Von unserer Mitarbeiterin Claudia Pospieszczyk
Auf der einen Seite ist harter Stahl, der in der Industrie eingesetzt wird, auf der anderen duftendes Holz als Naturprodukt. Jürgen Jerzsabek aus dem Kraichtaler Stadtteil Menzingen kennt sich mit beiden Materialien bestens aus. In seinem Hauptberuf baut der 47-Jährige Wasserkraftwerke im Großraum Schwarzwald für ein Unternehmen, das seinen Sitz in Pforzheim hat. Seit vier Jahren ist er als freischaffender Künstler angemeldet.
Gemeinsam mit dem ebenfalls freischaffenden Künstler Kevin Ziesel schnitzt er unter dem Namen „Kraichtal-Carving-GZ“ Auftragsarbeiten aus Holz. Dann dröhnen lautstark die Motorsägen, Holzspäne fliegen umher und es staubt gewaltig. „Wir machen auf uns durch die Präsenz auf Social-Media-Kanälen aufmerksam und haben unsere Arbeiten vor der Corona-Pandemie auf verschiedenen Veranstaltungen wie Weihnachtsmärkten zum Verkauf angeboten“, erzählen die zwei Männer.
Das künstlerische Duo hat in Landshausen den Teil eines Bauernhofs gemietet und hat zudem ein Schnitzgrundstück, das sich beim Wasserhochbehälter oberhalb von Menzingen befindet. Jürgen Jerzsabeks Opa mütterlicherseits war Schreiner, sodass ihm seine Leidenschaft zum Umgang mit Holz schon als Kind in die Wiege gelegt wurde. Von Kindesbeinen an begleitete er seine Familie in den Wald und half bei Holzarbeiten. Auch Kevin Ziesel liebt den Umgang mit Holz und ist handwerklich sehr geschickt.
Erster Auftrag vor vier Jahren
Der erste Auftrag vor vier Jahren war der Startschuss in ein Leben als freischaffende Künstler und die Ausübung ihrer Passion nach Feierabend in den Hauptberufen. „Ein Bekannter beauftragte uns damit, eine Tiki-Figur für eine Veranstaltung herzustellen. Das hat gleich super geklappt und wir haben Blut geleckt und immer neue Arbeiten entgegen genommen“, erzählen die zwei Menziger. Sie stellen nach Kundenwunsch her, was aus Holz machbar ist. Der Fantasie sind dabei keine Grenzen gesetzt. So haben die zwei Männer bereits Sitzgruppen mit der Motorsäge erschaffen, aber auch Biertischgarnituren, Bänke oder sogar eine Bar.
Beliebte Auftragsarbeiten sind neben Tikis auch Tiermotive jeglicher Art, beispielsweise Bären, Eulen oder Adler. Aus dem Naturmaterial Holz werden aber auch Naturmotive künstlerisch geschnitzt, darunter Pilze oder Waldgeister. Auch abstrakte Kunst oder Comic-Figuren stehen bei den Kunden auf der Wunschliste.
Viel Spaß hatten die zwei Schnitzkünstler laut eigenem Bekunden bei der Herstellung einer Mottobank von Motörhead: „Das sind schon ganz besondere Aufträge, die unglaublich viel Spaß machen“.
Beide träumen von einem Drachen
Beide haben den Traum, dass sie gemeinsam etwas ganz Großes verwirklichen, beispielsweise den Bau eines Drachens. „Der wird dann aus mehreren Stämmen zusammengefügt. Hierfür braucht man das nötige Wissen, die erforderliche Fingerfertigkeit und muss sauber arbeiten“, zählen die Holzkünstler die Herausforderungen bei der Realisierung ihres Traums auf.
Aktuell arbeiten sie an einem Adler mit 2,40 Metern Spannweite, der aus fünf Einzelteilen zusammengesetzt wird. Die Holzkunstwerke bestehen hauptsächlich aus Eichenholz, für die Bänke wird beispielsweise aber auch Holz der Schwarzwaldtanne verwendet. Möglich ist bei Auftragsarbeiten auch die Kombination mehrerer Materialien, beispielsweise eine Sitzgelegenheit aus Holz, die in Natursteine eingebettet wird.
„Mit der Tätigkeit als freischaffender Künstler habe ich einen tollen Ausgleich zu meinem Hauptjob gefunden, Während ich dort mit einer Flex Stahl bearbeite, arbeite ich in meinem Hobby mit Holz, das leichter formbar ist und einfach mit der Motorsäge bearbeitet werden kann”, sagt Jürgen Jerzsabek. Für ihn kommt nicht in Frage, sich als freischaffender Künstler selbstständig zu machen. Das sieht auch Kevin Ziesel so: „Wegen der außergewöhnlichen Arbeiten kommt eine Selbstständigkeit nicht infrage“.
Info
Wer die Arbeit der Schnitzkünstler anschauen möchte, kann in Landshausen die große XXL-Bank anschauen. Gerne kann man den Männern aber auch über die Schulter schauen, wenn sie ihre Schnitzkunst ausüben. Weitere Informationen gibt es unter kraichtal.carving@yahoo.com per E-Mail oder auf ihrer Facebookseite unter dem Namen Kraichtal-Carving-GZ.