Skip to main content

Köln als Vorbild

Alt-Bundespräsident Joachim Gauck spricht in Bruchsal über Toleranz

Alt-Bundespräsident Joachim Gauck hat in Bruchsal über das Thema Toleranz gesprochen. Als gelungenes Beispiel dafür führt er die Stadt Köln an. Dort löse Zuwanderung keine Angst aus.

Joachim Gauck im Bruchsaler Schloss.
Joachim Gauck im Bruchsaler Schloss. Foto: Stephan Gilliar/Dr. Bertold-Moos-Stiftung

Alt-Bundespräsident Joachim Gauck hat auch nach seiner Amtszeit etwas zu sagen. Der 82-Jährige ist ein streitbarer Geist, wie er am Mittwochabend in Bruchsal unter Beweis gestellt hat. Gauck kam auf Einladung der Dr. Bertold-Moos-Stifung zu den Bruchsaler Schlossgesprächen und sprach über Toleranz. So wie er sie versteht.

Toleranz bedeute nicht, mit allem und jedem einverstanden zu sein. Sondern zu streiten. Gauck nennt das kämpferische Toleranz. Er hat das gelernt, lernen müssen in seinem Leben. Der evangelische Theologe war in der DDR-Zeit Pastor in seiner Heimatstadt Rostock. Während und nach der Friedlichen Revolution 1989 kam er wie viele andere DDR-Bürger in die Politik.

Tolerieren heißt nicht automatisch mögen

Was Toleranz für ihn bedeutet, machte er am Umgang mit unliebsamen politischen Gegnern fest. Dass Abgeordnete der PDS – der Ex-SED – 1990 in der ersten frei gewählten Volkskammer der DDR saßen, war für ihn ein Ärgernis. Das waren ja die, die man loswerden wollte. „Aber sie sind frei gewählt worden, Du musst das akzeptieren.“ Tolerieren heiße nicht, den anderen mögen zu müssen.

Wie bei der PDS 1990 verhält es sich heute mit der AfD. Für Gauck ist diese Partei völlig überflüssig. „Ich kann mit denen nix anfangen.“ Aber dass ihnen die anderen Parteien den Posten des Bundestagsvizepräsidenten verweigern, hält er nicht für richtig. Damit mache man sie nur zu Opfern. „Ich mag sie nicht, aber sie sollen dieselben Rechte wie die anderen Parteien haben.“

Demokratie sei keine Veranstaltung, bei der man nur an runden Tischen sitze und miteinander Tee trinke. Auch könne man nicht auf „weise Fürsten“ vertrauen, die alles regeln. Nein, man müsse streiten.

Gauck bezeichnet in Bruchsal Köln als Vorbild

Gleichwohl sieht Gauck, dass sich viele Menschen mit dem ständigen Wandel schwertun. Gerade auch im Osten der Republik. Das sei aber keine Feindschaft gegenüber der Demokratie, sondern eine „Unvertrautheit mit den Möglichkeiten der offenen Gesellschaft“.

Das beste Beispiel von Toleranz findet Gauck in Köln. Dort löse Zuwanderung keine Angst aus. In der Domstadt gelte das Prinzip: Leben und leben lassen. „Die feiern ihren Karneval weiter, ihre Bands singen so, als gäbe es kein Morgen. Sie alle bleiben Kölsch, obwohl sich alles vermischt. Das geht!“ In Sachsen gelinge das leider nicht.

nach oben Zurück zum Seitenanfang