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Später Neuanfang

Seniorenwohnanlagen sind ein stark nachgefragtes Verkleinerungsmodell für die ältere Generation

Seniorenwohnanlagen entwickeln sich zur gefragten Wohnalternative für die ältere Generation. Interessenten müssen jedoch Altvertrautes loslassen und einiges investieren, gewinnen dabei aber auch neue Perspektiven und Freiheiten.

Seniorenpaar
Angetan von ihrem Alterswohnsitz: Christoph und Heide Dimter sind im Mai 2022 aus dem schwäbischen Weissach in die Flehinger Seniorenwohnalage umgezogen und fühlen sich dort mittlerweile pudelwohl. Sowohl mit ihrem Bungalow als auch mit der Nachbarschaft sind sie sehr zufrieden. Foto: Hansjörg Ebert

Wie möchte ich im Alter leben, wenn Haus und Garten zu groß sind oder die Mietwohnung im dritten Stock keinen Aufzug hat? Für manche ist ein Seniorenwohnpark ein verlockendes Angebot: überschaubarer, aber ausreichender Wohnraum, barrierefrei, mit etwas, aber nicht zu viel Grün und ruhig gelegen.

Und ausgestattet mit allem, was man für den geruhsamen und aktiven Lebensabend braucht. Nur etwas Kapital muss man dafür mitbringen, wenn man in Flehingen oder Bauschlott oder Maulbronn einziehen möchte.

Nachfrage riesig

„Die Nachfrage ist riesig, für die 18 geplanten Häuser in Maulbronn stehen bereits 50 Interessenten auf der Liste“, bekundet Peter Mayer, einer der beiden Vorstände der Baugenossenschaft Eden, die die Wohnparks errichtet und betreut.

Der Wohnpark in Flehingen, der 2019 in Betrieb ging, sei von Anfang an ausgebucht gewesen – ohne Werbung. Alle 52 Bungalows dort, die es in den Größen 75 bis 100 Quadratmeter gibt, sind belegt.

Für weitere Wohnparks fehlen Flächen

„Das Modell ist vor allem für Leute interessant, die ein eigenes Haus haben und sich verkleinern wollen“, sagt Mayer.

Die jüngsten Bewohner in Flehingen seien Mitte 50, die ältesten Mitte 80. Gerne würde der Vorstand noch weitere Seniorenparks bauen, doch es fehlt schlicht an entsprechenden Flächen.

Das jüngste Projekt soll in Maulbronn am Hechtsee entstehen. Die Genossenschaft plant dort 18 Bungalows. Das Areal kauft sie von der Gemeinde. Kleinere Wohnparks machen wirtschaftlich keinen Sinn, sagt Mayer.

Eigenes Haus zu groß geworden

Eckart Dellenbach (76) und seine Frau Hiltrud (71) sind vor zwei Jahren aus Liedolsheim in den Seniorenwohnpark nach Flehingen gezogen.

„Unser Haus mit 260 Quadratmetern Wohnfläche war uns zu groß und die Arbeit damit zu viel geworden“, erzählt der frühere Leiter eines Pflegeheims in Linkenheim.

Ihm gefällt der Campingplatz-Charakter der Anlage und der Bungalow-Stil des Hauses, auch wenn es jetzt nur noch 90 Quadratmeter sind. Das Haus sei modern und seniorenfreundlich gebaut und überaus wohnlich. Und es gibt noch Raum, wo man etwas gestalten könne.

Allerdings sei es schon eine Umstellung gewesen, vom eigenen Haus mit viel Abstand zu den Nachbarn in den Wohnpark umzuziehen. Denn da sind die Nachbarn nun merklich näher gerückt.

Für die Dellenbachs passt das aber. „Man muss hier mit Nähe und Distanz richtig umgehen“, erklärt der Senior, doch genau das macht ihm Freude. Und so sind mittlerweile aus guten Nachbarn auch Freunde geworden, die aufeinander achten.

Eigentumswohnung gegen Bungalow getauscht

„Wir hatten in Weißach eine total nette Eigentumswohnung“, erzählen Heide und Christoph Dimter. Beide sind zum zweiten Mal verheiratet und haben keine Kinder.

Die Wohnung war bezahlt, es gibt keine Erben. So fiel die Entscheidung, das Erarbeitete zu „verleben“. Auf einer Spritztour mit dem Motorrad entdeckte der agile Rentner den Wohnpark – und war sogleich angetan. Ehefrau Heide war dagegen anfangs sehr skeptisch. Doch mit jedem Besuch und Vorgespräch wich die Sorge der Vorfreude.

Ein kleiner Neuanfang

„Das ist wie ein kleiner Neuanfang“, erklärt Dimter, für zwei Personen sei das 90 Quadratmeter große „Häusle“ absolut perfekt. Schön sei auch gewesen, dass das Ehepaar in vielen Bereichen mitplanen konnte.

Der gelernte Kfz-Meister, der später als Ingenieur bei Porsche für die Renngetriebe verantwortlich war, hat sogar mit 3-D-Programm mitgeplant und ein Modell des Hauses gebastelt.

Modell einer Wohnung
Mitgeplant: Von seinem künftigen Wohnbungalow hat Tüftler Christoph Dimter sogar ein Modell angefertigt. Foto: Hansjörg Ebert

Mit ihrem neuen Domizil sind sie sehr zufrieden: ein einladendes Wohnzimmer, eine helle Essküche, ein großzügiges Bad, dazu ein Gäste-WC, ein Hauswirtschaftsraum, ein geräumiges Schlafzimmer und ein kleines Büro. Mittlerweile fühlen sich beide in Flehingen sehr heimisch.

„Ein Traum, alles ist schöner als vorher“, bekundet sie, dazu tolle Nachbarn, jeder schaue nach den anderen. Schön wenn man so alt werden könne.

Anderer Menschenschlag

Auch von den Mitbewohnern der Siedlung sind die Dimters angetan: „Der Menschenschlag hier ist ganz anders als bei uns: viel offener, viel freundlicher und total liebenswert“, sagt er.

Noch nie habe er in so kurzer Zeit so viele nette Leute kennengelernt, mit denen man auch einiges unternehme. So habe man gemeinsam den Mühlengarten als kleinen Treffpunkt hergerichtet, eine Boulebahn gebaut, den Weihnachtsmarkt besucht.

Für mich ist das hier das Nonplusultra.
Christoph Dimter Bewohner Seniorenwohnanlage Flehingen

Für das Ehepaar gibt es nur ganz wenige Mankos: Eines davon ist, dass die Firma bislang nicht in der Lage war, eine Betriebsanleitung für die Heizung mitzuliefern, ein anderes ist der nahe gelegene Bach: Bei Hochwassergefahr – so die Befürchtung – könnte ihr schöner Bungalow schnell unter Wasser stehen.

Ansonsten sind die Dimters wunschlos glücklich. „Für mich ist das hier das Nonplusultra“, erklärt der pensionierte Porsche-Mann, der in seinem Leben schon 13-mal umgezogen ist. Der jüngste Umzug soll nun auch der letzte gewesen sein.

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