Skip to main content

Jugendliche verkaufen Backwaren

Schüler versuchen sich im „Melanchthon-Laden“ am Brettener Gymnasium als Unternehmer

Im „Melanchthon-Laden“ gibt es Backwaren und „Gesunde Tüten“. Die Verkäufer: Jugendliche des Brettener Melanchthon-Gymnasiums. Bereits zu Beginn des Schuljahres haben sie eine Schülerfirma gegründet.

Schüler üben sich im Unternehmertum
Eine Schülerfirma am Melanchthon-Gymnasium kümmert sich um den Verkauf von Backwaren. Immer dienstags und donnerstags werden Bleche gerichtet und Tüten gepackt. Foto: Florian Ertl

Kurz vor dem Pausenklingeln herrscht in einem Kellerraum des Seedammbaus des Brettener Melanchthon-Gymnasiums (MGB) schon reges Treiben. Es werden Bleche mit Backwaren gerichtet, Tüten gepackt und letzte Vorbereitungen getroffen. Gleich ist es soweit und der „Melanchthon-Laden“ öffnet einmal mehr seine Pforten.

Die jungen Verkäuferinnen und Verkäufer eilen zu ihren Verkaufstheken. Gleich werden ihre Mitschülerinnen und Mitschüler kommen und die ersten Backwaren kaufen.

So läuft es am MGB jetzt schon seit Mitte November. Immer dienstags und donnerstags verkaufen Schülerinnen und Schüler der zehnten Klassen und der J1 Backwaren an die übrige Schülerschaft der größten Brettener Schule. Bereits zu Beginn des Schuljahres hatte sich am Gymnasium die genannte Schülerfirma gegründet. Die Schirmherrschaft über das Projekt übernahmen Wirtschaftslehrerin Sandra Fichtner sowie Mathematik- und Physiklehrer Michael Oehmig.

Doch die Erwachsenen stehen bei dem Projekt ganz klar im Hintergrund. „Die Schüler organisieren sich weitestgehend selbst. Sie bringen eigene Ideen ein, entwickeln ihr eigenes Projekt stetig weiter und sind mit Herzblut bei ihrer Firma dabei“, sagt Fichtner.

Das ursprüngliche Ziel sei es gewesen, den Schülerinnen und Schülern am MGB einen Backwarenverkauf anzubieten, weil der an der Schule ansässige Bäcker unlängst schloss und die Mensa der Schule derzeit noch nicht geöffnet ist. Neben verschiedenen Backwaren der Bäckerei Stiefel werden von Schülerinnen und Schülern nun aber auch sogenannte „Gesunde Tüten“ verkauft. In einer solchen Tüte sind entweder eine Banane oder zwei Mandarinen enthalten. Dabei handelte es sich, wie auch bei dem neu eingeführten „Gebäck des Monats“ um Ideen aus den Reihen der Schüler.

„Wir besprechen uns da sehr häufig. Wir versuchen uns auch immer weiter zu verbessern“, sagt der 17 Jahre alte Philipp, der im Vorstand der Schülerfirma sitzt. Die Kooperation mit der Bäckerei Stiefel laufe dabei ohne Probleme. Die Backwaren der Bäckerei werden immer morgens ans MGB geliefert.

Bereits hier packen die Schüler mit an und nehmen die Ware entgegen. Die Firma sei bereits in den schwarzen Zahlen, ist zu hören. „Das liegt auch daran, dass wir Vorstände selbstverständlich auf unsere üppigen Gehälter verzichten“, scherzt Vorstandsmitglied Philipp.

Finanziell zahlt sich das Engagement für die Schülerinnen und Schüler also nicht unmittelbar aus. Dafür haben die Schüler der Oberstufe durch ihre Arbeit für die Schülerfirma die Möglichkeit, eine mündliche Prüfungsleistung im Abitur zu ersetzen. „Dabei erarbeiten die Schüler eine Ausarbeitung zum Projekt und halten eine Präsentation. Beides wird dann bewertet“, erklärt Wirtschaftslehrerin Fichtner.

Gewinne der Brettener Schülerfirma gehen an Schüler mit Firmenanteilen

Die Gewinne der Schülerfirma fließen letztlich dann aber doch wieder in Teilen an die Schülerinnen und Schüler zurück. Also zumindest an die, die sich am Crowdfunding der Schülerfirma beteiligten. „Noch bevor die Firma startete gab es einen Urkundenverkauf. Da wurden etwa 90 Firmenanteile verkauft“, erklärt Vijosan, Schüler der J1. Dabei hätten sich die Firmenmitarbeiter natürlich mit Anteilskäufen nicht zurückgehalten.

Neben dem Verkauf, der Logistik und den kleineren praktischen Erfahrungen mit dem „Aktienhandel“ konnten die Firmenmitglieder auch im Bereich des Marketings neue Erkenntnisse gewinnen. Werbeplakate, Preisgestaltung und vieles mehr. Als das ist Teil dieses besonderen Projekts.

Eine Eigenheit der freien Wirtschaft hat sich dann aber auch beim Melanchthon-Laden mit eingeschlichen: Im Vorstand der Schülerfirma sind nur Jungs vertreten. Für die Mädchen, die sich am Projekt beteiligen, ist das aber kein großes Problem. „Wir bringen uns auch ohne Titel gut ein“, meint die 17-Jährige Fabienne, die von ihren männlichen Kollegen als „Herz der Firma“ bezeichnet wird.

Schulleiterin Elke Bender ist von so viel Engagement von Seiten der Schülerschaft begeistert. „Natürlich muss man hier auch den engagierten Lehrkräften danken, die die Umsetzung dieses Schülergedankens maßgeblich mitgewirkt haben“, so Bender und fügt hinzu: „Ich begleite die Schülerfirma natürlich nicht nur mit großem Interesse, sondern auch mit viel Genuss.“ Sie freue sich besonders über die Apfeltaschen des „Melanchthon-Ladens“.

Für die beteiligten Schülerinnen und Schüler ist derweil klar: „Wir machen weiter!“ So viel Praxis-Erfahrung in der Schule will sich keiner entgehen lassen.

nach oben Zurück zum Seitenanfang