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Eingeschworene Truppe

Was die Brettener Bürgerwehr zu einem außergewöhnlichen Verein macht

Ob Musizieren oder Schießen: Die Historische Bürgerwehr Bretten hat viel zu bieten. Und das Vereinsgeschehen beschränkt sich schon lange nicht mehr nur auf Peter und Paul.

Annika Giesche (links) und Larissa Oswald flankiert von den „Nachwuchstrommlern“ Marco Schäfer und Günter Gropp (rechts), die das Hobby erst vor nicht allzu langer Zeit für sich entdeckt haben.
Annika Giesche (links) und Larissa Oswald flankiert von den „Nachwuchstrommlern“ Marco Schäfer und Günter Gropp (rechts), die das Hobby erst vor nicht allzu langer Zeit für sich entdeckt haben. Foto: Günther Wolf

„Warum kam ich nicht viel früher auf die Idee?“, ruft Sabine Stegen aus. Die 56-Jährige probt das Flötespielen. Das ungewohnte Instrument in ihren Händen ist noch nicht sehr willig und das Notenlesen tückisch, doch Stegen ist hochmotiviert und teilt diese Einstellung mit den anderen Neumitgliedern, die in den vergangenen Jahren zur Historischen Bürgerwehr der Stadt Bretten hinzugestoßen sind.

Für die 56-Jährige ohne größere Vorkenntnisse ist das Mitwirken im Spielmannszug des Vereins nicht einfach. Der Herausforderung, nun noch ein neues Instrument zu erlernen, möchte sie sich dennoch stellen. „Ich bin erst seit zwei Monaten dabei, aber fühle mich vom ersten Tag an sehr wohl hier. Ich wurde herzlich aufgenommen, sofort akzeptiert und bekomme sogar individuellen Unterricht, ganz nach meinen Bedürfnissen“, freut sich die angehende Hobby-Flötistin, die schon länger nach einer Peter-und-Paul-Gruppe Ausschau hielt.

So viel Spaß und Freude am Musizieren hatten wir noch nie.
Larissa Oswald, Flötistin

Ähnlich begeistert sind die „Küken“ des Vereins. Die 26-jährige Larissa Oswald und 25-jährige Annika Giesche sind seit einigen Jahren Spielleute mit Leib und Seele. „So viel Spaß und Freude am Musizieren hatten wir noch nie“, so Oswald. Beide lernten bereits als Kind ein Instrument, verloren aber das Interesse. „Hier in der Bürgerwehr ist es völlig egal, ob man alt oder jung ist – es ist ein lustiger Haufen mit einem super Zusammenhalt“, ergänzt Giesche.

Die Bürgerwehr gehört zu den Gruppierungen der Melanchthonstadt, die mit der größten Historie aufwarten können. Erstmals tritt sie im Jahr 1824 in Erscheinung. Schon damals dient das „Corps“ dem Zweck, das Gedenken an den Sieg über die württembergischen Belagerer des Jahres 1504 aufrecht zu halten.

Seit 1972 fester Bestandteil des Peter-und-Paul-Festes

Drei Jahre nach der badischen Revolution wurde sie im Jahr 1851 aufgelöst, dann 1924 als Teil des „Kleinkaliberschützenvereins 1923“ wiedergegründet. Seit 1972 ist die Bürgerwehr Bretten ein eigener Verein und als solcher ein fester Bestandteil des Peter-und-Paul-Festes.

Um auch noch in der heutigen Zeit als Verein attraktiv zu sein, beschränkt sich die Bürgerwehr aber schon seit Längerem nicht mehr nur auf Peter und Paul. Wer sich für das Hobby Bürgerwehr entscheidet, der wird erstaunt feststellen: Viel passiert hier das Jahr über. Marschieren in schmucker napoleonischer Uniform ist nur ein kleiner Teil des vielseitigen Vereinslebens.

Brettener Verein hat sogar eine Segelcrew

Man trifft sich in lockerer Runde jeden Donnerstag im Vereinsheim bei Speis’ und Trank – natürlich wird zuvor auch geübt –, es werden in Uniform andere Feste besucht, Kontakte im ganzen Ländle gepflegt.

Es gibt ein regelmäßiges Wander-Wellness-Ausflugswochenende, eine Radler- und eine Motorradgruppe, sogar eine Segelcrew hat sich im Verein formiert.

„Jeder ist willkommen bei uns, egal in welchem Alter, egal ob Vorkenntnisse oder nicht. Ob Quer-, Wiedereinsteiger oder völliger Neuling. Einzige Voraussetzung für Interessierte: Motiviert sein, Engagement zeigen und Spaß haben am Vereinsgeschehen“, sagt Spielmannszug-Ausbilder Manfred Hirsch.

Bürgerwehr stellt komplette Ausrüstung

Zudem sei das Hobby Bürgerwehr sehr kostengünstig. Die gesamte Ausrüstung vom Gewehr über Trommel, Pfeife und kompletter Uniform wird vom Verein gestellt. Der Jahresbeitrag beträgt 24 Euro. Darüber hinaus finanziert sich der Verein über vereinzelte Spenden und vor allem mit Bewirtungen bei Festlichkeiten.

All diese Aspekte und die große Bandbreite des Vereins kommen beim Nachwuchs offenbar gut an. Denn nicht nur der Spielmannszug bekam in letzter Zeit Zuwachs. Auch die Abteilung der Infanterie – sprich die Gewehrträger, die zum Beispiel an Peter und Paul Salut schießen – ist im Aufwind. Tobias Burkhard marschiert hier mit. „In unserer Familie hat die Bürgerwehr Tradition“, so der 26-Jährige. Bereits in dritter Generation tragen die Burkhards stolz den grünroten Frack.

Service

Nähere Infos zum Vereinsgeschehen und der Mitgliedschaft gibt es beim ersten Vorsitzenden Dieter Petri unter Telefon (07252) 86480, seinem Stellvertreter Uwe Schönbeck (schoenbeck.privat@uwe-schoenbeck.de) oder per Mail an info@buergerwehr-bretten.de.



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