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Guter Jahrgang erwartet

So reagieren die Winzer um Bretten auf die steigenden Preise im Weinbau

Preissteigerungen für Kraftstoffe, Dünger, Pflanzenschutz und steigende Mindestlöhne machen den Winzern auch in Bretten zu schaffen. Immerhin: Mit einem guten Jahrgang können sie rechnen.

Rudolf Meel (links) und Matthias Göhring vor der Etikettier Station der neuen Flaschenabfüllanlage in Wiesloch. Im Vorjahr hatte die Genossenschaft an die sieben Millionen Euro in die neue Abfüllanlage, samt Gebäude mit neuem Gärkeller investiert.
Rudolf Meel (links) und Matthias Göhring vor der Etikettier-Station der neuen Flaschenabfüllanlage in Wiesloch. Foto: Gerhard Obhof

Die rasanten Preissteigerungen machen auch vor den Winzern in der Region nicht halt. Sie müssen inzwischen deutlich mehr für Heizöl, Gas und Kraftstoffe bezahlen, die Preise für Düngemittel sind nach Aussage eines Betriebsleiters teils um das vierfache gestiegen. Ebenso stiegen die Kosten für Metallpfosten und Weinbergdraht, sofern diese Dinge überhaupt noch lieferbar sind.

Die Preise für Flaschen und Zubehör haben ebenfalls kräftig angezogen und es gibt längere Lieferzeiten. Hinzu kommt die stufenweise Erhöhung des Mindestlohns auf zwölf Euro im Oktober. Was sagen die Betroffenen in der Region?

Der Vorstandsvorsitzende der Oberderdinger-Knittlinger Weinbaugenossenschaft Amthof 12 Gerd Schäfer bewirtschaftet selbst viereinhalb Hektar Rebfläche und ist mit dieser Situation unmittelbar konfrontiert. „Preiserhöhungen unserer übergeordneten Zentralgenossenschaft in Möglingen kommen nicht bei uns unten an“, bedauert er. „Bereits jetzt versuche ich so wirtschaftlich wie möglich zu arbeiten“, fährt er fort. Erfreulicherweise könne er noch auf die Unterstützung von einigen privaten Helfern zählen, sodass er auf die Beschäftigung von Saisonkräften verzichten könne, erklärt er weiter.

In neuen Produkten sieht er eine Chance den Absatz von Amthof 12 zu verbessern. „Mit einem als Rosé ausgebauten Merlot mit Cabernet franc hat die Genossenschaft in der Landesweinprämierung großes Gold erzielt und kommt jetzt in die Auswahl der besten baden-württembergischen Weine“, berichtet er stolz. Nachdem die Eisheiligen ausgefallen sind, rechnet Schäfer nicht mehr mit Frösten und sieht bei der Vegetation eine erfreuliche Entwicklung.

Pro Weinflasche ein Euro mehr

Als Bio-Produzent sieht sich Benjamin Zerrer vom Weingut Vincon-Zerrer aus Großvillars in der gleichen Situation wie seine Kollegen. „Auch die Preise für biologischen Dünger sind enorm gestiegen“ stellt er fest. Um den Kostensteigerungen zu begegnen hat er konkrete Pläne. „Ich rechne mit einer Preissteigerung von einem Euro pro Flasche, damit wir noch wirtschaftlich arbeiten können“, bemerkt er.

Auf die Verteuerung der Flaschen und die Lieferengpässe reagiert er unter anderem mit der Rücknahme der eigenen Flaschen und deren Aufarbeitung durch einen Dienstleister. „Als Bio-Betrieb ist uns die Nachhaltigkeit wichtig, auch wenn es mit höheren Kosten verbunden ist“, betont er.

Das Wachstum seiner Reben sei vielversprechend, trotz leichter Frostschäden im April rechnet er mit einem erfreulichen Ergebnis für das laufende Jahr. Mit der Qualität seiner vorjährigen Weine ist er sehr zufrieden. „Wir haben schöne fruchtbetonte Rotweine im Keller, die einen spritzigen Sommerwein erwarten lassen“, freut er sich.

Strukturwandel im Weinbau ist in vollem Gange

Der Vertriebsleiter der Winzer von Baden, Matthias Göhring, beobachtet in den letzten Monaten eine nachlassende Nachfrage nach Weinen beim Lebensmitteleinzelhandel, nach einer deutlichen Steigerung im Jahr 2020. „Die Winzer von Baden hatten schon Ende 2021 Preiserhöhungen angekündigt, die wir jetzt konsequent umsetzen“, erklärt er.

„Die Kostensteigerungen gehen aber auch an den Winzern von Baden und den 600 angeschlossenen Winzern nicht spurlos vorüber“, bestätigt Rudolf Meel, Vorstandsmitglied bei der Wieslocher Genossenschaft und Vorsitzender der Winzergenossenschaft Kürnbach. „Der Strukturwandel im Weinbau ist zudem voll im Gange. Flächen, die mechanisch nur schwer zu bearbeiten sind, werden über kurz oder lang zur Disposition stehen“, ergänzt er.

Göhring sieht eine Chance in der Intensivierung des Verkaufs. „Wir bieten gute, solide Weine in zeitgemäßer Ausstattung zu einem angemessenen Preis, das ist unsere Linie“, betont er und verweist gleichzeitig auf die in Kürze anstehende Präsentation eines Secco in ansprechender Ausstattung.

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