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Rollen für die Umwelt

Stadtradeln Bretten startet: Erst quälen, dann ein Bierchen

Sich am Berg quälen, dann gemütlich rollen lassen und abends das verdiente Bierchen zusammen genehmigen: Bei Stadtradlern in Bretten spielt neben Gesundheit und Öko-Fußabdruck auch Geselligkeit eine Rolle. Und sie wollen die Region stärken – nicht zu vergessen.

Wieder dabei: Gernot Hörner (links) und Klaus Krätschmer vom rsc, dem Radsportclub Bretten, gehörten mit dem Verein zum Siegerteam 2019 und starten nun erneut.
Wieder dabei: Gernot Hörner (links) und Klaus Krätschmer vom rsc, dem Radsportclub Bretten, gehörten mit dem Verein zum Siegerteam 2019. Sie starten nun erneut. Foto: Irmeli Thienes

Die Haut von der Sonne gegerbt, drahtige Arme und Beine, kein Gramm Fett zu viel. Sie sehen aus, als lebten sie fürs Radeln. Und sie stellen würdige Gegner dar, wenn das Stadtradeln Bretten diesen Sonntag, 28. Juni, startet.

Klaus Krätschmer und Gernot Hörner gehören zum Letztjahressieger unter den Brettener Teilnehmern, dem rsc. Krätschmer ist Pressewart, Hörner Vorsitzender des Radsportclub Bretten.

Ein wenig bedauern sie es, dass die Stadt dieses Jahr keinen offiziellen Startschuss für das Stadtradeln gibt. Sie verdanken dem Wettbewerb, der vielen guten Zwecken dient, immerhin rund zehn Prozent ihres Jahrespensums im Sattel.

„Das Gemeinsame motiviert noch mehr“, sagt Hörner. Krätschmer nickt. Es gehe ja darum, mehr Menschen aufs Rad zu bringen – zugunsten der Gesundheit und der Umwelt und, so Hörner: „Auch, um die Region zu stärken.” Krätschmer nickt.

Aber 2020 mottet in Bretten niemand publikumswirksam sein Auto ein zum Zeichen des starken Willens, die eigenen Alltagskilometer für drei Wochen im Sattel zu nehmen. Bis 18. Juli läuft die Aktion.

Die Stadtverwaltung verleiht verleiht am Ende den drei Gruppen und drei Radelnden mit den meisten Kilometern eine Urkunde. Mit den Siegerinnen und Siegern gebe es ein Foto mit Oberbürgermeister Martin Wolff und ein kleines Präsent der Stadt obendrauf.

Doch die Beiden äußern, lässig an Fahrradstange und Lenker gelehnt, in Corona-Zeiten auch Verständnis für den ausfallenden Startschuss. Schließlich waren 2019 stolze 245 Radelnde dabei. Käme eine solche Zahl vorm Rathaus oder auf dem Marktplatz zusammen, würde das kein gutes Licht auf die Kommune werfen.

Stadtradeln Bretten: Nicht nur den Kraichgau unter den Rädern

Die Brettener Stadtradler erstrampelten 2019 als Erstteilnehmer stolze 58.756 Kilometer. Der rsc lag mit über 9.500 Kilometern dabei vorn, gefolgt vom Offenen Team und drittplatziert dem Team des Fahrradgeschäfts Tretlager vor vielen anderen, wie dem der Stadtwerke, des Multiplex oder zweien vom TV Bretten.

Gemeinsam ersparten sie der Umwelt 2019 so 8.343 Kilogramm Kohlendioxid (CO2 ), beziffert die Stadt. Das entspricht gut 80 Prozent der Menge an Strom, die ein Bürger im Jahr verbraucht.

Rund eine Tonne CO2 verbraucht der Durchschnittsmensch in Deutschland, aber nicht nur an Energie aus der Steckdose, sondern nochmals eine durch Fleischkonsum und auch rund 1,3 Tonnen CO 2 beim Heizen.

Tausende Kilometer jährlich legen Hörner und Krätschmer auf ihren Bikes zurück. „So etwa sechs- bis siebentausend“, so Hörner. „Kommt hin“, sagt Krätschmer.

Winters steigen sie um aufs Mountainbike und fahren im dann wärmeren Wald. Und wenn sie die Köpfe tief über den Lenker beugen, sehen sie nicht nur Kraichgau-Boden unter ihren Reifen. Denn sie sind dem Hobby seit den 1980ern verfallen. Krätschmer: „Ich liebe das Tempo.“

Ich will nicht wissen, wie mein Kopf aussähe, hätte ich keinen Helm getragen.
Gernot Hörner, Vorsitzender des Radsportclub Bretten

Während ihm die bloße Aussicht auf die Abfahrt Glücksgefühle beschert, sobald er nur den Gipfel erblickt, begeistert Hörner die Abwechslung: „Mal gemütlich rollen lassen, dann ein bisschen am Berg quälen und abends gemeinsam ein Bier trinken. Einfach schön.“ 20 aktive Rennradler, 15 aktive Mountainbiker und rund 60 Jugendliche zählen unter anderen zum rsc.

Gemeinsam bis nach Budapest

Gemeinsam ging es schon nach Budapest, der Verein umrundete den Kaiserstuhl in Tagestouren oder Winterberg im Sauerland.

Jährliche Alpen- oder Bergfahrten auf namhaften Strecken wie Col de la Madeleine, Col Iseran, Mont Ventoux „machen den Reiz aus“, sagt Krätschmer. Am 12. Juni, geht es zum Lago Maggiore, rund 800 Kilometer im Sattel, etwa 120 je Tag. Für Radler, die nur für die Sonntagsbrötchen zum Bäcker das Bike nehmen, schwer verständlich: Sie strahlen.

Da war der Helm gebrochen.
Gernot Hörner, Vorsitzender des Radsportclub Bretten

Und ob auf Pacemakerfahrten oder zuhause, sie betonen: Helm aufsetzen. „Ich geriet beim Anhalten gegen den Reifen des Vordermanns und stürzte.“

Die Schulter schmerzte, dann auch der Kopf für mehrere Tage. Als Hörner wieder zurück aufs Rad wollte, sah er erst, dass sein Helm gebrochen war. „Ich will nicht wissen, wie mein Kopf ohne ausgesehen hätte.“

Auch Krätschmer ist das Risiko seines Steckenpferds schmerzlich bekannt. „Die Platte von meiner Schlüsselbein-OP von vor zwei Jahren ist noch drin.“ Er legt die rechte Hand vor die linke Schulter. „Aber sie kommt nicht raus, bevor der Sommer nicht rum ist.“ Im Winter fahre man ja doch seltener.

Die Anmeldung ist auch während der Tage vom 28. Juni bis 18. Juli möglich. Hierzu sowie zur Teambildung oder den Ergebnissen mehr unter stadtradeln.de. Ein gelungener CO 2- Rechner findet sich auf quarks.de . Mehr zum ökologischen Fußabdruck beispielsweise auf greenpeace.de . Erstmals ist 2020 auch Gondelsheim dabei.

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