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Vortrag bei CDU-Empfang

Antisemitismusbeauftragter: Durch den Denkort bekommt Bruchsal eine zweite Chance

Wehrhaft sein, Vielfalt annehmen: Im Kampf gegen den Antisemitismus im Land findet Michael Blume klare Worte. Auch auf Bruchsals einzigartige Geschichte geht er ein. Den geplanten Denkort Fundamente nennt er eine zweite Chance.

Michael Blume, Antisemitismusbeauftragter des Landes, Neujahrsempfang CDU Bruchsal
Michael Blume, Antisemitismusbeauftragter des Landes, sprach beim Neujahrsempfang des CDU-Stadtverbandes Bruchsal über Antisemitismus im Föderalismus und ging auch auf den geplanten Denkort Fundamente ein. Foto: Nicole Jannarelli

Wegen des geplanten Denkorts Fundamente in Bruchsal hat sich Michael Blume schon häufiger mit der Stadt am Saalbach beschäftigt. Jüdisches Leben soll dort wieder sichtbar werden, außerdem eine Bildungsstätte entstehen.

Bei seinem jüngsten Besuch hatte der Antisemitismusbeauftragte des Landes (CDU) daher eine klare Botschaft: „Der heutigen Feuerwehr kann man keinen Vorwurf machen. Sie ist nicht schuld, dass die Synagoge verbrannt ist.“

Aber heute könne man gemeinsam lernen, damit Hass und Antisemitismus nicht mehr passieren. „Und dass Anderssein okay ist.“ Davon profitiere die Gemeinschaft.

Blume lockt viele Gäste zur Bruchsaler CDU

Erstmals seit der Corona-Pandemie lud der CDU-Stadtverband zu einem klassischen Neujahrsempfang ein.

Vorsitzender Thorsten Schwarz zeigte sich begeistert von den vielen Zuhörern im Heisenberg-Gymnasium, zu denen auch Gemeinderäte unterschiedlicher Parteien und Bruchsals Oberbürgermeisterin Cornelia Petzold-Schick (parteilos) gehörten. Ebenfalls im Publikum Bundestagsabgeordneter Olav Gutting, Landtagsabgeordneter Ulli Hockenberg und sein Hockenheimer Kollege Andreas Sturm.

Bruchsals Fall ist wohl einzigartig: Die Synagogen brannten deutschlandweit in der Pogromnacht, die Feuerwehren löschten nicht. Doch wohl nur hier wurde danach auf diesen Ort der Zerstörung ein Feuerwehrhaus gebaut.

Mit dem Denkort bekomme die Stadt eine zweite Chance. „Schon zu Zeiten der Pest wurde in Bruchsal die jüdische Gemeinde vernichtet. Und heute wollen die israelitischen Religionsgemeinschaften ein Bildungszentrum hier bauen“, stellte Blume gegenüber.

Was Föderalismus mit Antisemitismus zu tun hat

Ein zentraler Punkt seines Vortrags: Warum gerade der EU-Alpenraum, zu dem auch Baden-Württemberg zähle, anfälliger sei für Antisemitismus als andere Regionen.

Ursache sei der starke Föderalismus in dieser Region, die rund 80 Millionen Menschen umfasse und mehr als 40 Parlamente. „Hier denken die Leute, Kommunalpolitik ist die eigentliche Politik.“ Selbstorganisation und Selbstverwaltung seien eine große Stärke, die sich im Engagement in Vereinen, bei der Feuerwehr oder in den Parteien äußere.

„Dennoch macht uns das nicht zu besseren Menschen.“ Denn andererseits könne der Föderalismus auch abschottend und ausgrenzend werden. „Da liegen das Höchste und Tiefste ganz nah beieinander.“

Antisemitismus immer ein Angriff auf Bildung

Antisemitismus sei immer auch ein Angriff auf die Bildung. Werner Heisenberg, Namensgeber des Bruchsaler Gymnasiums, wurde als „weißer Jude“ beschimpft, da er sich in seiner wissenschaftlichen Arbeit nicht von den Theorien des jüdischen Physikers Albert Einstein abwendete. Solche Relativitätskritiker gebe es heute noch, betonte Blume: „Die sagen, das kann nicht stimmen, weil es jüdisch ist.“

Wir müssen wehrhafter werden.
Michael Blume, Antisemitismusbeauftragter des Landes

Seine Forderung: „Wir müssen wehrhafter werden.“ Das sei auch ein Grund, warum er den Nachrichtendienst Twitter verklagt habe. „Hass darf kein Geschäftsmodell sein“, so Blume.

Durch die Klimakrise werde die Region geprüft werden, würden mehr Menschen bei uns Zuflucht suchen. Dafür müsse der richtige Umgang gefunden werden. Am Ende appellierte Blume an seine Parteikollegen in Bruchsal: „Bleiben Sie im Dialog, genießen Sie die Vielfalt.“

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