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Digitale Angebote ausgeweitet

Um Helfer vor Ansteckungen zu schützen, hat der Eigenschutz beim Roten Kreuz Priorität

Der Personalstatus ist in der Pandemie noch wichtiger. Deshalb achtet das Rote Kreuz auf alle Helfer, das fängt beim richtigen Verhalten an, wenn der Rettungswagen kommt, und setzt sich bei der Digitalisierung von Erste-Hilfe-Kursen fort.

Viele Kursteilnehmer sitzen, sämtlich mit Masken und in markierten Flächen, in einem großen Saal und hören einem Mann zu.
Neue Ersthelfer: Im Kurs beim Roten Kreuz in Bretten lernen Teilnehmende, dass der Unfallort zuerst zu sichern ist. Denn der Selbstschutz hat Priorität, erläutert Kursleiter Romano Au, auch und gerade in Corona-Zeiten. Foto: Irmeli Thienes

Sie setzen VR-Brillen auf beim Erste-Hilfe-Kurs im Brettener Rot-Kreuz-Saal, Virtual Reality-Brillen. Dann startet der Film vor ihren Augen: Eine lebensbedrohliche Notlage erfordert eine Herzmassage. Jeder kniet vor einer Puppe, und je besser die Teilnehmenden mit den Stößen ihrer Hände auf den Brustkorb im Takt bleiben, je genauer ihre Drucktiefe ist, desto schneller erreicht ihr Notarztwagen (NAW) die Klinik: Auf dem Bildschirm bewegen sich einige schematisch dargestellte NAW über die Leinwand. Das Digitale ist also auch beim DRK Bretten inzwischen oft die Lösung.

Erste-Hilfe-Kurse unter Corona-Bedingungen erleben an diesem Tag 20 Teilnehmer. Fenster und Balkontür sind weit geöffnet. Laut DRK-Mitarbeitern stiegen die Teilnehmerzahlen trotz Pandemie. Private Anbieter von Erste-Hilfe-Kursen bestätigen diesen Trend. Abstand, wie ihn die Kursteilnehmer auch dank markierter Flächen einhalten, ist in echten Hilfssituationen kaum möglich. Darum wiederholt Kurs-Leiter Romano Au das Prinzip des Eigenschutzes wieder und wieder.

Auch Christoph Glück, DRK-Bereitschaftsleiter in Bretten, und DRK-Kreisgeschäftsführer Jörg Biermann betonen: Die Eigensicherung stand immer an oberster Stelle angesichts der Kontakte mit Erbrochenem, Schweiß, Blut oder anderen Sekreten. „Niemand muss sich selbst in Gefahr begeben, aber den Notruf kann jeder betätigen“, sagt Glück.

Nach Verdachtsfall ist Selbstisolation die Regel

Jetzt aber erhalte der Eigenschutz auch die Einsatzbereitschaft. „Wir dürfen jetzt keinen Personalmangel bekommen, also ist erweiterte Schutzausrüstung Pflicht“, so Glück. Zu Handschuhen kommen FFP-2-Maske plus Brille oder Visier: „Immer, solange wir nicht wissen, ob der Betroffene infektiös ist. Er weiß es ja selbst nicht immer.“

„Wissen wir von einem Infektionsrisiko, denn das wird beim Notruf abgefragt, dann tragen wir zudem Schutzanzüge“, so Glück. Stelle sich nachher ein Verdachtsfall heraus, waren die Helfer also ohne Schutzanzug vor Ort, begeben sie sich in freiwillige Selbstisolation bis zur Aufklärung und bis das Gesundheitsamt Schutzmaßnahmen trifft. Glück merkt an, vieles hänge da auch vom Arbeitgeber der ehrenamtlichen Kräfte ab.

Schutzanzüge und anderes sei bis zu doppelt so teuer wie vor der Pandemie, so Glück. Wegen der „Goldgräberstimmung bei manchen“, kaufe man nur bei vertretbarem Preis, sagt Biermann.

Jeder sollte Maske tragen und im Idealfall ist gelüftet.
Christoph Glück, DRK-Bereitschaftsleiter in Bretten

„Kommen wir zu einem Notfall in eine Wohnung, sollten alle den Raum verlassen, sobald wir da sind. Jeder sollte Maske tragen und im Idealfall ist gelüftet“, so Christoph Glück. Meist funktioniere das nach neun Monaten Pandemie gut. Die A-H-A-Regeln samt zweitem A für die App und L fürs Lüften seien im Bewusstsein verankert, nimmt er wahr. Auch das DRK halte sich immer daran und nutze die App.

Sind die Werte erhöht, ist es unsere Vorsicht auch.
Christoph Glück, DRK-Bereitschaftsleiter in Bretten

Die Rot-Kreuz-Mitglieder bitten zudem auch immer darum, Masken zu tragen, so Glück. Aber einem Bewusstlosen dürfe man den Mund-Nasenschutz nicht aufsetzen. Das DRK messe stets zunächst Fieber und Herzfrequenz. „Sind beide Werte erhöht, ist besondere Vorsicht geboten, auch wenn es nicht gleich Covid sein muss“, so der DRK-Vorsitzende.

Kurse lange im Voraus ausgebucht

Nachlassende Hilfsbereitschaft aus Sorge vor Ansteckung vermögen weder die DRK-Vertreter noch private Kurs-Anbieter wahrzunehmen. Christine Blietschau erläutert für Primeros, was auch Winfried Berdau von der Firma Maus so sieht: Die reduzierte Teilnehmerzahl je Raumflächen führe dazu, dass Kurse lange im Voraus ausgebucht seien. Gründe seien wohl der Zeitdruck bei Führerschein-Kursen und: „Niemand weiß, was kommt. Alle wollen ihren Kurs noch schnell machen“, so Blietschau.

Im DRK-Saal ist die nächste Übung ein Kenntnis-Test, der ebenfalls digital stattfindet. Jeder loggt sich mit seinem Handy auf einer Rot-Kreuzseite ein und beantwortet dort Fragen durch Ankreuzen. Die Lösung erscheint für alle sichtbar auf dem Bildschirm.

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