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130 Fälle in Bad Schönborn, Waghäusel und Östringen seit Dezember

Nach der gewaltigen Corona-Welle hoffen Kraichgauer Pflegeheime auf Normalität

Seit Anfang Dezember hat es in drei Pflegeeinrichtungen in Bad Schönborn, Waghäusel und Östringen insgesamt 130 Corona-Fälle unter Bewohnern und Beschäftigten gegeben. Eine große Herausforderung für die Pflegekräfte, die ohnehin viele Überstunden angesammelt haben.

Kraichgauheim Mingolsheim
Massenausbruch im Kraichgauheim: Dort steckten sich 50 Bewohner und 34 Beschäftigte mit dem Corona-Virus an. Drei Bewohner starben. Nach den Quarantäne-Maßnahmen kommen jetzt die ersten Pflegekräfte wieder zurück. Es kehrt kurz vor Weihnachten ein Stück Normalität zurück. Foto: Martin Heintzen

Im Kraichgauheim in Mingolsheim gibt es allmorgendlich ein Ritual der Mitarbeiter: „Wir stehen zusammen und sagen, wir schaffen das“, erzählt Hausleiter Andreas Terhaar im BNN-Gespräch. Da ist es Donnerstag, und die schlimmste Phase liegt schon hinter den Beschäftigten des Wohlfahrtswerks. Wie bereits berichtet, wurden dort 50 der insgesamt 85 Heim-Bewohner positiv auf Covid-19 getestet. Drei sind danach gestorben. Auch 34 Beschäftigte hatten das Coronavirus. Ein echter Massenausbruch also, der möglicherweise auf eine Person zurückgeht, die zwar positiv, aber symptomfrei war.

Infektion von außen eingeschleppt

„Wenn sie einen Superspreader haben, dann sind sie verloren“, verweist Terhaar auf die Folgen, wenn ein Infizierter eine ungewöhnlich hohe Zahl von weiteren Menschen ansteckt. Keine leichte Zeit also für die Pflegekräfte, die ohnehin seit Monaten unter Druck stehen. Bis Anfang Dezember hat das Hygienekonzept im Kraichgauheim gegriffen. Der Heimleiter macht das daran fest, dass es in der Zeit des ersten Lockdowns dank des konsequenten Einsatzes von Mundschutz und Handschuhen weder die üblichen Erkältungen noch Durchfälle gegeben habe.

Am 4. Dezember zeigte ein Schnelltest die erste Infektion an, die möglicherweise von außen eingeschleppt wurde. Besucher werden grundsätzlich nur mit Masken ins Haus gelassen. Ob die dann auch noch in den Zimmern getragen werden, darauf habe man keinen Einfluss, bedauert er.

Die Mitarbeiter schieben einen Berg von Überstunden vor sich her.
Andreas Terhaar / Leiter des Kraichgauheims

Das Virus griff rasch um sich. Angesichts der Vielzahl von Infizierten sei es nicht möglich gewesen, diese zusammenzulegen. Die Betroffenen wurden deshalb in ihren Zimmern isoliert. Dabei habe man ständig im Kontakt mit dem Gesundheitsamt und der Heimaufsicht gestanden. Nur ausnahmsweise – bei Sterbefällen – konnten Angehörige ins Haus.

Derzeit sind von den 85 Bewohnern nur 69 in der Einrichtung. Die übrigen liegen noch im Krankenhaus, so Terhaar. Auch der Ausfall von 34 Pflegekräften stellt für die Einrichtung eine Herausforderung dar. Sie wurden ersetzt durch andere Mitarbeiter des Wohlfahrtswerks, das 20 Einrichtungen betreibt, oder über Leasing-Firmen.

Der regelmäßige Einsatz von Antigen-Schnelltests, der seit einigen Wochen schneller Infektionen anzeigen soll, sorgt für zusätzlichen Aufwand. „Mit täglich zwölf bis 14 Arbeitsstunden schieben die Mitarbeiter mittlerweile einen massiven Berg an Überstunden vor sich her“, erzählt der Heimleiter. Er sieht aber wieder Licht am Endes des Tunnels: Die ersten Mitarbeiter kehren aus der Quarantäne zurück.

Heiligabend mit FFP2-Maske

Auch in der Pro Seniore Residenz Am Wald in Waghäusel atmet man auf: „Am Montag werden alle 69 Bewohner und die Beschäftigten noch mal getestet“, so Pressesprecher Peter Müller vom Betreiber Pro Seniore. Wie bereits berichtet, wurden in der Einrichtung 18 infizierte Bewohner und zwei infizierte Pflegekräfte gezählt. Am 1. Dezember gab es den ersten positiven Fall. Daraufhin wurde das Haus samt Mitarbeiter in Quarantäne geschickt. Bis heute sind keine weiteren Fälle registriert worden.

Ob damit aber schon an Heilig Abend wieder Besuche in der Senioreneinrichtung möglich sind, hängt vom weiteren Verlauf nächste Woche ab: Möglicherweise kann ein Angehöriger für eine Stunde unter strengsten Sicherheitsmaßnahmen mit Schnelltest und FFP2-Maske zu Besuch kommen. „Wir wollen nicht, dass die Bewohner abgeschottet werden“, verweist Müller auf die Erfahrungen im ersten Lockdown, bei der die Bewohner drohten, zu vereinsamen. Mit diesen Schutzmaßnahmen hoffe man, die Zeit bis zu den Impfungen überbrücken zu können. Dafür werden bereits Listen zusammengestellt.

Zwei Sterbefälle im Haus Edelberg

Noch offen ist mit Blick auf Weihnachten die Situation im Haus Edelberg in Östringen. Dort sind von den 17 infizierten Bewohnern nur noch elf positiv, zwei Bewohner befinden sich noch im Krankenhaus. In Östringen hatte es ebenfalls am 1. Dezember den ersten positiven Befund bei einem Bewohner gegeben. Auch sechs Beschäftigte haben sich infiziert. Nach Angaben des Pressesprechers Bernhard Rössler gab es unter den Corona-Patienten auch zwei Sterbefälle. Die Betroffenen waren auf einem Stock isoliert worden.

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