Die letzten Tage des Corona-Jahrs 2020 stehen vor der Tür. Vielen wird es wohl als das Jahr der leeren Stadien, des wirtschaftlichen Einbruchs, der überfüllten Krankenhäuser und der gähnend leeren Straßen im Gedächtnis bleiben. Der Alltag hat sich verändert. Masken und „Social Distancing“ sind in unser Leben getreten.
Doch wie haben sich diese Veränderungen auf junge Menschen ausgewirkt? Wir haben bei sechs Abiturienten des Brettener Melanchthon-Gymnasiums (MGB) nachgefragt. Was hat ihnen am meisten gefehlt? Welche Erwartungen haben sie an das Jahr 2021 und die anstehenden Abitur-Prüfungen?
Für Fabian Brenneisen aus Büchig waren die vergangenen Monate gut zu meistern. Oft sei es langweilig gewesen, doch trotzdem habe er immer Verständnis für die Einschränkungen, die mal mehr, mal weniger wurden, gehabt. „Auf Dinge wie Partys, Urlaub im Sommer oder generell Reisen konnte ich gut verzichten. Mir hat es gereicht, meine Sommerferien daheim zu verbringen. Vermisst habe ich aber vor allem die Zeit mit Freunden und auch Bandproben, die wegen den Maßnahmen immer nur für ein paar Wochen möglich waren, bevor die Zahlen wieder gestiegen sind“, so Brenneisen. Nach seinem Abitur hat er vor, Informatik am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) zu studieren.
Schwierig wird es, wenn die Hobbys leiden
Etwas anders sieht das die aus Knittlingen stammende Mona Kempf. Das Corona-Jahr 2020 sei für sie sehr anstrengend gewesen. Das Schlimmste seien die fehlenden sozialen Kontakte und die nicht stattfindenden Freizeitaktivitäten. „Ich als Musikerin liebe das Orchester- und Ensemblespielen. Es hat Abwechslung in den Schulalltag gebracht, einen frischen Antrieb gegeben und einfach die Laune aufgehellt. Das fällt jetzt leider schon seit einigen Monaten weg, und es gibt keinen richtig guten Ersatz dafür. Man übt daheim einfach vor sich hin, ohne Ziel, ohne Aussicht auf Konzerte oder Proben. Vor dem Lockdown durften wir zum Glück in der Schule als ,,Mini-Oberstufenorchester“ zusammen spielen. Das gibt einem wenigstens wieder Hoffnung, dass man eines Tages wieder als großes Orchester spielen darf“, berichtet die Schülerin.
Denis Reimer sieht das ganz ähnlich und sagt gegenüber den BNN: „Mir fehlte besonders mein Hobby. Ich übe den Formationstanzsport in der ersten Bundesliga aus und fahre deswegen normalerweise regelmäßig nach Ludwigsburg. Vor allem während des Lockdowns war das Training für diese Mannschaftssportart natürlich nicht möglich“.
Für das Jahr 2021 erhoffe er sich, dass bessere Hygienekonzepte für Schulen ausgearbeitet werden, sodass das Lüften weniger chaotisch ablaufen könne. Ab September startet der Abiturient in ein duales Studium und hofft, „dass Corona bis dahin im Griff ist“.
Fehlende Kontakte zu Freunden waren schwer zu verkraften
Die stellvertretende MGB-Schulsprecherin Lea Hoek kann hingegen von ihren ganz eigenen Erfahrungen und Eindrücken bezüglich des „Home-Schooling“ während des ersten Lockdowns berichten. „Manchmal waren es so zahlreiche und noch dazu umfangreiche Aufgaben, dass ich kaum hinterherkam. Teilweise saß ich länger an meinen Schulsachen als zu normalen Schulzeiten. Auf der anderen Seite konnte ich mir die Aufgaben oft so aufteilen, dass sie in meinen persönlichen Zeitplan gepasst haben. Dann saß ich eben auch mal von zehn bis eins an meinem Schreibtisch und habe an meiner Seminararbeit geschrieben. Das war ein bisschen wie Uni-Feeling. Manchmal habe ich das genossen“, schildert die Abiturientin.
Für das Jahr 2021 erhofft sich Hoek wieder mehr gemeinschaftliches Beisammensein. Zudem würde es sie freuen, wenn sie Sommer 2021 zu einem Internationalen Jugendfreiwilligendienst nach Ghana oder Chile aufbrechen könnte. „Dort möchte ich gerne den Menschen, oder vor allem den Kindern und Jugendlichen helfen, denen es um ein Vielfaches schlechter geht als uns hier in Deutschland“, so die Schülerin.
David Muhm, derzeitiger Schulsprecher des MGB, hat im Bezug auf den Fernlernunterricht ganz andere Erfahrungen gemacht und spricht im Bezug darauf von einem „kleinen Desaster“. Er habe stellenweise nichts zu tun gehabt und nicht gewusst, wie er seine viele freie Zeit habe füllen sollen.
Auch für ihn seien die fehlenden Kontakte zu Freunden, aber auch zu Teilen seiner Familie ein großes Problem gewesen. So hoffe er für das nächste Jahr vor allem auf eine Normalisierung und einen anderen Fokus der Bundesregierung. „Ich denke, dass die Regierung an erster Stelle den Menschen hilft, die in dieser Krise an ihre Belastungsgrenze kommen, bevor sie ein Milliardenpaket für TUI schnürt“, so der Schulsprecher. Nach dem Abitur möchte Muhm eigentlich Lehramt studieren, doch nach diesem Jahr stehe für ihn vieles in den Sternen, genauso wie die Zukunft vieler anderer Jugendlicher wie ihm.