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Mondgebirge

Besucher der Sternwarte in Gondelsheim haben während Corona das Hobby für sich entdeckt

An jedem ersten Mittwoch im Monat ist die Sternwarte in Gondelsheim für Besucher geöffnet. Und das Interesse daran scheint groß zu sein.

Georg Henneges beim Blick durch das Fernrohr
Georg Henneges schaut wirft regelmäßig einen Blick auf den Mond durch das Fernrohr in der Sternwarte in Gondelsheim. Foto: Georg Henneges

Kein Wölkchen trübt gegen 22 Uhr die Sicht auf den langsam dunkler werden Abendhimmel. Eigentlich beste Voraussetzung Sterne und Planeten durch das Fernrohr der Sternwarte Kraichgau oberhalb von Gondelsheim zu beobachten.

„Es ist viel zu warm. Da flimmert die Luft und das Flimmern wird im Fernrohr mit vergrößert, trübt also die Sicht“, erklärt Georg Henneges. Er wollte den Termin schon absagen, hat es sich dann aber anders überlegt, weil schon so viele Termine in diesem Jahr wegen Bewölkung ausfielen.

Mit seiner Entscheidung hat er den überraschend vielen Besuchern eine große Freude gemacht. So die Sicht gut ist, öffnet er die Sternwarte am jedem ersten Mittwoch im Monat für Besucher.

Mondgebirge ist so hoch wie die Alpen

„Das ist eine Premiere heute. So heiß war es hier noch nie“, sagt Henneges den Besuchern in der Kuppel. Das Fernrohr ist auf den Mond ausgerichtet. Der Erdtrabant zeigt nur seine halbe Schönheit. Es ist zunehmender Halbmond. Auf der hellen Seite erkennt man zahlreiche Krater, manche mit einer Erhebung in der Mitte.

„Die stammen von Meteoriten-Einschlägen“, weiß der Amateurastronom. Genau an der Grenze zum im Schatten liegenden Teil der Mondoberfläche erkennt man Berge. „Das ist tatsächlich ein Gebirge, etwa so hoch wie unsere Alpen“, sagt Henneges.

Mondaufnahme
Eine Nahaufnahme des Mondes zeigt die tiefen Krater und Gebirge. Foto: Georg Henneges

Unter den Besuchern sind etwa ein Dutzend Jugendliche vom Gondelsheimer Jugendtreff. Einige Jungs sind vor der Hitze in der Kuppel zu Johann Engelhardt aus Bad Schönborn, und wie Henneges im Verein der Sternwarte, geflüchtet. Er hat sein eigenes Fernrohr mitgebracht und ein paar Meter weiter auf freiem Feld aufgebaut.

Besucher in Sternwarte Gondelsheim suchen planetarischen Nebel

Es ist auf den Saturn ausgerichtet. Einer nach dem anderen dürfen die Jugendlichen den Planeten mit seinem markanten Ring anschauen. Gleich mehrfach hört man ein beeindrucktes „Mega“ und weitere, nicht unbedingt druckfähige Worte der Begeisterung. Lenja ist ganz hin und weg von der tollen Optik und findet den Saturn am schönsten.

Ihre Freundin Lisa hingegen bevorzugt den Mond, „weil er halt so schön ist“. Sie will auf jeden Fall wieder kommen und noch mehr entdecken. Durchs Objektiv ist auch der größte der Saturnmonde, der Titan, als kleines Pünktchen zu sehen. „Dabei ist er so groß wie unser Mond“, sagt Engelhardt und begibt sich auf die Suche nach einem planetarischen Nebel.

Ein planetarischer Nebel entsteht, wenn das Leben eines Sterns zu Ende geht. Im Sternbild der Leier wird Engelhardt fündig. Der Nebel erscheint wie ein Sahnekringel am Himmel.

Besucherin aus Neuligen hat während Corona Sternegucken für sich entdeckt

Inzwischen ist es kurz nach 23 Uhr. Der Mond hat sich leicht rötlich verfärbt und neigt sich dem südlichen Horizont zu. In nordöstlicher Richtung ist der Jupiter aufgegangen. Dank der geringen Lichtverschmutzung rund um die Sternwarte sieht man immer mehr Sterne am Himmel und auch die Milchstraße ist zu sehen, durchbrochen vom Sternbild des Schwans.

In der Kuppel ist es immer noch sehr warm und Georg Henneges ist auf der Suche nach einem Sternenhaufen. Der zeichnet sich dadurch aus, dass alle Sterne des Haufens das gleiche Alter haben, so Henneges. Wunderschön und unvorstellbar weit weg.

„Bis zum Mond braucht das Licht etwa eine Sekunde, zum Saturn etwas mehr als eine Stunde und bis zu dem Sternenhaufen etwa 1.000 Lichtjahre“, veranschaulicht Henneges die unendliche Weite des Alls.

Eine Besucherin ist mit Mann und Hund aus Neulingen zur Sternwarte gekommen. Während der Corona-Lockdowns haben sie das Sterne gucken für sich entdeckt. Mittlerweile stehen sie auch mitten in der Nacht auf, um Kometen, Sternschnuppen oder Supermonde zu sehen, erzählen sie. „Ich finde es ganz toll, dass die Sternwarte offen für Besucher ist. Richtig schön hier“, sagen sie. mele

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