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NS-Verbrechen

Schüler aus Bretten arbeiten aktiv gegen das Vergessen

Vor über 15 Jahren wurden in Bretten die ersten Stolpersteine verlegt. Seitdem gedenken Schüler des Brettener Melanchthon-Gymnasiums (MGB) an jedem 9. November dort der Menschen, die auf ihnen verewigt wurden.

Erinnerungskultur: Schülerinnen und Schüler des Melanchthon-Gymnasiums entzünden Kerzen und legen Blumen nieder.
Erinnerungskultur: Schülerinnen und Schüler des Melanchthon-Gymnasiums entzünden Kerzen und legen Blumen nieder. Foto: Florian Ertl

Am Mittwochabend war es nun Zeit für eine weitere Aktion dieser Art. Um 18 Uhr versammelten sich gut 30 Schülerinnen und Schüler des MGB am Stolperstein vor der Weißhofer Galerie.

Von hier aus schwärmten sie zu den insgesamt 34 Erinnerungssteinen im gesamten Gebiet der Brettener Kernstadt aus, um dort Kerzen zu entzünden, Blumen niederzulegen und Passanten über die Schicksale der Menschen zu informieren.

Bürgermeister Michael Nöltner (CDU) sprach zuvor zu den Jugendlichen. „Es ist wichtig und ich finde es ehrenwert, dass ihr euch in dieser Sache engagiert“, sagte Nöltner.

Stolpersteine werden in Europa durch den Künstler Gunter Demnig seit 1992 verlegt

Der Bürgermeister erinnerte an die Bedeutung einer lebendigen Erinnerungskultur. „Wir müssen uns die Verbrechen der NS-Zeit in Erinnerung halten. Nicht weil wir heute noch Schuld an diesen hätten, sondern weil wir die Verantwortung haben, dass diese Schandtaten nicht vergessen werden und sich niemals wiederholen dürfen“, bekräftige Nöltner.

Die Stolpersteine werden in Europa durch den Künstler Gunter Demnig seit 1992 verlegt. Mit diesen kleinen Gedenktafeln soll an die Menschen erinnert werden, die in der NS-Zeit verfolgt, ermordet, deportiert, vertrieben oder in den Suizid getrieben wurden.

In Bretten wurden die Steine unter anderem durch die Geschichtskurse des MGB finanziert, die Geld mit Kuchenverkäufen und das Werben für Patenschaften für die Steine gesammelt haben.

Unter anderem durch dieses Engagement konnten alle zu verlegenden Stolpersteine ohne Mittel der Stadt bezahlt werden. „Die Leistung der Schülerinnen und Schüler und ihrer Lehrer ist deshalb nicht hoch genug einzuschätzen“, sagte die ehemalige Gemeinderätin Heidemarie Leins, die sich seit Jahrzehnten für das Thema engagiert.

Für mich und meine Mitschüler ist es wichtig, sich dieser Gräueltaten bewusst zu werden.
Ana, Schülerin des Brettener Melanchthon-Gymnasiums

MGB-Schulleiterin Elke Bender erinnerte ihre Schülerschaft, dass Gewalttaten gegen Minderheiten sich erneut mehrten. „Es gibt immer mehr Übergriffe und Straftaten, die sich gegen Menschen anderer Herkunft, mit einer bestimmten Glaubensrichtung oder politischen Meinung richten“, so Bender.

Die Schülerinnen und Schüler leisteten mit ihrem Engagement deswegen auch einen Dienst für die deutsche Demokratie. Bender machte außerdem darauf aufmerksam, dass jüngst mehrere Stolpersteine in der Weißhoferstraße willkürlich zerkratzt und beschädigt wurden. Ex-Gemeinderätin Leins erklärte, dass diese nun erneuert würden. Am 27. Januar sei hier die Neuverlegung geplant.

Für die MGB-Schülerinnen und -Schüler scheint das freiwillige Engagement für die Erinnerungskultur auch aufgrund solcher Zwischenfälle eine Selbstverständlichkeit zu sein.

„Wir haben uns freiwillig für die Aktion gemeldet. Für mich und meine Mitschüler ist es wichtig, sich dieser Gräueltaten bewusst zu werden“, meinte die 17-jährige Ana.

Die Oberstufenschülerin macht im nächsten Jahr ihr Abitur und belegt den Geschichtsgrundkurs. „Ich informiere hier über das Schicksal von Alfred Koppel, der ins Konzentrationslager Buchenwald deportiert wurde“, erzählte die Schülerin am Stolperstein des Mannes.

Einige Passanten machten Halt und stellten Fragen. „Wir sollten nicht damit aufhören, uns der Opfer der NS-Zeit zu erinnern“, findet sie.

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