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Steigende Corona-Zahlen

Angst in Bruchsal vor erneuten Kita-Schließungen im Herbst ist groß

Nach dem Spagat zwischen Homeoffice und Kinderbetreuung sind die Eltern froh, dass die Kindergärten wieder offen haben. Doch nun droht die Erkältungszeit und die Frage, ist das schon ein Corona-Symptom.

Unter Bruchsaler Eltern ist die Angst vor erneuten Kita-Schließungen groß.
Unter Bruchsaler Eltern ist die Angst vor erneuten Kita-Schließungen groß. Foto: Peter Kneffel/dpa

Eltern mit Masken bei der Übergabe, Fiebermessen am Eingang, getrennte Hofpausen und eine strikte Trennung der Gruppen: Seit Ende Juni gelten in Kindergärten verschärfte Hygienebestimmungen und Maßnahmen zur Eindämmung des Corona-Virus. „Die Regelungen sind eingespielt und werden akzeptiert“, hat Daniela Schulte beobachtet, langjährige Elternbeiratsvorsitzende im Bruchsaler Kindergarten St. Anton und seit zwei Jahren auch im Sprecherteam des Gesamtelternbeirats aktiv: „Die Eltern sind froh, dass die Kindergärten überhaupt wieder geöffnet haben“, so Schulte im BNN-Gespräch.

Nur wenige Fälle von freiwilliger Quarantäne

Das gilt nach der Sommerpause und der Rückkehr vieler Urlauber – auch aus Risikogebieten – erst recht. „Wir haben vorsichtshalber einen Test gemacht, der war zum Glück negativ“, erzählt Thomas Böker, Elternbeirat im Kindergarten Merlin in Bruchsal, nachdem alle in der Familie nach dem Urlaub etwas gekränkelt haben.

Wie in den Schulen auch, müssen Eltern in Kindergärten eine Erklärung abgeben, dass kein Kontakt zu einer infizierten Person, Corona-Symptome oder eine Reise in ein Risikogebiet gab. Birgit Stork, stellvertretende Leiterin der Verrechnungsstelle für katholische Kirchengemeinden in Bruchsal, sind nur wenige Fälle in den 65 katholischen Kindergärten im nördlichen Landkreis bekannt, in denen sich Familien sicherheitshalber in Quarantäne begeben haben.

Für jeden banalen Infekt haben die Kindergärten einen Abstrich gefordert
Bernhard Zehe / Kinderarzt

Erheblich zur Beruhigung der Situation hat ein Faltblatt des Landesgesundheitsamtes beigetragen, das seit August genau klärt, mit welchen Symptomen Kinder zu Hause bleiben müssen. „Für jeden noch so banalen Infekt haben die Kindergärten vor dem Sommerferien einen Abstrich gefordert“, sagt Kinderarzt Bernhard Zehe aus Bruchsal.

Bei ihm und seinen Kollegen haben sich die Eltern deshalb die Klinke in die Hand gegeben. Auch erfahrene Eltern, die mit normalen Infekten umgehen können – nun aber trotzdem ein Attest benötigten.

Angst der Eltern vom dem Herbst ist groß

Mit der landesweiten Regelung, dass ein Kind mindestens einen Tag fieber- und symptomfrei sein muss und dann ohne Attest wieder eine Kita besuchen kann, habe sich die Situation in den Praxen wieder entspannt. „Jetzt wissen alle Eltern, wie sie sich bei welchen Symptomen verhalten müssen“, sagt Natalia Winkler aus Bruchsal, Elternbeiratsvorsitzende in St. Raphael, erleichtert.

Nach ihrer Einschätzung sei bei den Eltern die Angst groß, dass im Herbst eine Einrichtung wegen eines Corona-Falls schließen oder eine ganze Gruppe in Quarantäne gehen müsse. Kinderarzt Zehe plädiert für eine realistische Einschätzung der Lage: „Die Gefahr in der Region ist überschaubar.“ Masken-Verweigerer habe er in der Praxis noch nicht erlebt. Insgesamt verhalten sich nach seiner Beobachtung die Eltern sehr vernünftig.

Diese Einschätzung teilen die katholischen Kindergärten in der Region, so jedenfalls die Rückmeldung in der Bruchsaler Verrechnungsstelle. Sie ist Träger von 65 Einrichtungen, in denen 5.000 Kinder betreut werden. Getrennte Eingänge würden ebenso selbstverständlich genutzt wie Sicherheitsabstände gewahrt. „Die Eltern haben keine Interesse daran, dass es wieder zu einem Lockdown kommt“, so Birgit Stork. Rahel Gerber, Abteilungsleitung Kita-Geschäftsführung beim Evangelischen Verwaltungs- und Serviceamt (VSA) Mittelbaden, berichtet nur von „vereinzelten Diskussionen“ mit Eltern über das Thema „Symptomfreiheit“.

Den Alltag so normal wie möglich gestalten

Elternbeirätin Daniela Schulte ist ihrerseits vom „Herzblut“ begeistert, das die Erzieherinnen in die neuen, festen Gruppen stecken. Trotz der Vielzahl von Änderungen werde versucht, den Alltag so normal wie möglich zu gestalten, hat Natalia Winkler festgestellt. Für ihren Sohn sei das alles kein Problem.

Schwierigkeiten dürfte es aber im Herbst beim Personal geben, so die Einschätzung der Elternbeiräte: Dann nämlich, wenn es wegen Krankheitsfällen unter den Erzieherinnen vermehrt Ausfälle gibt. Wegen der strikten Trennung der Gruppen ist es nicht mehr so einfach möglich, Erzieherinnen auszutauschen oder Gruppen zeitweise zusammen zu legen.

Bereits jetzt sind knapp zwei Prozent der 1.400 Erzieherinnen in katholischen Kindergärten wegen Risikofaktoren freigestellt. Beim VSA Mittelbaden, das für 35 evangelische Einrichtungen mit 2.700 Kindern zuständig ist, wurden deshalb Tandemgruppen gebildet. Die Erzieherinnen sollen sich vertreten und die Eltern wurden informiert, dass es schneller zu Schließungen kommen kann.

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