Alena Schmitt ist die Frau der Widersprüche: Die Bruchsalerin ist erst 20 Jahre alt, aber schon zwei Mal nominiert worden als Landtags- und Bundestagskandidatin. Die frischgebackene Abiturientin ist damit in gewisser Weise schon wahlkampferfahren.
Sie engagiert sich bei der Linken und in der Katholischen Jugend. Ihr Herz schlägt links, ihre Haare sind blau. „Ich wurde mit 16 radikalisiert“, erinnert sie sich im BNN-Gespräch. Ein Freund habe sie damals zur Jugendorganisation der Partei „Linke Jugend Solid“ mitgenommen „Dann begann ich linke Theoretiker zu lesen.“ Zugleich begannen die Demonstrationen von Fridays for future.
Seither ist Alena Schmitt politisch engagiert. Dass es mit einer Kandidatur zunächst für den Landtag und jetzt für den Bundestag so schnell ging, liegt freilich hauptsächlich an ihrer Partei. Die Linke ist im traditionell schwarzen Wahlkreis Bruchsal-Schwetzingen nicht eben stark, mögliche Kandidaten sind rar. In Bruchsal engagieren sich gerade mal eine Handvoll Leute.
Linke holte bei der vergangenen Bundestagswahl 4,6 Prozent
Soziale Ungerechtigkeit, Klimakrise und der Kampf gegen Rechts - das sind die Themen, die Schmitt als besonders wichtig ansieht. Dass sie bei der Landtagswahl im März mit 2,6 Prozent etwas mehr Stimmen als ihr Vorgänger 2016 holte, sieht sie als Erfolg. „Bei der Bundestagswahl will ich das nochmal steigern“, so das Ziel. 4,6 Prozent stehen als Marke aus dem Jahr 2017.
Weitere Themen: „Wir brauchen dringend eine Verkehrswende. Der ÖPNV ist einfach noch nicht gut genug ausgebaut.“ Und: Die Mieten in Bruchsal seien mittlerweile fast so teuer wie in Karlsruhe. Sozialer Wohnungsbau das Gebot der Stunde, ebenso die Herabsetzung des Wahlalters auf 16.
Wie stark die Pflege kaputt gespart wurde, hat Corona gezeigt.Alena Schmitt, Bundestagskandidatin der Linken im Wahlkreis Bruchsal-Schwetzingen
„Wie stark die Pflege kaputt gespart wurde, hat Corona gezeigt“, findet Schmitt. Bereits auf dem sozial- und gesundheitswissenschaftlichen Gymnasium in Bretten habe sie Einblicke in die Branche bekommen.
Im Herbst will sie als Bundesfreiwillige in einem Hort in Berghausen anfangen - wenn das mit dem Direkt-Einzug in den Bundestag nicht klappt, versteht sich. Schmitt ist realistisch - und kämpferisch zugleich. Zu jung? „Das haben mich viele gefragt“, erzählt sie. Sie bekomme aber gerade deswegen auch viel Unterstützung.
Wer soll dafür bezahlen, soziale Ungerechtigkeit und Pflegenotstand zu mildern? „Die Vermögenssteuer muss her“, ist Schmitt klar. „Wir müssen die Reichen zahlen lassen“, findet sie.
Ist das radikal? Schmitt jedenfalls zählt sich innerhalb ihrer Partei jedenfalls nicht zu den gemäßigten. „Wir sind eher eine Oppositions-Partei“, findet sie. Regierungsbeteiligung? „Frage ist doch, mit wem?“ Rot-rot-grün oder grün-rot-rot seien für sie nicht richtig denkbar, „die anderen möchten es ja auch nicht“, glaubt sie.
Beleidigungen kommen mitunter von älteren Leuten
In der Zeit bis zum Beginn ihres Bufdi-Jahres heißt es nun Klinken putzen, „Flyer stecken“, Wahlplakate aufhängen, kurzum Wahlkampf. „Die Unterstützung ist groß, ich bin viel im Wahlkreis unterwegs.“ Dass ihr Konterfei schon in vielen Straßen hängt, daran hat sie sich mittlerweile gewöhnt. An Infoständen kommt sie mit den Leuten ins Gespräch. An Hass und Beleidigungen „gerade von älteren Leuten“ noch nicht ganz. „Das ignoriert man“, erzählt sie.
Ach ja: Und nebenbei ist Schmitt auch noch Gruppenleiterin bei der Bruchsaler KjG. Wie passt das zusammen? „Ganz gut“, findet sie. Wenngleich sie sagt: „Ich bin überhaupt nicht gläubig.“ Die katholische Jugend habe durchaus einige linke Forderungen auf ihre Agenda. Etwa Kinderrechte im Grundgesetz zu verankern.
Nachgehakt
Was ist Ihr Lieblingsplatz im Wahlkreis? Der Schlossgarten Bruchsal
Was war Ihre schönste Reise? Ein Urlaub 2018 in London
Lieber Hund oder Katze? Katze
Welches Buch haben Sie zuletzt gelesen? Die Hexenjägerin, der Zirkel der Nacht
Welche besondere App haben Sie installiert? Fluffychat
Was ist Ihre Lieblingsband oder -Musik? Punk, vor allem ZSK, Betontod, Mal elevé und Sookee
Was für ein Auto fahren Sie? Ich habe keinen Führerschein, nur ÖPNV und Fahrrad