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Pflegehelferinnen

Sie arbeiten mit Herz in Seniorenheimen in Gondelsheim und Walzbachtal

Junge Frauen aus Brasilien und Kamerun berichten über ihre Erfahrungen in der Brettener Ausbildung zur Altenpflegehelferin in Schule und Praxis.

Eine junge Frau tanzt im Seniorenhaus Schlossblick in Gondelsheim mit Leni Singer, einer Bewohnerin und eine andere sieht zu.
Ein Tänzchen in Ehren: Antonia Frank erlernt den Beruf der Altenpflegehelferin und bringt mit ihrem brasilianischen Temperament Bewegung ins Seniorenhaus Schlossblick in Gondelsheim. Hier tanzt sie mit Leni Singer. Leni Singer sagt, sie habe immer gerne getanzt. Das sieht man ihr bis heute an. Foto: Irmeli Thienes

Die eine hat in ihrer Heimat schon gern alten Menschen geholfen – unbezahlt. Die andere kommt aus einem Bürgerkriegsgebiet. Beide sind Mütter und angehende Altenpflegehelferinnen. Antonia Frank aus Brasilien und Olive Che Ndaya Fombong aus Kamerun gehören zu derzeit 37 Azubis in speziellen Altenpflegehilfe-Klassen an den Beruflichen Schulen Bretten BSB. Diese bietet Klassen für Menschen mit ausländischen Wurzeln an, die im ersten von zwei Ausbildungsjahren einen Schwerpunkt auf deutsche Sprache setzen.

Olive Che Ndaya Fombong ist seit drei Jahren hier. „Als ich nach Deutschland kam, konnte ich nicht einmal Guten Morgen sagen.“ Die 32-Jährige flüchtete aus Kamerun. Inzwischen hat sich ihr Deutsch „enorm entwickelt“, sagt Frank Huck, Leiter des Seniorenheimes Am Losenberg in Walzbachtal. Hier absolviert Olive Che Ndaya Fombong den Praxisteil der Ausbildung.

Huck sagt: „Sie ist zuverlässig, geht respektvoll mit den Menschen um, und sie macht das mit Liebe und Hingabe“, sagt er. „Ich würde sie auch weiter beschäftigen, wenn sie die Prüfung nicht bestehen sollte“, sagt er. Allerdings wird sie das, ohne Zweifel. Das bestätigt auch BSB-Lehrerin Elke Henn.

Die ausländischen Auszubildenden hören sehr genau hin, was die Bewohner wünschen.
Elke Henn
Technische Oberlehrerin für Altenpflegehilfe in Bretten

Dabei hat es Olive Che Ndaya alles andere als leicht. Neben ihrem Bürgerkriegshintergrund ist sie alleinerziehende Mama eines kleinen Kindes. „Ich habe schon Hausaufgaben in der Bahn gemacht“, erzählt sie. Trotzdem klappt es bislang. Lehrerin Henn verrät, sie stehe bislang überall auf einer glatten Note 1, nur die Ergebnisse der mündlichen Prüfung stehen noch aus.

Antonia Frank vermisst ihre Söhne. Sie leben in Brasilien bei der Oma. Beide Frauen sprechen von der Pflege als ihrem Traumberuf. Sie wollen beide nach dieser Ausbildung noch eine Berufsfachschule für Pflege besuchen. Denn erst dann sind sie vollständig ausgebildete Pflegefachkräfte.

Die Liebe, die wir geben, kommt immer zu uns zurück.
Antonia Frank
Angehende Altenpflegehelferin aus Bretten

Warum wollten sie in die Pflege? Antonia holt ein wenig aus. Sie habe den Spitznamen „Tanzmops“ von Bewohnern des Seniorenheims bekommen, erzählt sie lachend, weil sie so gern mit allen tanzt. Die Brasilianerin absolviert den Praxisteil ihrer Ausbildung im Seniorenheim Schlossblick in Gondelsheim.

Heimleiterin Cornelia Hölzle sagt: „Mit ihr haben wir einen guten Fang gemacht. Sie kann auf die Menschen zugehen, sie auch mal aufbauen.“ Lernen könne man vieles, sagt Hölzle, „aber das Herz muss man in die Pflege schon mitbringen und das hat sie.“ Sie hat offenbar die richtige Aufgabe für sich in der Pflege gefunden.

Wohltuende Nähe in der Pflege entsteht auch durch Körperkontakt

Elke Henn, die Technische Oberlehrerin im Bereich Altenpflegehilfe, hat in ihren Berufsjahren erfahren, dass die Sprachbarriere bei Azubis manchmal gar Vorteile haben kann. „Die Einrichtungen melden uns immer wieder zurück, dass Auszubildende mit ausländischen Wurzeln oft mit viel Empathie arbeiten.“ Sie sprechen sozusagen mit Händen und Füßen, sagt Henn und: „Sie müssen genauer hinhören, um zu verstehen, was die Bewohner wünschen.“

Oft entstehe so wohltuende Nähe, gerade auch beim Tanzen, so empfindet es Antonia Frank. Das tue den Bewohnern sichtbar gut, sagt sie. „Wenn sie mir sagen, oh, wie schön, dass Sie da sind, das gibt mir Kraft“, sagt auch Olive Che Ndaya Fombong. „Die Liebe, die wir geben, kommt immer zu uns zurück“, ist Antonia Frank sicher.

Schule und Praxis in Seniorenheimen in Walzbachtal und Gondelsheim fordern Kraft und Ideen

Manchmal mache es sie traurig, den Heimbewohnern nicht alles so bieten zu können, wie sie es von zu Hause gewohnt waren. „Aber wir geben unser Bestes“, sagt Fombong. Auch Antonia Frank sucht nach Möglichkeiten, gute Laune zu verbreiten. „Ich habe einer Dame versprochen, ihr Haar zu färben. Zwei Tage später hat ihre Tochter die Haarfarbe mitgebracht“, sagt sie. Die Frisur gelang.

Rechtliche Grundlagen gehören zum Lehrstoff in der Pflege

Schulische Inhalte sind neben Deutsch das Hauptfach „Aufgaben und Kompetenzen in der Altenpflege“, AUK, oder ein Erste-Hilfe-Kurs sowie Staatsbürgerkunde. Letztere dient zugleich als Grundlage für den Einbürgerungstest. Olive Fombong sagt, dass man ja wissen müsse, wann und wie man Bewohner vor sich selbst schützen dürfe, beispielsweise mit freiheitsentziehenden Maßnahmen.

Sie lernen, die Selbstbestimmung der Bewohner zu achten, sie zu fördern und ihre Religion zu achten, um „niemanden in seinen Gefühlen zu verletzen“, sagt Olive Che Ndaya Fombong, ob Muslim oder Buddhistin.

Die 25 Schülerinnen kommen aus 20 Nationen

Beide sind „so dankbar, dass wir hier eine Zukunft haben“, sagt Olive. Antonia nickt. Sie loben Elke Henn und ihre anderen Lehrer. „Wie sie es schaffen, uns Mut zu machen, wenn die Schule mal echt schwer ist“, sagt Antonia und Olive nickt. Die beiden sind begeistert, dass es in Deutschland Seniorenheime gibt.

„In Brasilien pflegen wir Mama und Papa zu Hause“, sagt Antonia Frank. Aber ist es nicht schöner, wenn die Eltern lange zu Hause sein dürfen? Che Ndaya Fombong sagt: „Für Frauen ist es doch gut, wenn sie arbeiten und ihr eigenes Leben haben und ihre Mama trotzdem professionell versorgt wissen. Dann können sie sie nach der Arbeit besuchen und haben in Ruhe Zeit für sie.“

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