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Schwierige Zeiten für Händler

Zukunft des sonntäglichen Einkaufsbummels in Bretten ungewiss

Jahrmarkt-Rummel, volle Weinstände und Leute, die dicht an dicht durch die Fußgängerzone schlendern - das wird es dieses Jahr wegen Corona kaum geben können. Verkaufsoffene Sonntage sind an solche Feste gesetzlich gekoppelt. Damit nicht auch noch diese ins Wasser fallen, müssen sich die Gemeinden etwas einfallen lassen.

Ohne Rummel: Dieses Jahr findet in Sulzfeld nur eine Corona-Kerwe statt. Der Rummel kann wegen den Hygienevorschriften und Abstandregeln nicht stattfinden.
Ohne Rummel: Dieses Jahr findet in Sulzfeld nur eine Corona-Kerwe statt. Der Rummel kann wegen den Hygienevorschriften und Abstandregeln nicht stattfinden. Foto: Archivbild: Thomas Rebel

Die Corona-Bedrohung schwebt wie ein Damoklesschwert über den verkaufsoffenen Sonntagen der Region. Voraussetzung dafür, dass Städte und Gemeinden einen zusätzliche Einkaufstag anbieten dürfen, ist die Durchführung eines Festes oder Marktes. Dies hat das Bundesverwaltungsgericht zuletzt im Juni bestätigt. Das Weinfest in Bretten, die Kerwetage in Oberderdingen und Sulzfeld gaben in den vergangenen Jahren einen Anlass zum sonntäglichen Bummel. Mit Abstandsregeln und einem Verbot von großen Menschenansammlungen scheinen solche Veranstaltungen in Corona-Zeiten allerdings schwer möglich. Also kein verkaufsoffener Sonntag in naher Zukunft? So leicht geben sich die Gemeinden und Händler jedoch nicht geschlagen.

Corona-Kerwe geplant

Bereits ein Jahr im Voraus müssen die Kommunen die Termine für die Sonderöffnungen angeben. Viele Sulzfelder haben seitdem den 27. September im Kalender eingekringelt. So soll es auch bleiben. „Wir halten weiterhin an dem Termin der Kerwe fest“, sagt Reiner Pfefferle. Der Vorsitzende des Sulzfelder Gewerbevereins hat bereits Rücksprache mit der Gemeinde gehalten. „Was wir planen, betiteln wir weiterhin als Kerwe oder besser gesagt: als Corona-Kerwe“, erklärt Hauptamtsleiter Heiko Röth.

Der Rummel und die Straßenkerwe fänden nicht statt. Der Kulturverein plane aber weiterhin etwas, und auch die Restaurants sollen teilnehmen. Der Hauptamtsleiter bestätigt, dies reiche, um auch einen verkaufsoffenen Sonntag zu veranstalten. „Viele Geschäfte werden auch sonst nicht von der Kerwe tangiert“, meint Pfefferle. Diese hätten sich in den vergangenen Jahren einfach so der Veranstaltung angeschlossen. Ganz final ist der Plan für den September-Sonntag noch nicht. „Es gibt noch viele Fragezeichen“, sagt der Gewerbevorsitzende. Unter anderem warte er noch auf die Rückmeldung von Händlern, ob sie in diesem Jahr teilnehmen möchten.

Was wir planen, betiteln wir weiterhin als Kerwe oder besser gesagt: als Corona-Kerwe
Heiko Röth / Hauptamtsleiter Sulzfeld

Interesse an zusätzlichen Verkaufsaktionen besteht in Bretten auf jeden Fall. Die Händler planen bereits für den 31. Juli eine lange Einkaufsnacht. In diesem Jahr wollen mehr Läden an der Veranstaltung teilnehmen, berichtet Andreas Drabek. Der Vertreter des Vereins Brettener Unternehmen erklärt: „Jeder hatte mehr Einbußen, und auch jetzt nach dem Neustart läuft noch nicht alles wie vorher.“

Ohne Buden: Der Weinmarkt in Bretten muss in diesem Jahr ausfallen. Die Stadt arbeitet gemeinsam mit den Händlern an einem Konzept, um den verkaufsoffenen Sonntag trotzdem zu ermöglichen.
Ohne Buden: Der Weinmarkt in Bretten muss in diesem Jahr ausfallen. Die Stadt arbeitet gemeinsam mit den Händlern an einem Konzept, um den verkaufsoffenen Sonntag trotzdem zu ermöglichen. Foto: Archivbild: Thomas Rebel

Er hofft zudem, dass der verkaufsoffene Sonntag in diesem Jahr stattfinden kann. Dies sei auch das Ziel der Stadtverwaltung, heißt es in einer Stellungnahme des Wirtschaftsförderungs- und Liegenschaftsamts Bretten. Das Amt verweist weiter auf die Notwendigkeit eines Festes. Der geplante Weinmarkt, mit Lauben auf dem Marktplatz, könne unter der Beachtung der gültigen Regelungen nicht stattfinden. Die Stadt entwickle verschiedene andere Konzeptansätze.

Keine Chance mehr für Weinhändler

Für Jan Müller ist der verkaufsoffene Sonntag damit endgültig abgesagt. Er war in den vergangenen Jahren mit einem Stand des Oberderdinger Weinguts Müller dabei. „Natürlich fehlen uns dadurch die Einnahmen aus dem Verkauf, aber vor allem von dem, was danach kommt“, sagt der Winzer. Die Veranstaltung bringe das Gut wieder ins Gespräch. Viele Gästen kämen noch zwei Wochen nach dem Fest vorbei, um Wein zu kaufen. Eine alternative Werbeaktion hat er für das Weingut nicht geplant.

Die Einzelhändler in der Innenstadt können derweil weiter hoffen. Andreas Drabek von der Vereinigung Brettener Unternehmer vergleicht den verkaufsoffenen Sonntag mit einem Tag der offenen Tür. Der Extra-Arbeitstag sei für die verschiedenen Läden unterschiedlich umsatzstark, insgesamt handele es sich aber um „eine attraktive und publikumswirksame Verkaufsaktion“.

Wir haben keine Möglichkeit, die Sicherungsmaßnahmen umzusetzen
Petra Schalm / Vorsitzende des Gewerbevereins Gondelsheim

Auch in Oberderdingen heißt es: Daumen drücken. Die Gemeinde hat ihre Kerwe und den dazugehörigen verkaufsoffenen Sonntag erst für den 8. November geplant. Laut den aktuellen Vorschriften kann die Veranstaltung nicht wie geplant stattfinden. „Wir haben keine Möglichkeiten, Eintrittskarten oder Ähnliches zu verkaufen, deswegen warten wir jetzt erst mal ab“, sagt Sven Schuler.

Der Vorsitzende des Gewerbeverein Oberderdingen verrät, dass die Planungen der Kerwe dennoch unter Vorbehalt weitergehen. Da der verkaufsoffene Sonntag erst so spät ansteht, nehmen sich der Verein und die Gemeinde, „den Spielraum, den sie noch haben“. Im Oktober wird erneut geprüft, ob die dann geltenden behördlichen Einschränkungen umsetzbar sind.

Auch keine Gewerbeausstellung möglich

„Wir haben keine Möglichkeit, die Sicherungsmaßnahmen umzusetzen“, so viel kann Petra Schalm, Vorsitzende des Gewerbevereins Gondelsheim, bereits jetzt sagen. Die kleine Gemeinde veranstaltet grundsätzlich keine verkaufsoffenen Sonntage, sondern jährlich eine Gewerbeausstellung. Diese hat wie die Einkaufsaktionen den Sinn, dass sich Händler und Gewerbe präsentieren können. Normalerweise sei die Saalbachhalle mit bis zu 50 Ständen gut gefüllt. Wenn die Abstandsregeln eingehalten werden müssen, könne man nur an die 15 Aussteller reinlassen. „Das lohnt sich nicht.“, meint Schalm. Der Verein überlegt deshalb, die Veranstaltung in kleinem Rahmen im Frühjahr 2021 nachzuholen.

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