In Bruchsal gibt es - noch - alte Arbeitersiedlungen, die man perfekt als Kulisse für 50er-Jahre-Filme nutzen könnte. Das sind große, heute ziemlich heruntergekommene Wohnbaracken, in deren Hinterhöfen die Kinder spielen und wo die Wäsche über dem Flur flattert.
Die Kehrseite der Medaille beschreibt eine Bewohnerin der Siemenssiedlung, als sie erfährt, dass die alten Gebäude vielleicht bald saniert oder erneuert werden könnten. „Das wird aber auch Zeit. Die Wohnungen sind extrem hellhörig. Wir haben uns schon oft um eine andere Unterkunft beworben.“ Erfolglos bisher.
„Das wird aber auch Zeit. Die Wohnungen sind extrem hellhörig.“Bewohnerin der alten Siemenssiedlung
Doch jetzt könnte Bewegung in die Sache kommen. Der Bruchsaler Gemeinderat will das Gebiet mit den städtischen Sozialwohnungen zwischen Hockenheimer und Karlsdorfer Straße untersuchen lassen. Ziel der von Bund und Land geförderten Maßnahme soll die Erneuerung des Quartiers sein.
Dabei könnten bis zu zwei Millionen Euro an Fördergeld fließen. Vorbild für die alte Siemenssiedlung - die wie der Name verrät - einst für die Siemensarbeiter gebaut wurde und heute der Städtischen Wohnbau-Gesellschaft gehört, wäre das Bruchsaler Gebiet Weidenbusch.
Wie einst die Firma Siemens aus Bruchsal verschwand - so könnten auch die alten Mehrfamilien-Wohnriegel irgendwann der Vergangenheit angehören.
Im Weidenbusch entstehen 82 neue Wohnungen
Im Weidenbusch ist man schon mindestens zwei Schritte weiter. Der erste Bauabschnitt des Großprojektes ist nahezu bezugsfertig. Die Bruchsaler Wohnbau hat ihre alten Baracken abreißen lassen und baut nun 82 neue Wohnungen mit bis zu fünf Zimmern. 71 davon sind sozialgebunden, das heißt, sie stehen etwa Sozialhilfeempfängern zur Verfügung.
Mindestens 17 Millionen Euro nimmt sie dazu in die Hand. Die Wohnfläche wurde auf der selben Grundfläche verdoppelt.
Gebaut werden vier jeweils L-förmige Mehrfamilienhäuser, die in der Mitte eine große Grünfläche haben. Viel Lob gab es im Gemeinderat für dieses Projekt und für Stadtkämmerer Steffen Golka. Er führt die Wohnbau im Moment noch kommissarisch und hat die Bilanz der städtischen Tochter vorgestellt.
Sie hat 2019 mit einer schwarzen Null abgeschlossen. Golka hat die Geschäfte von Gunnar Geßner übernommen, der nur kurze Zeit im Amt war.
Jesus Morales kehrt zurück
Sein Nachfolger ist ein bekanntes Gesicht: Jesus Morales kehrt zurück, der vor Geßner bereits Geschäftsführer war. Mit ihm soll die Bruchsaler Wohnbau dann ihre Erfolgsgeschichte fortsetzen, so der Tenor der Stadträte. Dass im Weidenbusch moderner Sozialwohnungsbau realisiert wird und vielleicht irgendwann auch in der Siemenssiedlung, wurde mehrheitlich begrüßt, ebenso die Arbeit der Wohnbau.
Die ersten Mieter, die vom Weidenbusch wegziehen mussten, weil ihr Haus abgerissen wurde, können bald wieder zurückziehen. Viele hätten das Angebot gerne angenommen, berichtet Golka. Viel Lob für diese Entwicklung gab es von Raimund Glastetter (CDU). „Hut ab, großartig, was Sie geleistet haben.“ Ähnlich äußerten sich andere Stadträte, die begrüßten, dass das Thema sozialer Wohnungsbau endlich wieder vorankommt.