Welche Lektüre Kristin Gaßner, Leiterin der Gemeindebibliothek Bad Schönborn, gegen Langeweile im Sommer empfiehlt.
Lesetipps für verregnete Tage
Verregnete Sommerferien, da hilft oft nur Lesen. Gibt es Nachfragetrends?
GaßnerBei uns haben sich nahezu 100 Kinder im Alter zwischen sechs und 12 Jahren zur landesweiten Aktion „Heiß auf Lesen“ angemeldet. Ausgehend von deren Nachfrage kann man sagen, dass bei den Leseanfängern naturgemäß dünne Bücher mit hohem Bildanteil im Vordergrund stehen. Wir verzeichnen aber generell ein großes Interesse an Büchern mit vielen Bildern, die einen lustigen Ton anschlagen. Vorbild ist hier Gregs Tagebuch von Jeff Kinney. Besonders begehrt und von unserem jungen Publikum ab acht Jahren sehr empfohlen ist die Comic-Reihe um Dog Man – Superheld, halb Mensch, halb Hund, im Kampf gegen Petey, die fieseste Katze der Welt. Auch der Youtuber Paluten hat eine Buchreihe auf den Markt gebracht, die schneller ausgeliehen ist, als wir sie wieder in die Regale einräumen können. Er kombiniert Witz und Spannung und führt in die Welt von Minecraft. Dazu muss man sagen, Comics sind oft der erste Schritt in eine lange und erfolgreiche Lesekarriere. Dauerbrenner bei Erwachsenen sind immer historische Romane und Krimis. Insbesondere die Bestseller von Sebastian Fitzek sind sehr gefragt.
Welche Titel empfehlen Sie?
GaßnerFür Erwachsene „Eine Frage der Chemie“ von Bonnie Garmus. Es ist ein witziges und facettenreiches Buch über eine exzellente Wissenschaftlerin, deren Karriere im universitären Milieu der 1950er Jahre von Männern verhindert wird. Ihr Wissen bringt sie in einer Kochshow an die Zuschauer und wird zum Vorbild für zahlreiche (Haus-)Frauen. Für Kinder verschafft „Ein Zesel zieht ein“ von Stephanie Schneider beim Lesen oder auch Vorlesen viel Freude. Die Geschichte um Buchhändler Grimm und seinen kleinen Freund Möhrchen ist eine Mischung aus Meister Eder, Pettersson, Findus und Pumuckl.
Und was lesen Sie selbst gerade?
GaßnerMein Lieblingsbuch und absolute Leseempfehlung ist „Wassermusik“ von T.C. Boyle. Eine intelligente und überbordende Lektüre, die nach „Gin und Afrika stinkt“, wie es der Schriftsteller Salman Rushdie ausgedrückt hat. Boyle hat diesen abenteuerlichen, bizarren und zugleich sehr tiefgründigen Roman, der in Afrika und London spielt, vor 30 Jahren geschrieben. Viele erfolgreiche Bücher sind ihm gefolgt.