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Interview mit Touristikleiter

„Gewerbesteuerschwache Gemeinde“: Tourismus bleibt wichtiger Wirtschaftsfaktor in Bad Schönborn

Tourismus ist für Bad Schönborn eine wichtige Einnahmequelle. Derzeit steht die Gemeinde auf Platz 11 unter den 63 Kurorten in Baden-Württemberg. Was sie attraktiv macht.

Bild von Klaus Heinzmann, Leiter der Tourist Information Bad Schönborn
Wie der Touristikleiter Klaus Heinzmann die Lage in Bad Schönborn einschätzt. Foto: Jan Bürgermeister

Bad Schönborn hat trotz der Corona-Einschränkungen in den vergangenen drei Jahren nicht wesentlich an Attraktivität als Kurort verloren.

Der Leiter der Tourist-Information Klaus Heinzmann beantwortet Fragen zur aktuellen Situation und zu geplanten Aktivitäten.

Wie stellt sich momentan die Tourismuslage in Bad Schönborn dar?
Klaus Heinzmann

Gemessen an der Anzahl der Übernachtungen sind wir in der Region Kraichgau-Stromberg unangefochten die Nummer 1 im Betrachtungszeitraum der letzten drei Jahre. Knapp 43 Prozent aller Übernachtungen von Bruchsal bis Bietigheim-Bissingen finden in Bad Schönborn statt. Auch verglichen mit den Kurorten in der Umgebung wie Bad Wildbad, Bad Rappenau oder Bad Herrenalb liegen wir mit unseren Übernachtungszahlen an der Spitze. Besonders stolz bin ich darauf, dass Bad Schönborn nach wie vor Platz 11 unter den 63 Kurorten in ganz Baden-Württemberg behauptet.

Woran liegt das?
Heinzmann

Zum einen muss man natürlich ganz klar sagen, dass in Bad Schönborn als Reha-Standort gut 90 Prozent der Übernachtungen auf die Kliniken entfallen. Deren Belegung war auch über die Corona-Zeit hinweg stabil. Zum anderen war auch der Wellmobilplatz recht gut mit Wohnmobilisten besucht. Hier haben wir zwar noch nicht die Auslastung von 2019 erreicht, aber das mag in diesem Jahr auch am Hitzesommer gelegen haben. Betrachtet man die Zahlen für die Kliniken, die Wohnmobil- und andere Urlaubsgäste haben wir dieses Jahr Ende Juli schon 78 Prozent des Niveaus von 2021 erreicht.

Das klingt vielversprechend. Welche Bedeutung hat der Tourismus für Bad Schönborn?
Heinzmann

Bad Schönborn ist ja eine eher gewerbesteuerschwache Gemeinde. Deshalb spielt der Tourismus eine herausragende, wenn nicht die wichtigste Rolle als Wirtschaftsfaktor. Nach den Kennzahlen des deutschen wissenschaftlichen Instituts München sind 2019 rund 24 Millionen Euro aus dem Tourismus direkt in den Bad Schönborner Wirtschaftskreislauf geflossen. Knapp 70 Prozent davon kommen von den Tagesgästen in der Therme und im Sole Aktiv Park. Und in dieser Betrachtung fehlen die Umsätze aus den Kliniken, deren Patienten ja oft auch Begleitpersonen mitbringen.

Welches ist die größte Herausforderung für Sie und Ihr Team in der TI?
Heinzmann

Ganz klar: Der Rückgang der Beherbergungsbetriebe. Vor 20 Jahren hatten wir noch 50 inzwischen sind es nur noch 26, weil so viele Vermieter altersbedingt aufgegeben haben. Es fehlt schlicht an den Hotel Garni Gästehäusern. Das ist schon eine besorgniserregende Entwicklung. Dadurch verschiebt sich unsere Arbeit in der TI immer mehr hin zu einem Kulturbüro beziehungsweise weg vom Übernachtungs- und hin zum Tagesgast. Aber hier sind wir als Team gut aufgestellt. Das hat jetzt auch gerade wieder das Ergebnis der freiwilligen Zertifizierung des Deutschen Tourismusverbandes durch einen unangekündigten, externen Prüfer gezeigt. Hier haben wir vor allem bei den Serviceleistungen für den Kunden und im Umgang mit dem Gast sehr gut abgeschnitten. Und das ist ja das Herzstück der TI.

Warum lohnt sich denn ein Tagesausflug nach Bad Schönborn?
Heinzmann

Weil wir immer wieder attraktive Veranstaltungsformate anbieten. Wir haben das Angebot in den vergangenen Jahren sehr verändert. Vor allem, um das neue Profil „Bad Schönborn meine Natur“ mit Leben zu füllen und es konsequent in Angebote umzusetzen. Während Corona gab es zahlreiche Outdoor-Aktivitäten, von den Open-Air-Kunstausstellungen mit der Kukuk-Gruppe über die musikalischen „Sternstunden am See“ bis hin zum Kunsthandwerkermarkt oder der Mondscheinparty in den Weinbergen. Alleine 2022 haben wir 60 neue Veranstaltungen platziert darunter Wildpflanzenexkursionen, Waldbaden oder Achtsamkeit im Park. Dabei haben wir das große Glück, dass wir die Qualifikation für die Durchführung im eigenen Team haben und mit lokalen Netzwerkpartnern zusammenarbeiten können. Egal, ob es um Streuobst, Musik, Kunst oder Gesundheit geht.

Was ist für das nächste Jahr geplant?
Heinzmann

Wir haben vor allem neue Angebote im Sinne unseres Profils geschnürt. Dazu gehören zum Beispiel die Pauschalen „Lebensfreude und Kräuterglück“ und „Naturkraft Resilienz“, die zwei Übernachtungen und ein Kurzseminar beinhalten. Dann wird jetzt am 2. Dezember der Spatenstich für die Anlage mit essbaren Wildpflanzen auf einem bisher noch brachliegenden Grünstreifen im Sole Aktiv Park erfolgen. Damit wollen wir heimische Kräuter wahrnehmbar machen nach dem Motto „der Brennnessel den roten Teppich auslegen“. Wir werden mit digitalen Ortsrundgängen ein Projekt aus dem Smart-City-Arbeitskreis umsetzen und drei neue Rundwanderwege unter anderem mit Östringen und Malsch ausschildern.

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