Nicht ohne Grund ist er seit 2006 unangefochtener Sitzungspräsident der „Brettener Bütt“. Dort hat er zwei Bühnenfiguren erfunden und über die Jahre weiter entwickelt. Die eine, der derbe Bayer Herbfried Nudelhuber, die andere, der eher feinsinnige Musiker Ben Bock. Diesem Musiker hat Bernd Neuschl nun sein erstes Buch „Breiter bis wolkig“ gewidmet. Darin lässt er ihn in allerlei kuriosen Szenen durch das Leben stolpern.
Bock ist Pianist, sein Erfinder Neuschl kann selbst sehr gut Klavier spielen. Bock entdeckt die Tücken des Kölner Karnevals, Neuschl ist wie erwähnt Sitzungspräsident der Bütt. In der Episode „Speck trifft Spectaculum“ geht es um die Authentizität von Mittelalterfesten, in Bretten gibt es „Peter-und-Paul“. Bei so vielen Parallelen drängt sich die Frage auf: Ist Ben Bock in Wahrheit Bernd Neuschl?
„Belegte Halbwahrheiten“
Dies wurde von Neuschl zunächst dementiert, allerdings gibt er auf Nachfrage zu, dass es sich bei seinen Geschichten schon um „belegte Halbwahrheiten“ handele, die durchaus „autobiographisch inspiriert“ seien. Die Hälfte entspringe tatsächlich Erlebtem, die andere sei dazu gedichtet und bewusst überspitzt. Und um die Begebenheiten weiter zu verfremden, um „niemandem allzu sehr auf die Füße zu treten“, wurde die Handlung nach Köln transferiert.
Beim Lesen wird schnell deutlich, dass Deutschlehrer Neuschl das Spiel mit der Sprache beherrscht. Kreative Wortschöpfungen wie „routinierte Unlust“ wechseln mit spielerischen Alliterationen wie „fröhlich frohlockende Verlockungen“ und ein Gag jagt atemlos den nächsten. Mit sehr guter Beobachtungsgabe schildert Neuschl Alltagssituationen, übertreibt zum Teil ins Groteske und löst beim Leser wissendes Kopfnicken und zustimmendes Schmunzeln, bisweilen brüllendes Gelächter aus.
Der Autor nimmt dabei kein Blatt vor den Mund, das Niveau geht in alle Himmelsrichtungen und die Gürtellinie tanzt stellenweise Limbo. Die Idee für das Buch entstand bei einer Lesung, als Neuschl erstmals eine eigene Geschichte rezitierte.
Thomas Lindemann, Brettener Verleger, erkannte das Talent und ermunterte Neuschl zu dieser Geschichtensammlung, die er auch gleich selbst verlegte. Inzwischen ist das Buch im Verlag erschienen.