unscheinbaren Tür im Haus mit der Nummer 6 an der Brettener Schießmauer blinkt ein Licht. Geöffnet steht darauf. An der Tür wird man freundlich begrüßt, steht in einem Empfangsraum. Dahinter ist die Werkstatt, das eigentliche Herz der Reparatur-Bar.
Acht Schrauber in wechselnder Besetzung im Einsatz
Fünf Menschen – vier Männer und eine Frau – halten Schraubenzieher oder sonstiges Werkzeug in der Hand und beugen sich konzentriert über Kaffee- oder Eismaschine, Radio oder HiFi-Anlage. Immer dienstags von 17 bis 20 Uhr treffen sich dort die Ehrenamtlichen des vor zwei Jahren gegründeten Vereins und reparieren, „wenn möglich“, erzählt Jörg Füll. Er ist Gründungsmitglied und einer von acht aktiven Schraubern, die in wechselnder Besetzung versuchen, die in die Jahre gekommene Lieblingsstücke wieder in Gang zu setzen.
„Manche Geräte sind so alt, dass man aus Sicherheitsgründen eigentlich vom weiteren Gebrauch abraten muss“, berichtet Füll. Wenn das Herz des Kunden allerdings sehr an so einem Stück hängt, sei viel Fingerspitzengefühl erforderlich.
Manche Reparaturen seien einfach, so Füll. Sie hatten auch schon angeblich defekte Staubsauger, bei denen einfach nur das Rohr verstopft war oder sich nicht mehr ausziehen ließ. Das ist mit ein paar Handgriffen erledigt. Dann können die Kunden solange im Empfangsraum etwas trinken und lesen und das Gerät gleich wieder mit nach Hause nehmen.
„Andere Defekte sind schwerer zu beheben oder es müssen Ersatzteile beschafft werden. Das machen wir aber nur nach Rücksprache“, sagt Füll. Etwa 60 Prozent der Bügeleisen, Lampen, Radios Staubsauer und was sonst noch so kommt, können von den ehrenamtlichen Helfern repariert werden, schätzt Füll.
Manche Geräte seien auch echt eklig, so Füll. Einmal sei einer mit einer Giftspritze gekommen in der noch alte Brühe war. „Das machen wir dann nicht“, stellt Füll klar. Schließlich seien alle ehrenamtlich und in ihrer Freizeit in der Reparatur-Bar. Auch von hochtechnologischen Geräten lassen sie die Finger. „Dafür sind wir auch gar nicht ausgerüstet.“
Sebastian Rupaner, ebenfalls von Anfang an mit dabei, hat an diesem Nachmittag „Lehrling“ Herbert an seiner Seite. Herbert ist zum ersten Mal da und müht sich gemeinsam mit Rupaner eine Kaffeemaschine aufzubekommen. „Die Geräte sind heute oft so gebaut, dass man ganz schlecht drankommt“, sagt Rupaner, von Beruf Mechatroniker.
Die Hersteller seien natürlich mehr daran interessiert, dass neue Geräte gekauft werden. Weder sinnvoll, noch nachhaltig finden dies die ehrenamtlichen Schrauber, zumal eine Reparatur oft nur eine Kleinigkeit sei.
Die Kunden müssen die Ersatzteile bezahlen.Jörg Füll, Schrauber
Die Ersatzteile müssen die Kunden bezahlen, ansonsten wird die Arbeit auf Spendenbasis gemacht. „Jeder soll das geben, was ihm oder ihr die Reparatur wert ist. Manche können mehr, andere weniger. Das ist in Ordnung“, so Füll. Er erinnert sich an eine Kundin, deren Mann gestorben war und sie mit der Musikanlage nicht zurecht kam.
Wie sich rausstellte, fehlte dem guten Stück nichts, die Frau wusste lediglich nicht, wie man das Gerät bedient. „Das haben wir ihr dann gezeigt und sie hat uns eine großzügige Spende in die Kasse geworfen. Das wollten wir eigentlich nicht, wir hatten ja nichts gemacht. Aber sie hat sich so gefreut und darauf bestanden.“
Von Spenden werden Werkzeuge angeschafft
Von den Spenden werden Werkzeuge angeschafft und die Werkstatt mit Werkbank, Lichtern und Regalen ausgestattet. Auf Letzteren stehen etliche Geräte, die mehr Zeit in Anspruch nehmen oder noch nicht untersucht werden konnten. „Die Nachfrage ist groß. Wie bräuchten dringend noch weitere Mitstreiter“, sagt Georg Hausner und betont den geselligen Aspekt der gemeinsamen Schrauberstunden.
Ein bisschen Sachverstand sollte man mitbringen und Spaß an der Arbeit. Es wird viel gelacht, Scherze gemacht, man guckt auch mal mit vier oder sechs Augen auf ein Problem, hilft sich gegenseitig – auch privat und fährt beispielsweise gemeinsam zu Messen oder so. „Und Vorurteile gegenüber Frauen gibt es bei uns auch nicht“, ergänzt Alexandra Grenzhäuser und wendet sich wieder dem nostalgischen Radio vor ihr zu.