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Gedenkfeiern in der Region

Kritische Töne beim Volkstrauertag in Bruchsal: Soldat bemängelt Zustand der Bundeswehr

Durch den Ukraine-Krieg gewinnt der Volkstrauertag an Aktualität. In das Gedenken in Bruchsal mischten sich auch kritische Töne. Ein Soldat beklagte den Stellenwert der Bundeswehr.

Bruchsals Oberbürgermeisterin Cornelia Petzold-Schick beim Gedenken an die gefallenen Soldaten der beiden Weltkriege am Volkstrauertag am 13. November 2022.
Oberbürgermeisterin Cornelia Petzold-Schick erinnerte bei einer Zeremonie am Volkstrauertag auf dem Friedhof an die Opfer von Kriegen und Gewalt. Foto: Dominic Körner

Am Volkstrauertag haben Gemeinden, Verbände und Bürger in der Region der Kriegsgefallenen und Opfer des Nationalsozialismus gedacht. In Bruchsal besuchten rund 70 Menschen die Gedenkfeier in der Aussegnungshalle auf dem Friedhof.

Oberbürgermeisterin Cornelia Petzold-Schick (parteilos) betonte in ihrer Ansprache die Bedeutung des Volkstrauertages. „Wir sind dafür verantwortlich, dass wir aus dem Kreislauf aus Kriegen und Gewalt ausbrechen“, sagte Petzold-Schick.

Es sei wichtig, „dass die jüngere Generation die Tradition des Gedenkens weiterträgt“. Die Zeitzeugen des Zweiten Weltkrieges seien „bald nicht mehr da“.

Die Rathauschefhin ging in ihrer Rede auch auf den Krieg in der Ukraine ein. „In diesem Jahr ist etwas anders: Wir haben wieder einen Krieg in Europa“, sagte Petzold-Schick.

Oberfeldwebel der Bundeswehr spricht über seine Auslandseinsätze

In Deutschland könnten die Menschen noch immer in Frieden und Sicherheit leben. „Aber wir dürfen nicht zu bequem werden“, sagte Petzold-Schick. „Der erste Schritt gegen das Vergessen ist das Gedenken.“

Alexander Born, Hauptfeldwebel bei der Bundeswehr, berichtete mit eindrücklichen Worten von seinen Auslandseinsätzen in Afghanistan, Mali und auf dem Mittelmeer. „Für uns Soldaten steht der Auftrag über allem“, betonte Born.

Unsere Verantwortung gilt dem Frieden.
Maja Hermes, Schülerin des Heisenberg-Gymnasiums in Bruchsal

Gleichzeitig übte er deutliche Kritik an der Politik und am Zustand der Bundeswehr. „Die Ausbildungsqualität hat stark nachgelassen“, sagte Born. Sie befinde sich auf einem „lächerlich niedrigen Niveau“.

Auch die Einstellung vieler junger Soldaten habe sich verschlechtert. „Viele Kameraden sind auf die Entbehrungen des Einsatzes nicht vorbereitet“, kritisierte Born.

Die Politik wisse Bescheid, unternehme dagegen aber nichts. „Mehr als die mediale Selbstdarstellung ahnungsloser Politiker passiert nichts“, sagte Born.

Maja Hermes, Elftklässlerin am Heisenberg-Gymnasium, sprach über ihre Eindrücke beim Besuch einer Gedenkveranstaltung im französischen Gurs. Dort hatten die Nationalsozialisten ein großes Internierungslager betrieben. „Unsere Verantwortung gilt dem Frieden“, sagte Hermes.

Diakon Bernhard Wilhelm ermunterte die Zuhörer, „unsere Zukunft in die Hände Gottes zu legen“. Auch in schwierigen Zeiten gelte: „Gott ist bei uns.“

Im Anschluss der Gedenkveranstaltung, welche die Stadtkapelle Bruchsal musikalisch umrahmte, zogen die Teilnehmer zur Kranzniederlegung zum Ehrenmal für gefallene russische Soldaten und den Gedenkstätten für die beiden Weltkriege.

Bürgermeister Eheim erinnert in Graben auch an die Nazi-Opfer

Bei einer Gedenkzeremonie am Ehrenhain in Graben, begleitet vom Posaunenchor Graben und dem Gesangverein „Liederkranz“ Graben, erinnerte Bürgermeister Christian Eheim (SPD) an die Opfer der Weltkriege, von Gewalt, Rassismus und Antisemitismus. Der Krieg in der Ukraine zeige, „wie zerbrechlich der Frieden und die Demokratie sind“.

Die Städte und Dörfer, die heute von den Russen angegriffen würden, seien bereits im Zweiten Weltkrieg von den Nazis bombardiert worden. „Wir tragen die historische Verantwortung, nie wieder gleichgültig gegenüber den Opfern von Kriegen zu sein“, unterstrich Eheim. Daran erinnerten die vielen Toten beider Weltkriege.

Wenn Menschen heutzutage an den Ersten und Zweiten Weltkrieg dächten, dann vor allem an Frankreich und Russland. Dies zeuge von Unkenntnis, sagte Eheim. Auch auf dem Gebiet der heutigen Ukraine und von Belarus seien unzählige Menschen von den Nazis getötet worden.

Man sei es ihnen schuldig, dafür zu sorgen, dass künftig alle Menschen in Frieden leben könnten. „Die Toten mahnen uns zur Übernahme von Verantwortung“, so Eheim.

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