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Gastronomie und Friseurhandwerk

Schüler und Wirtschaft profitieren: Brettener Schüler schnuppern ein ganzes Jahr lang Arbeitsluft

Schüler der Johann-Peter-Hebel-Schule Bretten lernen ein Jahr lang in einem Gondelsheimer Gasthaus kochen. Zwischendurch werkeln sie in einer Bäckerei. Dadurch erleben die Kinder, worauf sie sich einlassen, falls sie Bäcker oder Koch werden wollen.

Ende Januar dürfen sie hier wirbeln: Die Schüler schauen sich schon einmal in der Küche des Löwenthors um.
Ende Januar dürfen sie hier wirbeln: Die Schüler schauen sich schon einmal in der Küche des Löwenthors um. Foto: Catrin Dederichs

Die Johann-Peter-Hebelschule in Bretten kooperiert mit der Wirtschaft. Ein ganzes Jahr lang schnuppern Siebt- bis Zehntklässler in zwei Arbeitsgemeinschaften (AG) in unterschiedliche Berufe hinein.

Die Jugendlichen kochen im Löwenthor in Gondelsheim und lernen dort, einen Tisch stilvoll zu decken. In der Bäckerei Stiefel im Brettener Stadtteil Diedelsheim stehen sie am Ofen und in der Haar Variation Bretten machen sie Strähnchen oder schneiden Haare.

Die Schüler bekommen somit einen Einblick in verschiedene Berufsfelder. Das wiederum schützt sie – hoffentlich – vor Fehlentscheidungen. Und die Betriebe auf der anderen Seite finden vielleicht den einen oder anderen Auszubildenden, der den Beruf wirklich machen will. Eine klassische Win-win-Situation also.

Wenn wir das jetzt so verknüpfen können, finde ich das einfach super.
Wolfgang Halbeis, Schulleiter

„Wie oft stellt man sich unter einem Beruf etwas vor und am Ende ist es etwas völlig anderes“, sagt Schulleiter Wolfgang Halbeis. „Wenn wir das jetzt so verknüpfen können, finde ich das einfach super.“

Bei einem ersten Besuch im Löwenthor lernen die Schüler das Gasthaus mitsamt seinen Ölgemälden, Holzvertäfelungen und Kronleuchtern kennen. Zugleich erfahren sie von Ausbilderin Ana Bautz, was sie in den kommenden Monaten erwartet.

Regelmäßiges Kochen in der Schulküche

Bautz will regelmäßig mit ihnen in der Schulküche kochen. Sie plant Besuche beim Gemüsehändler und Einheiten über bewusste Ernährung. „Ich möchte nicht unbedingt Pommes kochen mit den Kids“, sagt sie. Sie denke da eher an Bratkartoffeln oder Kartoffelpüree.

Alles hat seine feste Ordnung: Ausbilderin Ana Bautz zeigt den Schülern, was dazugehört, damit ein Tisch nach Knigge richtig gedeckt ist.
Alles hat seine feste Ordnung: Ausbilderin Ana Bautz zeigt den Schülern, was dazugehört, damit ein Tisch nach Knigge richtig gedeckt ist. Foto: Catrin Dederichs

Wenn die Schüler soweit sind, bekommen sie tatsächlich einen Einsatz im Löwenthor. Ende Januar soll das sein, erzählt Lehrerin Stephanie Kinder. „Ana will einen Knigge-Kurs mit ihnen machen und dann bewirten sie die Gäste.“

Ebenfalls für den Winter ist ein Besuch in der Backstube angedacht. Eingeteilt in drei Kleingruppen will Inhaber Friedbert Stiefel die Jugendlichen zu sich einladen und ihnen vor allem den Spaß an seinem Job vermitteln. „Es wird höchste Zeit, dass das Handwerk populärer wird“, sagt er.

Vor Ort sollen die Schüler das Sagen haben. „Ich frage sie, welches Interesse sie haben, und das machen wir dann“, kündigt Stiefel an. Und ganz entspannt wartet er ab, ob bei der Aktion später wirklich Azubis herausspringen. „Jetzt sollen die jungen Leute erst einmal die Gegenwart genießen und alles andere wird sich zeigen.“

Im Innenhof des Gasthauses entdecken die Schüler Fische. Einige plädieren gleich fürs Angeln und Braten.
Im Innenhof des Gasthauses entdecken die Schüler Fische. Einige plädieren gleich fürs Angeln und Braten. Foto: Catrin Dederichs

Einige der jungen Leute tendieren tatsächlich schon in Richtung Gastronomie. Der 13-jährige Riat hat sich deshalb zusätzlich zur AG zum Praktikum im Löwenthor angemeldet. „Ich interessiere mich sehr dafür“, sagt er. „Zum einen, weil mein Vater im Restaurant gearbeitet hat, und zum anderen, weil ich Essen mag.“

Traumberuf Polizistin

Melisa und Alexa wollen zwar beide später Polizistinnen werden, Spaß am Kochen haben sie aber trotzdem. Und manchmal packt Alexa auch zu Hause in der Küche mit an. „Ich helfe meiner Mutter, wenn sie richtig im Stress ist“, sagt die Zwölfjährige. Freiwillig steht dagegen Leonid regelmäßig am Herd. „Ich mag Kochen und alles, was mit Essen zu tun hat“, sagt der 14-Jährige.

So oder ähnlich geht es wohl allen, die in der AG sind. Jedenfalls haben alle 17 Schüler das Unterrichtsfach Alltagskultur, Ernährung und Soziales gewählt. Dort kochen und lernen sie teilweise seit Jahren, was gesundes Essen ist. Somit starten sie mit einiger Vorerfahrung in die Arbeitsgruppe.

Und auch für größere Gruppen haben sie bereits gebrutzelt und geschnippelt. Einmal versorgten die Kids 30 Schulleiter mit Essen vom Frühstück übers Mittagessen bis hin zu Kaffee und Kuchen. Ein anderes Mal kochten sie für den Verein Demenzaktives Bretten.

Aus diesen ersten Catering-Versuchen könnte sich nun glatt ein Geschäft entwickeln. Laut Halbeis haben inzwischen mehrere Privatleute die Koch- und Servierdienste der Schüler angefragt. Die Schule prüfe deshalb, eine sogenannte Schüler-Firma zu gründen. Dann nämlich könnten die Schüler ihre Arbeit auch finanziell abrechnen.

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