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Arsen wohl ungefährlich

„Ein Bürgermeister muss integer sein“: Reaktionen auf das Ende des Erdwall-Dramas in Bad Schönborn

Die Posse um einen Erdwall in Bad Schönborn hat einen Abschluss gefunden: Bürgermeister Klaus Detlev Huge lässt den Wall abtragen und bezahlt die Beseitigung aus eigener Tasche. Doch die Geschichte hat zu lange gedauert, das Thema schwelt weiter.

Erdwall
Der umstrittene Erdwall an der B 292 in Bad Schönborn-Langenbrücken. Bürgermeister Klaus Detlev Huge werde den Auftrag zum Rückbau privat bezahlen, teilte die Gemeinde mit. Foto: Petra Steinmann-Plücker

Von Petra Steinmann-Plücker

„Endlich ist der Groschen gefallen!“, so lautet eine Facebook-Reaktion auf die Meldung aus dem Bad Schönborner Rathaus, dass Bürgermeister Klaus Detlev Huge den Rückbau des Erdwalls an der B 292 aus eigener Tasche bezahlen wird. Während die SPD-Fraktion erklärt, man könne „die Kommunikation und die Art und Weise der schnellen Sicherung einer Gefahrenstelle kritisieren“, aber der Bürgermeister übernehme Verantwortung und werde die Kosten tragen, und außerdem nach wie vor akuten Handlungsbedarf gegen „illegale Abfahren“ sieht, sehen das die übrigen Gemeinderatsmitglieder anders.

„Der jetzt vollzogene Sinneswandel von Bürgermeister Huge war längst überfällig“, urteilt die CDU-Gemeinderatsfraktion, weist aber gleich auch darauf hin, das ändere nichts daran, dass der „Alleingang und vor allem die Verknüpfung privater mit gemeindlicher Interessen“ falsch sei. Und: „Wir werden den Rückbau sehr genau beobachten, denn es muss schergestellt sein, dass der Gemeinde auch wirklich keinerlei Kosten entstehen“.

Ein „Affront” gegen den Gemeinderat?

Weiter spricht die CDU-Fraktion von einer „Nacht- und Nebel-Aktion“ des Bürgermeisters, von einem „Affront gegen den Gemeinderat“ und „Gefährdung jeglicher vertrauensvollen Zusammenarbeit“. Die Grüne Liste bezeichnet den Erdwall-Vorfall gar als „Provinzposse“, das Verhalten des Bürgermeisters „war und ist ein Schlag in das Gesicht jeden einzelnen Bürgers und des Gemeinderates“. Auch sei der Gemeinderat „mehrfach angelogen worden“.

Die Kosten übernehme er jetzt „erst auf massiven Druck von oben“, aber das sei viel zu spät, denn „seinem Amt und sich selbst hat er undwiderruflich geschadet, sein Verhalten in diesem Fall ist eines Bürgermeisters in der heutigen Zeit unwürdig.“ Die Grüne Liste erwarte „eine vollständige Aussprache im Gemeinderat und eine Entschuldigung an die Einwohner Bad Schönborns“. „Erbost“ sei das Gros der Bürger, mit denen der gesprochen habe, berichtet Ulrich Haßfeld, Vorsitzender der Freien Wähler-Gemeinderatsfraktion.

„Das Verhalten des Bürgermeisters schreit zum Himmel“, findet er, denn er müsse sich „schlicht und einfach integer verhalten, und das mehr als der Normalbürger“. Jetzt müsse der Gemeinderat darauf achten, dass Bürgermeister Huge auch tatsächlich selbst zahlt. Außerdem stünden die Kosten für die Modellierung des Walls durch Gemeindemitarbeiter von Bauhof und Gärtnerei, den Maschineneinsatz und den Gras- und Blumensamen noch im Raum.

Andere sehen Kostenübernahme als „ersten richtigen Schritt”

Für die Unabhängige Bürgerliste Bad Schönborn (UBBS) sei die private Kostenübernahme „zumindest der erste richtige Schritt“, so Fraktionsvorsitzender Miro Pivac. Allerdings vertritt er auch die Meinung, dass nicht Einsicht, sondern „Druck von allen Seiten“ den Bürgermeister zum Zahlen bewegt hat.

Pivac bemängelt, es habe „keinerlei Transparenz“ in der Sache von Seiten Huges gegeben, stattdessen habe er „versucht, den Gemeinderat an der Nase herumzuführen“. Neben dem „erneuten Vertrauensbruch zwischen Bürgermeister und Gemeinderat“ führt Maximilian Leitzig von der Jungen Liste (JL) vor allem die Überraschung darüber ins Feld, dass sie aus den Medien erfahren mussten, „dass es sich bei der Erde um belastetes Material handelt“ und sprach damit die Einstufung der Bodenproben durch das Landratsamt aufgrund des Arsengehalt als „Z.1.1“ an.

Arsen wohl nicht gefährlich für Lebewesen und Umwelt

Auf Nachfrage dieser Zeitung beim Umweltdezernat führt dessen Leiter Jörg Menzel an, dass es sich dabei nicht um Altlasten, sondern um eine häufig natürlich vorkommende Belastung des Erdreichs handle, „die für Mensch, Tier und Grundwasser keinerlei Gefährdung darstelle“. Aber es widerspreche dem ökologischen Gedanken und es dürfe eben für solche Zwecke nur völlig unbelastetes Material verbaut werden.

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