Skip to main content

Nach Zerstörung

Ersatz für mutwillige beschädigte Stolpersteine in der Weißhofer Straße in Bretten

Die fünf Stolpersteine in der Weißhofer Straße 96, die an die Familie Schmulewitz sowie an Chil Ignatz Helbarth erinnern, wurden im vergangenen Sommer beschädigt. Diese Steine werden jetzt ersetzt.

Engagiert sich für den Frieden: Melina Krauß berichtet den Anwesenden vom Schicksal der Deportierten. Zur Erinnerung an die Betroffenen legt die Schülerin eine Blume nieder.
Engagiert sich für den Frieden: Melina Krauß berichtet den Anwesenden vom Schicksal der Deportierten. Zur Erinnerung an die Betroffenen legen ihre Mitschülerinnen Blumen nieder. Foto: Florian Ertl

Seit vielen Jahren engagieren sich die Schülerinnen und Schüler des Brettener Melanchthon-Gymnasiums (MGB) für die Erinnerungskultur. So wurden seit 2004 bereits 34 Stolpersteine im Stadtgebiet verlegt. Allgemeine Bestürzung rief im Sommer des vergangenen Jahres die mutwillige Beschädigung von fünf Stolpersteinen in der Weißhofer Straße hervor. Nun sind die Steine ersetzt worden.

Die Stadt Bretten und das MGB hatten am Freitagmittag zur Verlegung der neuen Stolpersteine eingeladen. Gut 50 Interessierte waren der Einladung gefolgt. Schülerin Melina Krauß, die zurzeit die erste Jahrgangsstufe und den Geschichtsgrundkurs der größten Brettener Schule besucht, berichtete von den fünf Schicksalen der Personen, an die die Stolpersteine erinnern sollen.

So seien die Steine der jüdischen Familie Schmulewitz gewidmet. „Seit 1917 war diese Familie in Bretten zu Hause. Sie betrieb an dieser Adresse eine kleine Schuhfabrik mit mehreren Angestellten“, erzählte Krauß.

Mitglieder der Familie aus Bretten wurden in Auschwitz ermordet

Bei Kriegsausbruch 1939 lebte ein Sohn des Ehepaars Sigmund und Lina Schmulewitz bereits in Argentinien. Der Rest der Familie habe nachkommen wollen. Doch im Dezember 1939 starb Familienoberhaupt Sigmund in München. Dort hatte dieser sich um die Herausgabe von Pässen für seine Familie bemüht.

„Zusammen mit dem Großvater Chil Ignatz Helbarth wurden Mutter Lina sowie die Tochter Meta am 22. Oktober 1940 nach Gurs in Südfrankreich deportiert“, berichtete Schülerin Krauß. Der Großvater sei in Gurs krank geworden, ins Krankenhaus nach Pau gekommen und dort gestorben.

„Mutter und Tochter kamen am 8. Oktober 1942 ins Sammellager Drancy bei Paris. Vier Tage danach wurden sie mit einem Konvoi nach Auschwitz gebracht, wo sie gleich ermordet wurden“, erinnerte Melina Krauß.

Anna, die zweite Tochter des Ehepaars Schmulewitz sei am 20. November 1941 von München nach Litauen deportiert worden. Mit dabei sei auch die Schwester ihrer Mutter Lina gewesen. „Alle in Kaunas ankommenden 999 Personen wurden an den Rand von Gräben gestellt und sofort erschossen“, erklärte die Schülerin.

Nach Verlegung der neuen Stolpersteine wurden für die fünf Opfer der NS-Verbrechen Kerzen angezündet und Blumen niedergelegt.

Neue Stolpersteine in Bretten dank Spenden

Brettens Bürgermeister Michael Nöltner (CDU) lobte in einer kurzen Ansprache die Schülerinnen und Schüler des MGB sowie Ehrenamtliche, die sich bis heute für die Erinnerungskultur engagieren. „Es ist wichtig, dass die beschädigten Steine ersetzt werden und das Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus nicht aufhört“, so Nöltner.

Der Bürgermeister bedankte sich außerdem dafür, dass an der Neuverlegung der Steine auch eine Delegation aus Brettens Partnerstadt Bellegarde teilnahm.

Die neuen Stolpersteine wurden abermals durch Spendengelder aus der Bevölkerung finanziert. Heidemarie Leins hatte mit dem Verein für Stadt- und Regionalgeschichte Bretten die Spendenaktion initiiert. „Es ist schön, dass die Namen auf diesen Steinen nun wieder für alle zu lesen sind“, freute sich Leins.

nach oben Zurück zum Seitenanfang